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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

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Die Ausstellung der k. Porzellan-Manufaktur zu Berlin
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5806#0186

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Nekrologe. — Todesfälle. — Kunsthistorisches. — Konkurrenzen.

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Berliner Manufaktur hat stets gegen allerlei Vorurtcile
zu kämpfen gehabt, in letzter Zeit mehr denn je: mit
solchen Leistungen ist ihr der Sieg gewiß.

Nekrologe.

Jn Wilhclm GcefS. der am 24. Jan. in Brnssel
verschsed, hat die belgische Plastik nun auch ihren
zweiten Altmeister verloren, nachdem ihm vor einigen
Monaten sein jüngerer Genosse Simonis im Tode
vorangegangen war. Geefs war am 10. Sept. 1806
zu Antwerpen als der Sohn eines Bäckers geboren
nnd hatte vorerst die Abneignng seines Vaters gegen
die Kunst als Lebensberuf zu überwinden, bevor es
ihm gestattet war, sich an der Akademie seiner Vater-
stadt, dann seit 1829 im Atelier Ramey's zu Paris
znm Bildhauer auszubilden. Schon vorher (1828)
hatte er in Antwerpen mit seinem Erstlingswerke, einer
Statne Achills, einen ersten Preis davongetragen, nun
sandte er von Paris aus die Marmorstatue eines
„Jungen Hirten aus der ersten Zeit des Christentums,
der Blumen auf ein Grab streut" nach Brüssel ein,
die als das beste Werk der Ausstellung des Jahres
1830 anerkannt wurde. Als es dann dem Zurück-
gckehrten gelang, im Konkurse um das Standbild des
Generals Belliard und das Monument für die Opfcr
des Freiheitskampfes von 1830 (Brüssel, klueo äss
Ns-rkxrs) den Sieg davonzutragen und die Aus-
führung beider zu erhalten, war der Ruf des jungen
Künstlers für alle Zukunft begründet, und von allen
Seiten stromten ihm Aufträge in FUlle zu. Um ihneu
genügen zu können, legte er die ihm inzwischen (1833)
übertragene Professur der Bildhauerei nn der Akademie
seiuer Baterstadt bald nieder, und übersiedelte nach
Brllssel, wo er nun ein halbes Jahrhundert hindurch
eine reiche Thätigkeit entfaltete, unterstützt von nimmer
rastendem Fleiß nnd einer Leichtigkeit der Konzeption
und Ausführung, die allein die Menge der von ihm
geschaffenen Werke erklärlich macht. Als deren hervor-
ragendste seien die folgenden angeführt: die beiden
Statuen König Leopolds I. auf der Kongreßsäule zu
Brüssel (1852) und zu Laeken (1850), die Standbilder
Grötry's zu Lüttich (1836), Rubens' zu Antwerpen
(1838), Karls des Großen in der Kirche S. Servais
zu Maestricht (1844), und des Gouverneurs Steen-
hoult in Arlon, die Grabdenkmäler König Wilhelms
von Holland im Haag, der Grafen Mörode in St.
Gudule zu Brüssel und zu Trelou, der Sängerin
Malibran zu Laeken und niehrere andere in Antwerpen;
die prachtvolle Kanzel von St. Paul zu Lüttich (1839—
1843) und in der Kirche zu Herenthals; die Jdeal-
siguren und Gruppen des „Berliebten Löwen" (1851,
im Museum zu Brüssel), Genoveva v. Brabant (1836,
im Besitz des Königs von Holland), die „Schönheit,
von der Liebe entdeckt" (im Schloß Mariemont), „Paul
und Virginie" (1852, im Besitz der Königin Biktoria)
und eine Reihe von Jdeal- und Porträtbüsten, worunter
die der „Francesca da Rimini" eine der frühesten und
vollendetsten ist. —^ Der Einfluß, den Geefs durch seine
fruchtbare Thätigkeit auf die belgische Skulptur übte,
ist nicht zu unterschätzen. Neben Simonis, der die
Traditionen der Schule Canova's vertrat, war er es,

der dem modernen französischen Klassizismus in seineni
Vaterlande Eingang und Verbreitung verschaffte. Die
vorherrschende Richtung seiner Schule und Begabung
bedingte es denn auch, daß er in seinen idealen und
genreartigen Schöpfungen sein Bestes geleistet hat, wo-
gegen das Maß echt realistischer Gestaltnngskraft, über
das er gebot, fllr die Bewältigung der großen monu-
mentalen Aufgaben, die ihm in reichem Maße gestellt
wurden, kaum genügte, wenn auch seinen kleineren
Porträtdarstellungen, insbesondere deu Büsten, feines
Formengefühl nicht abgesprochen werden kann.

