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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.5806#0218

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Kunsthandel. — Kunsthistorisches. — Konkurrenzen. - Sammlungen und Ausstellungen.

432

(2 Der Bildhauer Adolf Jßenpliß ist am 24. März in
Berlin gestorben. Jm Jahre 1821 in Magdeburg geboren,
begann er 1836 seine Laufbahn in Berlin als Steinmetz in
der Werkstatt Cantians und ging dann, nachdem er sich für
den künstlerischen Beruf entschieden, in das Atelier Ludwig
Wichmanns. 1848 untsrnahm er eine Studienreise, welche
ihn durch die Hauptstüdte Deutschlands nach Rom führte, wo
er bis zur Belagerung Roms durch die Franzosen 1849 blieb.
Dann kehrte er nach Berlin zurück und war hier hauptsäch-
lich auf dem Gebiete der Porträtbiiste und dcr architektoni-
schen Dskoration thätig. Er hat u. a. Karyatiden für Häuser-
fassaden und 186S sinen Merkur in Marmor für die Börse
ausgeführt. Jm Jahre 1866 stellte er eine über ihrem Ge-
webe eingeschlafene Penelope aus, welche beifällig aufgenommen
wurde. Er hat sich auch als Schriftsteller mit kunstkritischen
Arbeiten für Zeitungen versucht und war zuletzt Bibliothekar
der Berliner Kunstakademie.

Profeffor Karl Wurzinqcr, bekannt durch sein großss,
im Belvedere zu Wien befindliches Historiengemälde: „Kaiser
Ferdinand verweigert den böhmischen Ständen die Unter-
schrift", und auch als Bildnismaler geschätzt, ist am 16. März
zu Döbling bei Wien im 66. Lebensjahre gestorben. Die
Wiener Akademie vsrliert an dem Dahingeschiedenen eine
ihrer tüchtigsten Lehrkräfte. Wurzinger war seit langen
Jahren mit der Ausführung eines umfangreichen historischen
Bildes beschäftigt, welches er unvollendst hinterließ.

Aunsthandel.

Das von A. v. Hcyden komponirte Tafelgeschirr, welches
die vereinigten preutzischen Städte dem Prinzen Wilhelm als
Hochzeitsgabe verehrten, wird demnächst mit allen seinen
Details durch eine bei Paul Bette in Berlin erscheinende
Lichtdruckpublikation veröffentlicht werden. Das Werk wird
28—3V Tafeln umfassen, die in der Anstalt von A. Frisch
in Berlin hergestellt werden.

Aunsthistorisches.

Eine bishcr unbekannte Aquarellzeichnung Dürers wurde
kürzlich in einer Aldiner Ausgabe des Theokrit entdeckt.
Letztere kam in der Sunderland-Auktion in London zur Ver-
steigerung und wurde von dem Buchhändler Quaritch für
15 ^ erworben. Zn dem Auktionskataloge war das Blatt
als eine geschickt ausgeführte Aquarellzeichnung erwähnt. Bei
näherer Untersuchung fand der glückliche Käufer auf dem
Blatte folgende Widmung: „^ldsrtns vnisins Xorions ksoit
in üonorem Lililmläi Pirtzsz-insrü amioi sni optimi 1S24."
Wahrscheinlich ist dieser Theokrit einer von den 14 Bänden,
die Matthäus van Overbeck aus Leiden im Jahrs 1634 für
306 Thaler aus der damals noch existirenden Pirkheimer-
Kollektion kaufte. (Vgl. v. Eye, Dürer, S. 488.) Die Zeich-
nung selbst stellt niedrige Hügel mit Gebüsch dar, durch
welches sich ein Strom schlängelt. Jm Vordergrunde musi-
ziren zwei Schäfer um die Wette, inmitten ihrer Herde von
Lämmern und lustig herumspringenden Ziegen. Der eine
Schäfer sitzt am Fuße eines Baumes, welcher hoch in den
linken Rand des Blattes hinaufreicht, und hält eine Geige
nebst Bogen in der Hand; der andsre steht auf der entgegen-
gesetzten Seite an einen ähnlichen Baum angelehnt und bläst
auf einer Flöte. Letzterer ist bartlos. mit einem Schwerte
bewafsnet und hat neben sich einen langsn, schweren Stock.
Ein Hund, der die Zunge aus dem Maule hängen läßt, sieht
ihn klug an und scheint der Musik gespannt zuzuhören. Der
sitzende Mann ist bärtig und macht den Eindruck eines Por-
träts; vielleicht ist es dasjenige Dürers selbst. An den
Bäumen hängen die bekanntsn Wappen der Familie Pirk-
heimers und seiner Frau.

Aonkurrenzen.

