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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Brinckmann, Justus: Der Verkauf der Paul'schen Sammlung in Hamburg
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0361

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717

Nekrologe.

718

einige wieder mehrere zusammcngehörige Stücke um-
sassen, sind Arbeiten der mannigfachsten Art: Schnitz-
arbeiten aus Buchhvlz, Elfcnbein und Bcrnstein, Fili-
gran- und Emailarbeiten; die Krvne aber sind die schvncn
Arbeiten aus gehauenein Eiscn, grvße Bcstccke für Küche,
Garten nnd Stall.

Auch untcr deni halben Hundert Mcdaillen sind
eine Auzahl Vvrtrefflicher Stückc; unter den Holzschnitzereicn
ragen ein gvtisches Kästchen, franzvsische Arbeit vvn
ca. >400, und ein dcutsches Buxmedaillvn mit dem Bild-
nis des Carchesius aus dem Äahre 1541 unter viclem
andercn Guten herdvr.

Das Hauptstück der Wachsarbeiten ist cine franzvsische
Schatulle der Zeit Henri II. niit farbigen Reliefs unter
Glimmcrblättern, gleich ausgezcichnct durch Feiuheit der
Arbeit und gute Erhaltung, wie durch die Gegenstände,
zum Teil Äebesscenen in der Tracht jener Zeit. Unter
den Lederarbeiten ragt ein feines franzvsisches Kvfferchen
aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts hervvr.

Arbciten in Stcin, Berglrystall, 2ade, Pcrlmnlter,
Schildpatt und Lack, wenige Webereien, darunter ein
guter burgundischer Wandteppich aus dem Anfange des
16. Zahrhunderts, bringen die Gesamtzahl der Stücke
auf 1544. Wenige Gemälde und eine kleine Biblivthek
von 125 Nummern, unter denen mchrerc, besvnderS
keramische Prachtwerke, machen den Beschluß.

Den deutschen Museen und Sammlern wird hier
wieder eine reiche Beute geboten; hvffentlich haben erstcre
nvch Mittel genng zur Versügung, um wenigstens einen
Teil der vielen museumswürdigeii Stücke der Paulschen
Sammlung in deutschen Landen zu jedermanns Nutzen
festzuhalten! Iustus Brinckmann.

Nekrologe.

Joliann Von Halbig k 2n der Nacht Vvm 28. aus
den 29. August starb in MUuchen der Bildhauer Zohann
von Halbig unerwartet an eineni Herzschlage. — 2n
seiner Familie war künstlerische Begabung zu Hause.
Sein Großvatcr Christian Halbig, ein schlichter Bauer
im Dorfe Heinert, Amt Haßsurt in Mittclfranken, kon-
struirte, vhne niusikalische Bildung genossen zu haben,
Vvrtreffliche Bivlinen, Klaviere, Stahlharmvnikcn und
daneben die fcinsten Tischlerarbeiten, ja er errichtete selbst
in der Kirche sciner Heiniat Altäre und ein sechs Fuß
hvhes Grabdenkmal für die Gemahlin cines Herrn von
Zurwcsten in der Kirche zu Haßfurt- Von seinen drei
Svhnen widmetcn sich 2ohann Adam nnd 2osef der
Kunst, und beide arbeitetcn nicht ohne Anerkennung an
den Kunststätten zn Bamberg nnd Ebrach.

Zohann v. Halbig war am 13. 2uli 1814 in
Donnersdorf, Bezirksamt Gerolzhvfen, als der Sohn
des obengenannten 2vsef Halbig geboren und erhielt von
demselben den ersten Unterricht im Zeichnen, besuchte
dann, 17 Zahre alt, die polvtechnische Schnle zu München
und später die Akademie der bildenden Künste daselbst,
und wußte bald durch seine künstlerischen Leistungen die

Anfinerksamkcit dcs Königs Ludwig I. anf sich zu lenken.
2m 2ahre 1845 ernannte ihn derselbe zuni Professvr
der Bildhauerkunst an dcr pvlytechnischcn Schnle nnd
verlieh ihm 1851 das Ritterkreuz erster Klasse des Ver-
dicnstvrdens vom hciligcn Michael.

