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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

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Das Suermondt-Museum in Aachen, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5806#0113

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221

Kunstlitteratur,

222

ander. Wie gesagt: im Sucrmvndtschen Höllensturz
schanen wir den Sturz im Raum, entsprechcnd dem
Gegeustück der Auserstehung zur himmlischen Seligkcit.
Es ist zugleich ein grvßes Raumbild. Jm Münchencr
Bilde saust der Sturz und nur der Sturz vor uns
herab. Daß die Komposition des Suermvndtschen
Bildes srtther und svmit dic ursprüngliche und das
Münchener Bild hernach dcr neucu Absicht angepaßt
ist, daß jcncs mit dem Bilde der Auferstchung zu-
sammengedacht und komponirt wvrdeu, unterliegt auch
sür uus kcinem Zwciscl.

Betouen wir noch cinmal, wie hvch man stets
dieses Gegeustück schätzte und wie man nun das Suer-
moudtsche Bild der Auserstchung uoch sür überlcgeu
erklärt hat, da eiuem Rubcus, wie dem Daute, dic Hvlle
uoch mehr zur Darstcllung entsprach als die Seligkeit,
wie der Höllensturz stcts für viellcicht dic grandivseste
Leistung des grandiosen Meisters erklärt worden ist, uud
schen wir danu, wie das Sucrmondtsche Bild die um-
sassendere und ursprünglichere Kvmposition zcigt, daß
im Münchener Bilde manche Formen schwerer und
gröber crscheincu, hörcn wir, daß es deshalb in die
letzten Jahrc von Rubens gcrückt ist uud daß ein Kcnuer
wie Waagen iu dem Suermondtschen Bilde nur die
Hand des Meisters, in dem Müuchencr auch die Hand
des Gehilfen findet, dann ist klar, wclch eineu unver-
gleichlichcu Schatz das Aachcner Sucrmondt-Museum
in seinem Hvllcnsturz bcsitzt. Schou das eiue Bild
zeichnet cs aus.

So viel für diesmal über die herrliche Schenkung,
durch welche der hochherzige Geber für immer seiuen
Namen mit dem Kunstrufe der alten, aber neu in
ihrer Großindustrie blühendeu Stadt Aachen verbindet.
Sein Beispiel wird bei seiuen rcichen und kunst-
liebcnden Mitbürgern, wird für andcre Stcwte in dem
Aufschwung der Gcistcr sür das Schöne und für würdige
Niepräsentation durch Kuustwerke und Monumente in
nnserem ncuen Kaiscrreiche nicht verloren gehen.

Aachen. 0. b,.

Aunstlitteratur.

Nubens uud die Antike. Seiue Bcziehuugen zum
klassischen Altertum uud seine Darstellungen aus
der klasstschen Mythologie und Geschichte. Eine
kuustgeschichtliche Untersuchuug von Frdr. Frhru.
Göler v. Raveusburg, vr. ^bil. Mit sechs
Tafeln iu Lichtdruck. Jena, Hermaun Costenoble,
1882. XII u. 224 S. 8.

Das vorliegende Werk behandelt einen Gegen-
stand, der, so nahe er auch lag und so sehr er einer
eingehendcn Behandlung wert war, sich bisher keiner
zusammenfassenden Darstellung zu erfreuen hatte. Um

so crwünschter ist es, daß wir nun in der vvrliegenden
Publikation eine Arbeit begrüßen können, die den
Gegenstand von Grund aus erschöpft und es verdieut,
als Muster ähnlicher Untersuchungen aufgestellt zu
werden. — Das Werk zerfällt in zwei Hauptteile, deren
erster die Beziehungen des Rubens zur antiken Kuust
und Litteratur im allgemeinen, vhne spezielleres Ein-
gehen aus dic Erzeugnisse seines Kuustgcnius, darlegt,
währeud in dcr zweitcu, ihrem Umfauge nach weit
überwiegenden Hälfte dic einzclnen mit der Antike in
irgend eincn Zusammenhaug zu bringendeu Werke des
Meisters in Bezug auf ihren Gegenstand, ihren Stil,
ihre Komposition und malerische Behandlung durch-
gcnommen werdeu, tvobei ebensosehr die kritische Ge-
nauigkeit dcr Aualyse hervorzuhebeu ist, wie die Fülle
des MatcrialS nnd dessen vollkommenes Beherrschen
das eingehendste Studium dcs Gegenstandes und den
anhaltendsten Fleiß in der Bewältigung des ausge-
dehnten Stoffs bekundet.

Daß des Rubens Erziehuug vvn seinem Vatcr,
der Jtalieu aus mehrjährigem Aufenthalte kaunte, nicht
nur aus antiker Grundlage gclcitet, sondern daß er
durch jcncn auch schvn auf die klassischen Kunstschätze
Jtaliens uud die autiken Elemente in der Kunst der
Rcuaissauce hiugcwieseu Ivordcu ivar, mußte für seine
ganze künstlerische Entwickeluug cntscheidend seiu. So
blieb cr denn iu dcr Folge, tvenn er auch die äußeren
Formen dcs Katholizismus beobachtete und den ethi-
schcn Gehalt des Christcutums wiirdigte, seinem kUnst-
lcrischcn Wescu uach deu Jdeen der antikeu Welt immer
ergeben, und obwohl scine religiösen Darstellungen in
der Zahl seiner Werke, entsprcchend der durch die Be-
dürfnisse des kirchlichen Kultus bedingten Nachfrage,
Weitaus überwiegen, so nehmen doch die dem antiken
Stoffkreise angehörigen mit 280 Stücken guantitativ
die nächste, gualitativ aber wohl eine gleichwcrtige
Stelle mit jenen ein. Ilnd zwar ist es der Jdeenkreis
der Antike, nicht ihre Formensprache, welche in dieseu
Werken überwiegt. Dcr Stoff, der Gegenstand der
Darstellung ist unmittelbar dem antiken Mythos, der
alten Geschichte entlehnt; in der künstlerischen Ge-
staltung desselben giebt sich der Eiufluß der antiken
Kuust nur mittclbar kund, iusosern des Meistcrs
Kompositionsweise dadurch gehaltener, seiue Zeichnung
stilvoller, scine Formengebung edler wurde, als sie sich
unter der einseitigen Herrschaft seines überströmenden
Realismus sonst entwickelt hätten.

Doch habcu wir diesc Einwirkung uicht allein den
anlikcn Kunstwerken, dcren Schöuheit und Bedeutung
Rubens wic kciu andcrer Küustler seiner Zeit schätzte
und die er in gewählten Exemplaren seiner wertvollen
Sammlungen von Skulpturen, Gemmen, Münzen und
sonstigen Kuustschätze des Altertums täglich vor Augen
 
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