Bei der Konkuncnz »m eincn monumcntalen Laufbrunnen

auf dem Altenmarkte in Köln ist dem Bildhauer Alber-
mann der erste Preis zuerkannt worden. Eingegangen waren
11 Modelle und 13 Zeichnungen. Als Motiv für den bild-
nerischen Schmuck sollte die Kölner Lokallegende von Jan
(von Werth) und Griet dienen. Noch drei andere Entwürfe
wurden mit Preisen bedacht; einer derselben stammt von dem

Architekten Müller in Düsseldorf, der andere von den Archi-
tekten Schreiterer und Bruckmann in Köln, und der
dritte hat den Bildhauer Syrö in Ehrsnfeld zum Urheber.
Albermann hat nun kürzlich ein neues Modell für den Brunnen
vollendet, da sein Entwurf immerhin manchen Einwürfen der
Kritik begegnet war, welche den Künstler zu einer wesentlichen
Umgestaltung seines Werkes veranlaßten. Das jetzt aus dem
Rathause inKölnausgestellte neueModell erscheintsowohl in der
architektonischen Gliederung wie in dem bildnerischen Schmuck
viel vollendeter und harmonischer als das frühere: das Ganze,
im Stil der Renaissance, entsprechend der Zeit des Helden, dem
das Denkmal gewidmet ist, baut sich in drei Hauptteilen auf,
in schlanker, emporstvebsnder Form. Der unterste Teil, die
Stufen, dsr Sockel mit den Brunnenbassins, den wasser-
speiendsn Löwenköpfen und dem gequaderten, mit einem ge-
gliederten Sims abgeschlosssnen Unterbau, ist im wesentlichen
geblieben wie im ersten Modelle, alles aber, was darüber
steht, Architekturformen wie Figuren, ist ganz verändert
und, wie wir schon sagten, verbessert. Die nächste Abteilung
über dem Unterbau ist quadratisch, aber mit übers Eck vor-
springenden Säulen und Bekrönungsgesims. Die sehr ge-
schmackvolle Säulenarchitektur folgt dem dorisch-toscanischen
Stil, wie er in der Renaissance vielfach vorkommt. Zwischen
diesen Säulen erscheinen an der Vorder- und Hinterfronte
dis beiden Reliefs, welche die beiden Episoden aus der kölni-
schen Volkssage von Jan und Griet darstellen, und auf
den beiden Seitsnfronten die sitzenden Figuren des kölnischen
Bauern und der Jungfrau auf konsolengestützten Vorsprüngen
des Simses über dem Unterbau. Dann folgt das obere
Dritteil in schlanker, pilasterartiger Form, bekrönt mit einem
reich gegliederten und verzierten Abschluß und darüber an
den vier Seiten halbkreisförmige Giebel, zwischen denen sich
mit einem Anlauf der Sockel für die Figur des Jan von
Werth erhebt, welche das Ganze krönt. An den unteren vier
Ecken der dritten Abteilung und über den Säulen übereck
sind kleine fischschwänzige Wassergenien angebracht und an den
Flächen des Prlasters Kartouchen und Trophäen. (L. 2.)

Die Ksvvilä« Kovlslü 'I's.vIsv in Haarlem hat „Die
Abfassung sines Kataloges der Stiche aus der Schule des
H. Goltzius" zum Thema eines Preisausschrsibens gemacht.
Die bskannteren Meister wie H. Goltzius selbst, Jac. Matham,
Joh. Saenrsdam und Joh. Müller sollen dabei ausgeschlossen
sein, dagegen unter anderen C. Drebbel, Jacob und Julius
Goltzius, G. van Breen, C. Cloeck, Zacob de Gheijn, B. und
Z. Dolendo behandelt werden. Der Katalog muß von eineni
Abriß der Gsschichte jener Schule begleitet sein. Die Arbeit
kann in deutscher, englischer, französischer oder holländischer
Sprache abgefaßt werden und muß von einer anderenHand
als der des Autors kopirt sein. Der Einsendungstermin ist
auf den 1. April 1885 festgesetzt. Der Sieger erhält eine
goldene Ehrsnmedaille im Werte von 466 sl. holl.

5ammlungen und Ausstellungen.

.V. k. Nus den Berliner Kunstausstellungen. Über Berlin
hat sich im Laufe des Monats März eine wahre Flut von
Kunstausstellungen ergossen, welche die eifrigen Kunstfreunde
und die Berichterstatter zu einer ununterbrochenen Hetzjagd
genötigt hat: in dsr Nationalgalerie eine retrospektive Aus-
stellung, im Kunstgewerbemuseum die Ausstellung der Ge-
schenke zur Silberhochzeit des kronprinzlichen Paares, dis
der königlichen Porzellanmanufaktur und der Entwürfe zu
einer von der Gurlittschen Kunsthandlung ausgeschriebenen
Konkurrenz für Bilderrahmen, im Lokale des Künstler-
vereins dis Hübnerausstellung, Spitzers „Avisirter Bahn-
unfall" und einige andere Gemälde, bei Emil Ph. Meyer
L Co in der Taubenstraße 34 Peter Janssens „Kindheit
des Bacchus" und bei Gurlitt in der Behrenstraße 29 eine
ausgewählte Sammlung von modernen Gemälden. Ein Glück,
datz dem Berliner Chronisten schon von seinen auswärtigen
Kollegen ein Teil der Arbeit abgenommen und daß auch über
die kunstgewerblichen Ausstellungen von anderer Seite be-
richtet worden ist oder doch berichtst werden wird! — Das
Spitzersche Gemälde hat m Berlin bei weitem nicht das
Jnteresse erregt, welches nach der großen von München aus-
gegangenen Reklame erwartet wurde. Wenn auch die Stoff-
wahl eine glückliche ist, so muß doch mit allem Nachdruck
betont werden, daß die künstlerischen Vorzüge des Gemäldes
 
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