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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

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Ebhardt, Justus: Die internationale Kunstausstellung in Rom
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Frimmel, Theodor v.: Gobelins-Ausstellung im Wiener Künstlerhause, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5806#0128

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Gobelins-Nusstellung iin Wiensr Künstlerhause.

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25 i

August 1880 den Grundstein legte und wie es nach
dem Planc des römischen Architektcn Pio Piacentini
aufgeführt wurde, bei weitem nicht. Man mußte den
noch unbebauten Südabhang des Quirinals zu neuen
provisorischen Nebenbauten für die Ausstellung zu
Hilfe nehmen und zwar mit einem Flächeninhalte von
16 750 gin. Auf demselben erheben sich jetzt immense
provisorische Galerien, ein glasgedeckter Saal, Gärten
und sonstiger für eine Ausstellung unentbehrlicher Zu-
behör. Alle diese Nebenbauten stehen in direkter Ver-
bindung mit dem eigentlichen Palast; ihre 16 Säle
sind für die Malerei bestimmt; zwei Seitenflügel werden
die Aquarelle, welche in Rom eine bedeutende Rolle
spielen, sowie Kupferstiche rc. aufnehmen. Die Werke
der Skulptur finden in dem Hauptgebäude Unterkunft.
Vier Säle in dem einen Annex sind für italienische
Bilder und Skulpturen aus den letzten 50 Jahren zu
einer Art Ansstellung der Rückschan bestimmt. Knnst-
möbel, sowie sonstige kunstgewerbliche Gegenstände,
Majoliken u. s. w. finden Aufstellung im zweiten Stock-
werke des Hauptgebäudes.

Die Anmeldungen von Bildern belaufen sich auf
mehr als tausend, jene der Skulpturen auf ca. vier-
hundert; von letzteren liefertRom selbst die größte Anzahl.
Vom Auslande sind die Beiträge nicht sehr zahlreich ein-
gegangen. Die Ausstellung wird daher hauptsächlich ein
ziemlich vollständiges Bild der zeitgenössischen italieni-
schen Knnst bieten. Iustus Ebhardt.

Gobelins-Ausstellmig im Wiener Aünstlerhause.

Eine willkommene und reichliche Gelegenheit zum
Studium von alten Meistcrwerken dcr tertilen Knnst
ist dem. Publikum in der Ausstellnng gegeben, welche
die Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens in
den großen Sälen des Künstlerhauses am 1g. Dezem-
ber 1882 eröffnet hat. Gegenstand der hochinteressanten
Schaustellung sind eine Neihe bisher ösfentlich noch
nicht gesehener Tapisserien aus dem Besitze des
Österreichischen Kaiserhauses. Das materielle
Erträgnis der Ausstellung dieses Schatzes von herr-
lichen Gobelins soll den armen Bewohnern von Kärn-
ten und Tirol zugewendet werden, welche bei den
letzten verheerenden Überschwemmungen Schaden gelitten
haben. Dnrch die große Anzahl nnd räumliche Aus-
dehnung der vorhandenen Objekte gezwungen, mußten
die Arrangeure davon abstehen, den ganzen Reichtum
an Teppichen auf einmal vor den Blicken des Pnbli-
kunis auszubreiten, weshalb man einstweilen einige
bedeutende Suiten ausgewählt hat, welche späterhin
mit anderen vertauscht werden sollen.

Das älteste Stück der Ausstellung ist ein nieder-

ländischer Teppich aus dem 15. Jahrhundert, dem
„nAs ä'or cls In bnpisserie", wie E. Müntz diese
Blütezeit der Herstellung von Hantelisse-Gcweben in
zutreffender Weise bezeichnet. Das erwähnte Stück,
Nr. 30 des Kataloges, stellt die Tanse Christi im
Jordan vor und zeigt im Rankenwerk der Umrahmung
Figuren von Kvnigcn und Propheten zwischen Vögeln
und Blumen ganz in der Weise, wie dergleichen in
den Randverzierungen niederdeutscher und niederlän-
discher Manuskripte vorkommt.

Die erwähnte Tapisscrie bildet in der Ausstellung
die einzige Probe eines mittelalterlichen Gewebes, wo-
gegen die meisten und schönsten Schanstücke dem 16.
Jahrhundert angehören. So eine Rcihe von sünf
Teppichen mit figurenreichen Allegorien von Tugenden.
Jn dem Jnventar der kaiserlichen Tapeten, welches
Hofrat E. von Birk im ersten Bande des unlängst in
der Zeitschrift besprochenen „Jahrbuches der Kunst-
sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses" zu ver-
öffentlichen begonnen hat, führen sie Nr. XVII, im Aus-
stellungs-Katalog Nr. 2, 3, 4, 8, 20 und 25. Die
intereffanten Teppiche gelangten 1572 an Kaiser Mapi-
milian II. bei Gelegenheit der Teilung der Hinterlassen-
schaft der Königin Katharina von Polen. Sie stammen
aus einem Brüsseler Atelier und zwar wahrscheinlich
aus dem von Franqois Geubels. Aus diesen Namen
veutet nämlich E. Müntz in seincr neuesten Geschichtc
der Tapisserie (Hibliotllögne äs l'sngeiAnsinsnt äss
bsanx-nrts, Inpisssris, paA. 365) ein Monogramm,
welches auf Brüsseler Tapeten des 16. Jahrhnnderts
vorkommt und sich auch auf den besprochenen Tapeten
unserer Ausstellung befindet.

Von einer Beschreibnng der Darstellnngcn kann
hier abgesehen werden, weil sich treffliche Abbildnngen
der erwähnten Teppiche in dem Jahrbuche finden.

Entschieden dem 16. Jahrhundert, wie die ebcn
erwähnte Suite, gehören auch Nr. 5 nnd Nr. 26 der
Ausstellnng an, welche in Zeichnung und Erfindung
die beste Renaissance-Kunst crkennen lassen. Sie
bringen in qner-ovalen Feldern Darstellnngen ans
dem neuen Testamente, tragen als Monogramm 4V nnd
8 mit einander verschlungen und zeichnen sich beson-
ders durch die Eleganz der Zierleisten aus, welche die
Umrahmung bilden. Anch diese hübschen Stücke sind
Brüffelcr Arbeiten.

Von hohem Jnteresse ist eine gleichfalls dem
16. Jahrhundert angehörige Reihe von Darstetlungen
ans dem zweiten Buche Mosis. Dnrchaus fignren-
reiche Kompositionen von recht eigentlicher Tapetcn-
wirkung, nicht aufdringlich modellirt, von bescheidencr
Färbnng und absehend von den Effekten des HelldnnkelS
und der geschlossenen Lichtführung, welche die Gcsamt-
wirknng ciner Tapisserie ebenso schädigen wie sie die
 
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