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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

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Denkmal Johann Winckelmanns, [1]: eine ungekränte Preisschrift Johann Gottfried Herders aus dem Jahre 1778
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https://doi.org/10.11588/diglit.5806#0043

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s8. Iahrgancz.
Beiträgc

sind an frof. Dr. (L. non
Lützow (lvien, Ttzere-
sianunigasse 25) oder an
die verlagshandlung in

2.?. Ilovcmber

Nr. 6.

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Mal gespaltene s)etit>
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s882.

Veiblatt zur Zeitschrift für bildende ^unft.



Denkmal Iohann N)inckelmanns.

Line ungekrönte Preisschrift Icchann Gottfried kserders
aus dem Jcchre i?78?)

Bei Gelegenheit der diesjcihrigen Generalversannn-
lung des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und
Altertnmsvereine zu Kassel gelangte eine Festschrift zur
Verteilung au die Mitglieder, die wohl zu deu inter-
essantesten Erscheinungen der Kunstlitteratur zu zählen
ist: die obengenannte, seit länger als einem Jahr-
hundert verscholleue uud jetzt zum erstenmale im Druck
vorliegende Preisschrift Herders auf Winckelmann,
mit deren Publikation der Berein für hessische Geschichte
und Landeskunde, sowie insbesondere der Herausgeber,
vr. Duncker, sich cin bedeutendes litterarischesVerdienst
erworben hat. lckabsnt suu tata libslli! Das Wort ist
wohl niemals mit mehr Recht anzuwenden gewesen als
hier. Die herrlichste Lobrede aus Winckelmann, verfaßt
von cincm der Koryphäen unserer Litteratur, als Preis-
schrift eingereicht bei der ersten und ältesten zu Ehren
Winckelmanns gegründeten Altertumsgesellschaft, der vom
Landgrafen Friedrich II. gegründeten „Loeivts äss ilnti-
«tnitss" zu Kassel, und von dieser ignorirt und ver-
worfen — darin liegt in der That eine Jronie des
Schicksals, wie sie größer nicht zu deuken ist!

Doch betrachten wir die Geschichte der Entstehung
dieses merkwürdigen Denkmals und der im vorigen

*) Nach der Kasseler Handschrift zum erstenmale heraus-
gegeben und mit litterarhistorischer Einleitung versehen von
Dr. A. Duncker, erstem Bibliothekar der ständischen Landes-
bibliothek zu Kassel. (Kassel, Theodor Kay. 1882.)

Jahre auf der ständischen Landesbibliothek zu Kassel aus-
gefundenen Originalhandschrist Herders! Der Heraus-
geber giebt darüber in der Einleitung die notige Auf-
klärung.

Au dem regen geistigen Leben, das in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts in vielen deutschen Nesi-
denzen herrschte, nahm auch Kassel nnter der Regierung
des Landgrafen Friedrich II. von Hessen (1760—1785)
einen nicht unrühmlichen Anteil. FriedrichS Bestreben
ging jedoch nicht auf die Hebung unserer nationalen
Litteratur hinaus; vielmehr stand sein Hof, ebenso wic
in politischer Hinsicht, sv auch in Dingeu des Gcschmacks
unter dem Einfluß Friedrichs des Großen.

Durch die ihm zu teil gewordene Erziehung,
durch Reisen in Frankreich und den Umgang mit gc-
bildeten Franzosen hatte sich Landgraf Friedrich von
früh auf gewöhnt, Frankreich als tonangebend auf dem
Gebiete der Wissenschasten und Künste zu betrachtcn.
Wenn er im Verlaufe seiner Regierung auch uicht
wenige deutsche Gelehrte in sein Land und in seine
Hauptstadt berief, von denen sogar einige nachmals
einen Weltruf gewannen, so blieben doch in allen
schöngeistigeu Bestrebungen Franzosen seine einfluß-
reichsten Ratgeber. Die Hauptrolle unter ihnen spielte
Louis de Lnchet, der sich Marguis de Luchet zn nenneu
pflegte. Durch sein allzeit fertiges Urtcil auf litterari-
schem und künstlerischem Gebiete wußte er dem Fürsten
so zu imponiren, daß dieser ihm unbedingtes Vertrauen
schenkte, obgleich Lnchets zahlreiche eigeue Geistesprv-
dukte, die heute so gut wie vergessen sind, ihm keineswegs
das Anrecht gelvährten, den unfehlbaren Kritiker zu
 
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