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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

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Zum Raffaeljubiläum
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https://doi.org/10.11588/diglit.5806#0215

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18. Iahrgang-

Beiträge

sind an j?rof. Dr. L. von
Lützow (Wien, There-
sianunigasse 25) oder an
die verlagshandlung in
keipzig, Gartenstr. 6,
zu richten.

5. April

Nr. 25.
Inserate

ci 25 j)f. für die drei
Mal gespaltene j)etit-
zeile werden von jeder
Buch- u.Runsthandlung
angenommen.

1883.

Beiblatt zur Zeitschrift sür bildende Kunst.

Lrscheint von Vktober bis Iuli jede woche am Donnerstag, von Iuli bis September alle Tage, für die Abonnenten der „Zeitschrift für
bildende Aunst" gratis; für sich allein bezogen kostet der Iahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

Inhalt: Zuni Raffaeljubiläum. — Laokoonstudien. (Schluß.) — Th. Davillier s-; A. Itzenplitz f; A. wurzinger — Line Lichtdruckpublikation
nach A. v. L)eydens Tafelgeschirr. —- Eine bisher unbekannte Aquarellzeichnung Dürers. Aonkurrenz ^ um den monumentalen^tauf-

Aum Raffaeljubiläuin.

b>. Mit so reichem Pomp und Glanze wie das
vierte Centenarium Michelangelo's ist das Jubelfest
Raffaels nicht gefeiert worden. Das ließ sich erwarten.
Der große Florentiner lebt doch noch in ganz anderer
Art lebendig im nationalen Bewußtsein der Jtaliener
als der Urbinate. Er weckt Patriotischen Stolz und
mächtige politische Erinnerungen. während Raffaels
Ruhm doch nur in künstlerischen Kreisen strahlt. Dazu
kommt der Schauplatz der Feier, bei Michelangelo das
herrliche Florenz, bei Raffael das abgelegene Urbino
und gleichzeitig Rom. Die Verdoppelung des Festes
mußte notwendig den Glanz desselben vermindern.
Nach der vom Weltverkehr abgeschnittenen Bergstadt
pilgerten keine zahlreichen Scharen, in Rom wäre der
natürliche Schauplatz des Festes der Vatikan gewesen.
Der päpstliche Palast ist aber den ofsiziellen und
nationalen Kreisen Jtaliens versperrt. Über den Ver-
lauf der Feier in Urbino am 28. März liegen noch
keine ausführlichen Nachrichten vor. Die kargen Tele-
gramme zählen beinahe ebensoviele Jrrtümer als Worte.
Wir begnügen uns daher für heute, den litterarischen
Widerschein der Jubelfeier zu schildern. Auch hier
bemerken wir einen starken Abstand gegen die Michel-
angelofeier. Diese brachte uns eine umfangreiche Fest-
litteratur, das Centenarium Raffaels hat, soweit unsere
Kunde reicht, eine einzige Festschrift zu Tage gefördert.
Unsere Monatsblätter, die Preußischen Jahrbücher,
Westermanns Monatshefte u. a., brachten im Laufe
des Märzmonates kleine populäre Aufsätze über Raffael,

einzelne Zeitungen Festartikel, so z. B. die Kölnische
Zeitung eine Rede K. Woermanns, welche seltsamer-
weise damit beginnt, die (den 28. März und nicht
den 6. April feiernden) Festteilnehmer als Menschen,
nicht „beraten von strengerer Wissenschaft" hinzu-
stellen. Eine der Bedeutung des Tages entsprechende
künstlerische und litterarische Festgabe ging nur von
der Gesellschaft für vervielfältigende Kllnste in Wien
aus. Es traf sich glücklich, daß Jacoby's Meister-
stich der „Schule von Athen" gerade jetzt zur Publika-
tion gelangte. Die Gesellschaft überreichte denselben
vurch ihren Kurator Graf Wimpfen dem Sindaco von
Urbino bei der Jubelfeier und zugleich mit dem Blatte
einc prachtvoll ausgestattete umfangreiche Abhandlung
Anton Springers über die „Schule von Athen",
welche zunächst als erläuternder Text zu dem Stiche
Jacoby's dient. Die Abhandlung ist in den „Graphischen
Künsten" publizirt, gleichzeitig auch in besonderer Aus-
gabe veröffentlicht worden. Jn der Absicht des Ber-
fassers lag es offenbar, ein in jeder Hinsicht abschließen-
des Werk zu schaffen. Der eingehendsten Beschreibung
der Freskeu läßt er eine Erörterung der Raffaelischen
Studien und Skizzen, welche sämtlich (auch der Mai-
länder Karton) in gelungenen Lichtkupferstichen repro-
duzirt sind, folgen, er geht dann die mannigfachen
Deutungen des Bildes in historischer Folge kritisirend
durch, giebt seine eigene Erklärung, zählt die älteren
Nachbildungen des Werkes, teils der einzelnen Ge-
stalten, teils der ganzen Freske auf, welche gleichfalls
(der Apoll und die Philosophie von Marcanton, die
Pythagorasgruppe von Agostino Veneziano, der Stich
 
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