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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

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Rosenberg, Adolf: Ausstellung in der Berliner Nationalgalerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.5806#0183

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Nr.. .

18. Iahrgang.

Beiträge

find an ssrof. Dr. L. non
Lützow (lvien, There-
sianumgasse 25) oder an
die verlagshandlung in
teipzig, Gartenstr. 8,
zu richten.

8. Alärz

Inserate

ü 25 ssf. für die drei
Mal gespaltene j)etit-
zeile werden von jeder
Buch- u.Runschandlung
angenonimen.

1883.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.



Ausstellung in der Berliner Nationalgalerie.

Nmnittelbar nach dem Schluß der Mandel-Aus-
stellung hat die Direktion schon das Material für eine
neue beschaffen können. Es ist die siebzehnte — nicht
wie der Katalog sagt: die sechzehntc — in der Reihe
dieser retrospektiven Ausstellungen, welche schon manch
einem Künstler den verdienten Platz in der Ent-
wicklungsgeschichte unserer zeitgenössischen Kunst erobert
hnben, welchen er sich bei Lebzeiten infolge äußerer un-
günstiger Verhältnisse nicht hatte erringen können.
Auch bei einem der vier Maler, deren künstlerischer
Nachlaß den Jnhalt der Ausstellung bildet, hat dieselbe
wiederum dieses Werk gethan, bei Adolf Dreßler,
dem im vorigen Jahre gestorbenen schlesischen Land-
schaftsmaler. Er hat ein so bescheidenes, anspruchs-
loses, so ganz seiner Kunst gewidmetes Dasein geführt,
daß man von seinem Tode über die Grenzen seiner
Vaterstadt Breslau hinaus nur wenig Notiz genommen
hat. Obwohl er ein beständiger Gast auf den Berliner
Kunstausstellungen war, hat man ihn auch hier nicht
nach seinem ganzen Verdienst gewürdigt. Zum Schluß
der Ausstellungsberichte, wenn man die Landschasten
snmmarisch abmachte, nannte man beim Generalappell
unter denen, die „da" waren, gewöhnlich Dreßler-
Berlin und Dreßler-Breslau, ohne sich weiter auf
eine detaillirte Kritik einzulassen. Jgnoriren konnte
man einen Künstler, der die Ausstellungen jahraus
jahrein beschickte, nicht gut; ein Wort wärmerer An-
erkennung schien aber den meisten der Kritiker zu viel.
2ch bekenne selbst, daß mir die Bilder des Verstorbenen
stau, verblasen und charakterlos vorgekommen sind. Jetzt,

>vo ich sein ganzes Werk in den schöncn nnd hellen,
gutbelenchteten Räumen der Nationalgalerie überschauc,
muß ich eingestehen, daß ich dem Maler wider Willen
Unrecht gethan habe, obwohl ich bei der Kritik der aka-
demischen Kunstausstellungen schon von vornherein in
Abzug brachte, was das kalte, kreidige Licht unseres,
hoffentlich für immer außer Gebrauch gestellten „Pfahl-
baues" an den Bildern sündigte. Daß es die Php-
siognomie eines Gemäldes in ihren wesentlichen Zügen
so vollständig verwischen und verunstalten konnte, wie
es bei den Schöpfungen Dreßlers der Fall gewesen ist,
hätte ich kaum für möglich gehalten. Aus der Aus-
stellung der Nationalgalerie tritt uns ein Landschafts-
maler entgegen, welcher mit dem seinsten und liebevoll-
sten Naturstudium auf Grund einer durchaus realistischen
und das Detail aussnchenden Anffassung das Streben
nach einer poetischen, aber vollkommen in der Wirk-
lichkeit begründeten Stimmung und nach reicher Licht-
wirkung verbindet.

Adolf Dreßler wurde am 14. März 1833 zu
Breslau geboren, wo er durch Professor König und den
Maler Resch in das Studium der Kunst eingeführt
wurde. Seine weitere Ausbildung erhielt er am Städel-
schen Jnstitnt in Frankfurt a. M. durch Jakob Bccker.
Mehr aber als seinen Lehrern verdankte er dem innigen
Studium der Natur, welchem er sich nach einer Reise
in Tirol seit 1862, wo er in Breslau seinen Wohnsitz
nahm, ununterbrochen widmete. Seine schlesische Hei-
mat bot ihm eine solche Fülle der herrlichsten Motive,
daß er sich nicht nach einer Erweiterung seines Gesichts-
kreises sehnte, zumal es ihm gelaug, so tief in den
Charakter der schlesischen Wald- und Flnßlandschaft cin-
 
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