0. v.

Ü-Kt. Konrad Hoff -s. Am 18. Februar verschied in
München der frühere langjährige Vorstand der Münchener
Künstlergenossenschaft, Architekturmaler Konrad Hoff. Er
war am 19. November zu Schwerin geboren, rvurde an der
Dresdener Akademie gebildet und ließ sich später in München
nieder. Ursprünglich Stuben-, dann Dekorationsmaler, endlich
Theatermaler, bereiste er, bald die eine oder andere Thätig-
keit übend, einen großen Teil von Deutschland. Von seinen
zahlreichen Bildern, welche er mit Vorliebe Rococobauwerken
und, nachdem er später auch Oberitalien besucht, italienischen
Städten, namentlich Venedig entnahm, mögen hier genannt
sein: Rococogemach; Jnnenansicht der Frauenkirche zu Mün-
chen; Renaissancegemach eine schreibende Dame als Staffage),
sämtlich 1860; Sakristei (1861); Treppenhaus im Schlosfe
zu Schleißheim; Zimmer eines Kardinals (beide 1862); Partie
aus S. Zeno in Verona; Sta. Maria dei Miracoli in Venedig
bei Mondlicht (1864); Jn der Basilika aui der Jnsel Torcello
(Venedig 186S); Scuola San Rocco in Venedig; Sta. Maria
della Salute ebenda; Schlafgemach im Schlosse zu Schleiß-
heim (alle drei 1867). Hoff erhrelt 1874 den bayerischen
Michaelsorden.

Todesfälle.

vr. Eduard Freihcrr von Sackcn, Direktor des kaiserl.
Münz- und Antiksnkabinets in Wien, ist dort am 20. Febr.
nach kurzer Krankheit im 58. Lebensjahre gestorben.

Amisthistorisches.

Aus Pompeji wird ein interessantsr Fund gemeldet
Die Ausgrabungskommission ließ nämlich nordwestlich vom
siebenten und achten Rione der Totenstadt einen antiken Garten
bloßlegen und fand darin noch die Spuren, welche der Gärt-
ner mit dem Spaten dort zurückgelaffen hatte. Außerdem
aber ward das Vorhandensein einer tiefen Höhle festgestellt
und zu deren Aufnahme geschritten. Zu diesem Zweck stellte
man erst mehrere Löcher her, um genug Licht zu gewinnen.
Dann zog man die Objekte, die auf dem Boden des Kellers
lagen, mittelst langer Haken und Harken hsraus und ließ
flüssigen Gips darüber gisßen. Auf diesem Wsge gewann
man den Abguß eines Mannes, der sich während des Bimsstein-
und Aschenregens in diese Höhlung geflüchtet hatte, aber er-
stickt zusammengesunken war. Er liegt auf dem Rücken, den
Kopf nach hinten geneigt; der Schädel ist gar nicht lädirt.
Autzerordentlich gut ist der Abguß von den Gesichtspartien
geraten. Man sieht ganz deutlich die schnseweißen Zühne
zwischen den Lippen durchleuchten. Die Hände sind krampf-
haft geballt. Der rechte Arm stützt sich auf den Unterleib.
Wahrscheinlich hielt er zwei Schlüssel in der Hand, denn diese
wurden dicht neben ihm gefunden. Beide sind nus Eisen
gearbeitet. Um den Leib war eine Schärpe geschlungen.

Aonkurrenzen.

.1. L. Die Akademie für Litteratur, Archäologie und schöue
Künste in Reapel hat ihren jährlichen Preis von 500 Lire
dieses Mal über folgendes Thema ausgesetzt: „Von dem Ur-
sprunge, Fortschritte und dem Verfall der gotischen Archi-
tektur in Jtalien und von den verschiedenen Formen, welche
dieselbe in den verschiedenen Provinzen annahm." Die
I Manuskripte müssen bis zum 30. März 1884 bei der sooists.
 
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