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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

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Westfälischer Ausstellungsturnus
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5806#0014

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23

Nekroloqe.

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ersreulicher, sondern auch die materiellen Resultate.
Während bis 1880 vom Westfälischen Verein etwa
13 bis 15 Bilder für etwa 3500 Mk. erworben werden
konnten, wnrden dies Jahr von de» 240 Gemälden
im Wert von ca. 80 000 Mk. teils von Privaten, teils
zur Verlosung angekauft, 60 Bilder im Wert von
ca. 19000 Mk. Münster 15: 4080 Mk.; Dortmund
13: 3900 Mk.; Bielefcld 23: 8300 Mk.; Minden
9: 1840 Mk.), also von Zahl, wie Wert ungefähr
der vierte Teil der Gesamtausstellung. — Je mehr
wir danach uns der Überzeugung glauben hingeben
zn dürfen, daß mit diesem Resultatc auch die Künstler
nicht unzufrieden sein werden, uni so mehr hoffen wir
auch, daß für die Zukunft, zunächst das folgende Jahr,
der vielen Künstlerkreisen noch wenig bekannte junge
Ausstellungsturnus sich einer recht regen Beteiligung
seitens der Künstlerwelt erfreuen niöge, und wllnschen
deni Unternehmen nach jeder Seite hin ein ferneres recht
fröhliches Gedeihen.

B. O.

Nekrologe.

Adolf Lier f. Am 30. Scptember schied der Land-
schaftsmaler und königl. Profesior in München Adolf
Lier zu Brixen aus dem Lebeu, nachdem er crst wenige
Tage zuvor dort eingetroffen war, um auf den Rat
seines Arztes in der reinercn Gebirgsluft Stärkung und
Heilung zu suchcn.

Adolf Lier war am 21. Mai 1827 zu Herrenhut
im Königreich Sachsen geboren und sollte nach dem
Wunsche seines Vaters Baumeister werden. Zu diesem
Zwecke bezog er die königl. Akademie der bildenden
Künste zu Dresden und widmete sich dort unter per-
sönlicher Leitung Gottfried Sempers dem Studium
der Architektur. Hierauf fand er zwei Jahre hindurch
Beschäftigung am Neubaue des Museums zu Basel.
Schvn früher hatte sich in Lier der Wunsch geregt,
Landschaftsmaler zu werden, und dieser Wunsch reifte
zu einem festen Entschlusse, als er im Jahre 1851 mit
deni ihm befreundetcn Historienmaler Adolf Mende
aus Leipzig nach München gekonimen war. Hier nahm
ihn sein Landsmann August Richard Zininiermann als
Schüler an und förderte mit regem Eifer das Talent
des jungen Künstlers.

Der Schule entwachsen, wendete sich Lier 1860 uach
Paris, wo er bis tief ins folgende Jahr hinein blieb. Um
von dcn Vertretcrn des puz-ssZo intims noch mehr zn
lernen, kehrte er 1864 zu längerem Aufenthalte nach
Paris zurück und schloß sich innig an das Haupt der
Jntimisten, an Jules Duprö an.

Von Paris ging Lier zu einem kurzen Besuche
nach London hinüber und kultivirte, von dort nach
München zurückgekehrt, von dieser Zeit (1866) an die
neue landschaftliche Kunstrichtung, die in mancher Hinsicht
mit Eduard Schleichs Naturauffassung zusammentraf,
wie dcnn auch der Einfluß dieses genialen Kllnstlers
auf Lier ein unverkeunbarer ist.

Schon in der ersten Zeit nach seiner Heimkehr

fanden seine Arbeiten vielseitigen Beifall, nnd das um
so mehr, als er aus der alten Schule noch den wohl-
thuenden Rhythmus der Linien herübernahm. Und so
geschah es, daß Lier neben Ednard Schleich den Tou
angab und eine Schule ins Leben rief, die glänzende
Talente zur Reife brachte, wie Paul v. Tiesenhauscn,
Gustav Schoenleber, Hermann Baisch und Josef Weng-
lein. Später verfolgte er das Prinzip des xsz-sugv
intinis gleich den franzvsischen Nachfolgern Duprö's
bis zu den äußersten Konsegnenzen nnd schob die Rück-
sicht auf Schöuheit dcr Linien fast ganz beiseite.

