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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Aus dem Saale der Pergamenischen Bildwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0367

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,7. Iahrgang.

Beiträge

sind an ssrof. Dr. L. von
Lützow (Wien, There-

5. October

Nr.

Inscrate

ü 25 ssf. für die drei

s882.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.



Bo» dicscr Nuninicr an crscheint die Kunstchronik wiedcr allc 8 Tage. Mit dcr nitchsten Nuinmcr lnuft dcr

17. Jahrgang ab.

Aus dcin 5aale der jDergainenischen Bildwerke.

Berlin, Mitte September 1882.

Die Miihe und das Geschick, mit welchem sich die
Verwaltung des Berliner Museums (Conze) der wcchr-
lich nicht leichten Ausgabe untcrzieht, sür den smdarras
cks riobsWs der aus der pergamenischen Akropolis ge-
fundenen Schätze Ranm zu schaffen, verdient unsere
vollste Ancrkennnng. An der schmalen Hinterwand
des länglichen „assyrischen" Saales unseres alten
Museums, welcher dem größeren Teile des Giganten-
frieses und den kleineren Skulpturen eine provisorische
Unterkunft geboten hat, sind einstweilen eine Anzahl
freier statuarischer Werke aufgestellt wordeu, welche es
wohl verdienen, daß wir uns mit ihnen beschäftigen.
Zuvörderst nehmen zwei Athenabilder unser Jnteresse
in Anspruch, ein kolossaler Torso und eine wenig (ca.
ein Fünstel) überlebensgroße Pallas, welche bis auf
Hände, Schmuck und die vorauszusetzende Bewaffnung
vortrefflich erhalten ist. Beide Werke sind nicht Er-
zeugnisse der pergamenischen Epoche, sondern Nepliken
von Werkcn der attischen Kunst, und zwar trägt die
zuletztgenannte Statue alle Merkmale der Plastik, wie
sie zur Zeit des Phidias geübt wurde, so daß die
Möglichkcit nicht ausgeschlossen ist, wir hätteu es mit
einer Kopie des großen altattischen Meisters zu thun.
Der ernste, außerordentlich schöne, wennschon nvch
herbe und stilistisch der Hera Farnese nicht allzufern

stehende Kopf scheint nicht dazu zu gehören, obwohl
er sich vvrtrefflich auf das herrliche Wcrk gesügt hat.
Er trug ein metallenes Diadem, so daß, falls wir es
mit einem Pallaskopf zu thun haben, die Göttin hier
als Herrin und Herrscherin gedacht seiu müßte. Die
Behandluug des schweren Gewandes mit dem ernsteu,
aber naturgemäßen Faltenwurf ist eine ganz vortreff-
liche. — Der Kolvssaltorso steht an Maßen uud Ge-
samtauffassung der Athena Medici nicht allzufern;
doch ist diese letztere ihrem Stile nach jüuger als
das in Pcrgamou gcfundene Werk. Dasselbe ist auf
eine Basis gestellt worden, an dessen Vorderseite wir
die Reste eines Frieses in Flachrelief erkennen; sie
scheinen eine Frauenprozession dargestellt zu haben, und
die ungemein feine und lebendige Arbeit läßt auf einen
Künstler von Bedeutung schließen. Das Gleiche gilt
von einem Kabinettsstück der plastischen Kleinkunst, der
Statuette eines weiblichen Wesens, die uns leider nur
als Torso erhalten ist. Die Art der Gewandbehand-
lung und die gesteigerte Eleganz der Auffassung weist
auf die Periode und die Schule des kleinen Frieses
vom Altarbau hin, — eine Weiterentwickelung der
jüngeren attischen Schule. Das wertvolle kleine Werk
hat seinen Platz sehr zweckgemäß in einer Nische von
zierlichster Arbeit jonischen Stiles gefunden, welcber
auf der anderen Seite des großen Athenabildes eine
gleichgroße Nische dorischen Stiles entspricht. Jn dieser
letzteren sehen wir die Reste eineS nntcrlebcnsgroßen
Herakles. Den Beschtuß macht der Torso eines weib-
 
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