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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

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Rosenberg, Adolf: Ausstellung von Gemälden älterer Meiser in Berlin, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5806#0152

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299

Korrespondenz aus Paris.

300

Spiegel in die Dekoration eingefügt, vor welchem ein
Blumenarrangement angebracht wurde. Ebenso erhebt
sich über dem Rundsitze in der Mitte des Saales eine
Gruppe lebender Pflanzen. Auch der Treppenaufgang
ist mit tropischen Blattpflanzen und mit acht Wand-
teppichen und Gobelins dekorirt, welche teils der Schule
von Fontainebleau angehören, teils mit F. Boucher
bezeichnet, also nach seinen Kartons gewebt worden
sind. Der lange Korridor an der Fensterseite nach
den Linden zu ist in zwei Abteilnngen geschieden, in
die Renaissance- und in die Rokokogalerie. Die
Wande der letzteren sind mit apfelgrünem Stoff be-
kleivet. Um den Charakter eines jeden Raumes noch
stärker zu betouen, sind an geeigneten Stellen Sitz-
möbel, Kommoden, Uhren, Kabinets, Spiegel, Por-
zellane, Bronzen, Marmor- und Erzfiguren und
Büsten placirt worden. Jm Renaiffancekabinet nnd
in der Renaissancegalerie hält die plastische Kunst der
Malerei so ziemlich die Wage, während in den üb-
rigen Räumen die letztere Kunst bei weitem überwiegt.
Jn dem langen Saale mußten Scheerwände aufgestellt
werden, damit die ausgewählten Bilder einen Platz
unter günstigem Lichte finden konnten.

Die geschmackvolle, wahrhaft künstlerisch empfun-
dene Dekoration ist jedoch nur eine Seite der Aus-
stellung, welche sie vor vielen ähnlicher Art bemer-
kenswert macht. Wichtiger und folgenschwerer ist eine
mit derselben verbundene Neuerung, welche nicht ver-
fehlen wird, die Aufmerksamkeit der Museums- und
Kunstsammlungsvorstände auf sich zu lenken und die-
selben zu einer ernstlichcu Erwägung zu veranlassen,
nämlich die Einführung der elektrischen Be-
leuchtung. Bei Gelegenheit der Wereschaginschen
Ausstellung hatten wir uns gegen die Zuträglichkeit
des elektrischen Lichtes ausgesprochen, weil dasselbe nicht
nur die Farben veränderte, sondern auch den Augen
empfindliches Unbehagen bereitete. Das unstäte grelle
Licht gab jeder Farbe einen violetten Zusatz und fälschte
daher die koloristische Absicht dcs Malers. Damals
war aber das sogenannte Bogenlicht angeweudet wor-
Len, während für unsere AuSstellung das Edisonsche
Glühlicht verwertet worden ist. Dasselbe ist von allen
jenen Mängeln vollkvmmen frei: es brennt stetig in
einer warmen gelben Flamnie, deren Lichtstärke je nach
der Kraft der aufgestellten Maschinen beliebig verstärkt
werden kann, verursacht dem Auge nicht die mindesten
Unbeguemlichkeiten und alterirt in keiner Weise die
ursprünglichen Farben der Gemälde. Man erhält also
nicht nur keine falsche Borstellung, sondern wird svgar
in den Stand gesetzt, sich von manchen Partien,
namentlich den nachgedunkelten, ein klareres Bild zu
verschaffen, als bei der ungewissen, wechselnden nnd
durch keineMacht regnlirbaren Tagesbeleuchtung. Biel-

leicht wird das elektrische Licht den Kunstforschern noch
einmal solche Dienste leisten, wie die achromatischen
Fernröhre den Astronomen. Vornehmlich aber kommt
das Glühlicht den Skulpturen zu gute, deuen dasTages-
licht, da es nicht beliebig dirigirl werden kann, immer
Abbruch thut. Nach diesem ersten, vollkommen ge-
glückten Versuche kann die Einführung der elektrischen
Beleuchtung in öffentliche Sammlungen nur noch eine
Frage der Zeit sein. Dieselbe wird namentlich für
uuser nordisches Klima, dessen Herbst- und Winter-
nebel den Gennß der Galerien während eines beträcht-
lichen Teiles des Jahres fast unmöglich machen, von
großem Nutzen sein. Freilich werden die dadurch ent-
stehenden Kosten für neue Einrichtungen, verstärktes
Aufsichtspersonal u. s. w. vorerst noch große Hinder-
niffe bereiten. Jn der Theorie ist die Frage aber durch
unsere Ausstellung jedenfalls gelöst: das Bogenlicht
ist für künstlerische Zwecke völlig unbrauchbar, wührend
das Glühlicht sich vollständig bewährt hat.

Von den ausgestellten Kunstwerken gehört die
größere Hälste Sr. Majestät dem Kaiser, bezw. zum
Jnventar der königlichen Schlvffer. Jn dieser Hälste
bilden die sranzösischen Meister des 18. Jahrhunderts
mit 60 Gemälden eine geschloffene Gruppe, welche so
imposant austritt, daß sie eigentlich der ganzen Ans-
stellung das Gepräge aufdrückt, zumal auch der größte
Teil der zur Dekoration verwendeten Teppiche, Gobelins,
Möbel, Porzcllane u. s. w. aus der Zeit Ludwigs XIV.,
der Rögence und Ludwigs XV. herrührt. Wir finden
in dieser Gruppe Watteau mit zehn Werken ersten
Ranges, Pater mit einer langen Reihe von Gemälden,
Lancret, Chardin, Boucher, Detroy, Latour, Rigand,
Cohpel und Pesne vertreten. Der Erwerb der meisten
dieser Gemälde geht aus Friedrich den Großen zurück.
Auch eine Anzahl von Gemälden der niederländischen
Schule, darunter drei große Stücke von Rubens, sind
aus königlicheni Besitz hergegeben worden. Von Privat-
sammlern haben sich vornehmlich Graf Pourtalös,
A. von Carstanjen, der Herzog von Sagan, Oskar
Hainauer, W. Gumprecht, A. Thiem, Gustav Stüve,
Emil Ph. Meyer, die Fürstin von Carolath-Beuthen,
Freiherr von Mecklenburg, Otto Pein, Ludwig Knaus,
vr. Webcr, Graf Blankensee-Firks, A. von Beckerath,
A. Wredow, C. Kuhtz nnd Frau Reimer beteiligt.

(Schluß folgt.)

Aorrespondenz.

Parls, im Dezember 1882.

Weun cs dem 19. Jahrhundert vorbehalten sein
sollte, in der Kunstgeschichte je eine Rolle zu spielen,
so würde mau Mühe haben, für dasselbe einen präg-
nanten Namcn zn sinden. Weit nnd breit kein Perik-
 
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