Eine zweite Reise nach England führte ihn auch
in das schottische Hochland, das ihm mit seinen ernsten
ja melancholischen Stimmungen besonders sympathisch
gewesen zn sein scheint. Jm übrigen verließ er Mün-
chen nur noch, um einen AuSflug nach Tirol und
Öberitalien zu machen.

Liers Arbeiten zählen unbestritten zu den bedeutend-
sten Erscheinungen auf dem Gebiete der modernen
Landschaftsmalerei. Sie zieren die namhaftesten öffent-
lichen nnd Privatgalerien des Jn- und Auslandes, und
so mag es mir denn gestattet sein, die bemerkenswertesten
anzuführen. Es sind das aus der Zeit vvr dem Jahre
1866, das den Wendepunkt in Liers Künstlerlaufbahn
bildet: Bei Dachau, Bei Brannenburg, Erutetag,
Am Starnbergersee, Strand bei Etretat in der Nor-
mandie, Fernsicht ins Gebirge, Abend an der Jsar,

> bei MUnchen, Sommertag bei München und Kanal bei
Schleißheim. Aus der Zeit nach 1866 datireu: Bauern-
hof in der Normandie, Mecklenburgische Waldgegend,
Gartenmauer des Schlosies zu Schleißheim, Mondaus-
gang, Abend mit heimkehrender Schasherde, Regenland-
schaft bei München, Herbstlandschaft, Frühliug, Sommer,
Herbst, Winter, Abendlandschaft, Partie im englischen
Garten bei München (Herbststimmung), Nach dem
Regen, Jm Park, Landstraße bei München (Regen-
stimmung), Frühling, Kartoffelernte, Böhniischer Baueru-
hof, Abendlandschaft, Theresienwiese mit der Bavaria
in München.

Lier war seit dem Jahre 1868 Ehrenmitglied der
Dresdener und seit dem Jahre 1877 solches der
Münchener Akademie der bildenden Künste und wurde
iu der jüngsten Zeit nvch vom König von Bayern
durch Verleihung des Profesiorentitels ausgezeichnet.

(5arl Albcrt Rcgnct.

D Der Gcschichts- und Tiermalcr Professor Adolph Eybcl
ist am 12. Oktober in Berlin gestorben. Jm Jahrs 1808
ebendaselbst geboren, besuchte sr zunächst die Akademie, ivard
Schüler des Historienmalers Kolbe und ging schließlich in
den dreißiger Jahren nach Paris zu Delaroche, bei welchem
er sich dessen satte Farbengebung aneignete. Nach der Mode
damaliger Zeit begann, er seins Thättgkeit mit lebensgroßen
Einzelfignren. Eine „Ahrenleserin" aüf der Kunstausstellung
von 1836 zeigte, was er in Paris gelernt. Wieder nach
Berlin zurückgekehrt, widmete er sich der Historisnmalerei.
Es gelang ihm aber erst im Jahre 1846, mit einer figuren-
reichen Komposition „Der große Kurfürst bei Fehrbellin", den
mythischen Opsertod Frobsns darstellend, einen nachhaltigen
Erfolg zu erzielen. Das Bild, desssn Komposition durch den
Stich und die Lithographie weite Verbreitung fand, wurde
vom Könige Friedrich Wilhelm I V. angekauft und der Bilder-
galerie des königl. Schlosses einverleibt. Jn seinen spätern
Schöpfungen erreichte er mcht mehr denAusdruck der Wahrheit
uno des Lebens, der ihm auf jenem Schlachtenbilde gelungen
war. Genrebilder wie „Richard Löwenherz dem Gesange
Blondels lauschend", „Scene aus Faust", die „Weinzeche"
fanden nur geringe Teilnahme. Jm Ansang der fünfziger
 
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