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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

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Heydemann, Heinrich: Halensia
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https://doi.org/10.11588/diglit.5806#0011

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(8. Iahrgang.
Lciträge

sind nn j?rof. Dr. L. von
Lützom (Wien, There-

die verlagshandlung in
Teipzig, Gartenstr. 6,
zu richten.

26. October

Nr. 2.

Inscrate

ü 25 j>f. für di^ drei
Mal gespaltene jj>etit>
zeile werden von jeder

s882.

Veiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.


Inhalt: Halensia. — westfälischer Ausstellungsturnus. — A. Lier -j-; A. Lybel Tl. de Ris -si; <L. Mandel„-j-. — rnusee 6u kraäo ü
lVlaclriä; Die 2Y. tieferung des Allgemeinen Aünstlerlexikons. — Die Trümmer einer römischen Ltadt; Über römische Gräberfunde in
Neuß. — A. Lacher. — F. Defreggers Salontiroler; Drei Griginalgemälde älterer Meister; Staatsaufträge für monumentale Malereien
in Frankreich; Der Festsaal des Berliner Architektenhauses; Die wiesenkirche in Soest. — versteigerung bei Lepke in Berlin. — Zeit'
schriften. — Auktions-Rataloge. — Inserate.

halensia.

1. Das schönc Wandgcstiihl von 1561 — 1575 ^)
längs der beidcn Langscitcn iu dcr Marktkirche (U. L.
Franenkirche) zu Halle a. S. — Abbildungen einzelner
Teile desselben liegen in den Heften der „Deutschen
Ntenaissance", Abteilung VIII, Blatt 24—26 vor^) —
galt nach der Lokaltradition als Werk des Erbauers der
Kirche, Nickel Hofeman, und da auch der ehrwürdige
Dreyhaupt dieser Annahme nicht widerspricht, so wurde
sie allgemcin als Thntsache angesehen; auch ich habe
sie ohne Bedenken angenommen und zu verwerten ge-
sncht (Zcitschr. XVII, S. 178). Nickel Hofcman ist
aber nicht der Künstler dieses schön geschnitzten Wand-
gestühls, wie sich seit kurzem herausgestellt hat, dank den
Nachforschungen des Herrn Architekten G. Schönermark,
.welcher, betraut mit der Beschreibung Halle's für die
„Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen", die
Kirche einer gründlichen Untersuchung unterzogen und
dabei an zwei wenig beleuchteten, nur mittelst Leitcr
lesbaren Stellen den Namen deS Holzkünstlers aufge-
snnden oder vielmehr wieder aufgefunden hat: An-
tonius Pauwart von Apern in Flandern. Dieser
Name findet sich einmal in dem Holzwerk, welches

1) Diese letztere Zahl findet sich ziveimal am Gestühl
vor — also ist das Werk nicht schon 1566 fertig geworden,
wie ich Zeitschr. XVII, S. 178 angenommen hatte.

2> Jch bemerke, daß der sich nach unten verjüngende
Pilaster in der Mitte von Blatt 26 (sio) der 8. Abteilung
der Hefte der „Deutschen Renaissance" zu dem Wandgestühl
am Altar v. Z. 1595 gehört.

den — von den sogenannten Blauen Tttrmen aus
gerechnet — ersten Spitzbogen der nördlichen Empore
ausfüllt: ganz oben dicht unter dem Schlußstein dcS
Bogens ist das Rundbild (Durchmesser ungefähr 0,22 m.)
cines nach rcchts gcwendcten Kopfes geschnitzt, mit Spitz-
bart und Mützc, ringsum dic Jnschrist ^.XIIIOXI - >)

xXVWRI . vox ^ ^ IX ^ Ein

zweites Mal liest man diesc Jnschrift aus der Holzfüllung
des gegenüber befindlichen Spitzbogens der südlichen Em-
pore, nur in anderer Anordnung. 2n der Mitte der
Holzfnllung ist eine slache Rundbogennische angebracht;
links davon ein Rankenornament, das in einen nach links
gcivendeten Kopf ausgeht, welcher, mit Spitzbart und
Mütze, genau das derbe geistlose Medaillonporträt an
der nördlichen Empore wiederholt: daneben steht anf
ciner Randrolle XX10XIV8 - I>XWVK1. DaS auf
der andern Seite des Rundbogcns entsprechende Orna-
ment läuft in einen nach rechts gewendeten Wciberkopf
auS, in Haube nnd daneben die Jnschrist VOX VkRVX'
IX ^ VVXXVKLX; in diescni Kopf haben wir gewiß
das Konterfei des Eheweibes unseres Kunstlers zu er-
kennen, das also gleichfalls aus dem flandrischen UpE
stammt. Beide Köpfe des Ehepaares — der Mann
mit Spitzbart und Mütze, die Frau in Haube — wieder-
holen sich an dem Wandgestühl noch dreimal, nämlich oben
an den Pfcilerchcn je links und rcchts von den beiden Ein-
gangsthüren der Südscite und von der einen Thür an dcr
Nordseite. An der zweiten Thiire dcr Nordseite sind an
gleichcr Stellc auch^ ein männlicher und ein Ivciblicher

1) Zum Genitiv ist zu ergänzen: „Bild" des u. s. w.
 
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