Wic hvch der König den Künstler schätzte, beweisen
die zahlreichen Aufträge, die er ihm zuwandte; dieselben
bezogen sich in der erstcn Zeit fast nur auf Arbciten der
dekorativen Plastik, darnnter die großen in Stein ge-
haucnen Löwen vvr dcr Thüre der Pinakothek (1835),
zwei Karyatiden sür den Tanzsaal des FestsaalbaucS der
kvnigl. Residenz (1835), die Modelle der Rvma und
Minerva, welche in Stein ausgesührt das nördliche Thor deü
Münchener Hofgartens schmücken (1840). 2n dieselbe
Zeit fällt ein Hvchrelief fiir den Kunstverein in München,
dcn Kampf mit dem Drachen nach Schiller darstellend,
ferner das Modell eines Athleten, nach wclchem mehrere
7 iii hohe Bildsäulen für die Vvrhalle des kaiscrlichen
Mnseumö in St. Petcrsburg in Pvrphyr ausgcsührt
wnrden (1841). 2m Zahrc 1843 entstanden zwölf
Statnetten, Skizzcn zn kvlvssalen Figuren Raffaels,
Tizians, Rubens' rc. sür dasselbe Museuni 1847, eine
Reiterstatue des Erzherzogs Karl vvn Österreich, das
kolossale Löwenviergespann von 3,5 m Höhe aus dem
Siegesthvr in München, 1848 zwei kvlvssale Löwen für
das Hauptportal des Wittelsbacher Palastes und das
Modell des sogen. deutschen Reichspvkals in gvtischem
Stilc.

Eine nmfasscnde Sammlung seiner Schöpsnngen
findct sich a»f dcn Münchencr Kirchhöfcn, sv ein kolvs-
sales Kruzifix in Brvnzeguß im Campvsanto (1850),
das Denkmal des Generals Leistner, in Uniform anf dem
Sarkophage liegend, gefertigt im Auftrage des Prinzen
Karl von Bayern, die lcbcnsgroßc Statne des kvnigl.
Oberst-Stallmeistcrs Freiherrn v. Keßling, in Erzguß,
eine Gruppe, die Wohlthätigkeit darstellend, in Carrara-
niarmor als Denkmal der Fürstin Narischkin ansgesührt,
serner das Grabmal des Staatsrates v. Fischer, die
Standbilder der geheinien Räte I)r. v. Walther und
Or. v. Breslau, dann des Staatsrates vr. v. Herinann
in Kelheimer Marmor, des Glasmalerei-Znspektvrü
Max v. Ainmiller, niehrere Familicngrabmäler, darunter
cin Fricdensgenius für die Familie Brey, die Statue der
Religivn für die Familie v Schauß, cin betendcs Kind
in Carraramarmor für den Staatsrat Freiherrn v. d.
Pfordten, ein lebensgroßer Christus für das Grab des
Generals Grafen Vieregg in Carraramarmor, eine Büste
des Freiherrn v. Eichthal in glcichcm Matcriale für
dessen Grabkapelle, sämtlich auf dcm südlichen Friedhose,
dann zwei atlegorische Figuren, Glaube und Hvffnung
und cin Christus am Kreuze aus Kelhcimcr Marmvr,
im Auftrage der Stadtgemeinde München auf dem
nördlichen Friedhofe daselbst, 1870. Die Frauenkirche
bewahrt ein kolossales Kruzisix von seiner Hand.

2m Austrage des Königs Ludwig I. mvdettirte
Halbig die 18 Figuren der Hauptprovinzen Dentschlands
an der Befreiungshalle, deren eine im Gipsabguß im
Sydenhampalaste'zu London ausgestellt ist.

Weiter ist Halbigs Werk das Denknial Maximi-
lians II. in Lindau, dcssen Standbild im Kostüme des
St. Hubertusordens, unten am Sockel vier sitzende
Figuren (1854), dann ebenda das bayerische Landes-
ho'heitszeicheri, der kolossale Löwe am Hafeneingange. Uni
die größte Naturwahrhcit zu erzielen, ließ Halbig auö -
 
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