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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

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Vom Christmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.5806#0051

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s8. ^ahrgang.
Beiträge

Lützow (Mien, There-

die Oerlagshandlung in
Leipzig, Gartenstr. 6,
zu richten.

30. Noveml'er

Nr. 7.

Inserate

lt 26 ssf. für die drei
Mal gespaltene j)etit-
zeile werden von jeder
Buch- u.Aunsthandlung
angenornmen.

s882.

2Zeiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.

Lrscheint von Mktober bis Iuli jede woche am Donnerstag, von Iuli bis September alle sH Taae, für die Abonnenten der „Zeitschrift für
bildende Kunst" gratis; für sich allein bezogen koftet der Iahrgang 9 Mark sorvohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

und österreichischen j)ostanstalten.


Nont (Lhristmarkt.
tlut Illnstratwneii.

I.

rirherals ge-
wiihnlich
hat dieseö
Jahr Frau
Holle ihre Betten
ausgeschüttelt.
Die weiße Win-
terdecke liegt über Fcld nnd
Flur, nnd die gcsiederten
Bewohner derLüfte sammeln
sich in der Nähe der mensch-
lichen Wohnungen mit ver-
nehmlichem Appell an die
Freigebigkeit sreundlicher
Herzen. Da beginnt denn
auch in der Presse das viel-
stimmige Konzert der An-
und Lobpreisungen des Neuen
und Neuesten, nnd wer zu
schenken hat, ohne des Gel-
des zu achten, wird leicht
in die bedenkliche Lage ge-
ratcn, in der sich einstnials
der Esel des Buridan befand. Die „ersten" Schrist-
steller und dic „ersten" Kttnstler werden von linls und

rechtS vorgesührt, und ihre „Eigenart" und Verdienste
in das gehörige Licht gerttckt, um den Schenklustigen
zu raschcm Entschluß zu drängen. Die anerkannten
Größcn unter diesen Erstcn, die Ebers und Thumann,
brauchen sreilich nur vornehm ihre Visitenkarte abzu-
geben, um dxs witlkommenen Empfanges sicher zu sein.
Selten aber gelingt es einem der illustrirenden An-
fänger, gleich den musikalischen Wunderkindern, mit
cinem Schlagc die Gnnst dcr Menge zu erobern, mag,
was er bringt, auch noch so geistvoll gedacht, so tief
cmpfunden und so korrekt gezeichnet sein. Der Kultus,
den die große Welt mit Antornamen treibt, ist eben
wie jeder andere Kultus ein Ausfluß des Glaubens,
der zur Konvenienz geworden, nicht aber des Urteils
und der verständigen Prüfung, und die Propaganda
bringt den Kultus gewöhnlich erst dann zur Blüte,
wenn die ersten Reihen der Gläubigen schon wanken
und dem Zweifel Zugeständnisse machen.

Das soll nicht etwa auf Paul Thumann ge-
münzt sein, dcssen Glücksleiter eine große Zahl von
Sprossen zählt, die ehrlich eine nach der andern er-
klommen sind. Eine sonderbare Welt, in der wir
leben! Wer hat früher von dem wackern Künstler
viel Aufhebens gemacht, als er als schlichter Jllustrator
ohne Pomp und Prunk seine reizenden Genrescenen,
scine frischen Einfälle an Aucrbachs Volkserzählungen
oder an Goethe's „Wahrheit und Dichtung" anknüpfte!
Aber das war kein Zuckerwerk, wie es sich für die
Christbescherung schickt, auch zu klein, zu winzig, um
Bcachtung zu sinden und Bewundernng zu heischen.
So lange der Künstler sich »"t der zweiten Rolle
neben dem Dichter begnügte und seine Phantasie in den
 
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