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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.5806#0225

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445

Kunstlitteratur.

446

verwirklichen, während das in Paris und Florenz an-
aenommene System gerade den Zweck gar nicht erreicht,
die völlige, ungestörte Hingebung an den Genuß eines
Kunstwerkes zu ermöglichen. Der 8alon oarrö und
die Tribuna haben alle so vielfach gerügten Übelstände
der Galerien überhaupt an sich, die Wände sind von
unten bis oben behängt, niemand wird finden, daß
jedes Stück in der Pariser Eliteversammlung gerade
das ihm gebührende Licht und den besten Platz für
die Betrachtung habe, und vollends die Tribuna kann,
so wie sie ist, kunterbunt vollgepfropst, gewiß nicht als
Muster gelten.

Dessenungeachtet gebcn wir zu, daß in dieser
Richtung, nur in anderer Durchführung, der Kompro-
miß zu versuchen sei. Das Sendschreiben der Kron-
prinzessin deutet den richtigen Weg an, wenn es sagt:
„Würdcn nicht die Raffaelschen Wandtapeten mit eini-
gen Stücken der Renaissance-Skulpturen und vielleicht
einem echten Plafond einen herrlichen Eindruck machen
und pietätsvoller aufgehoben sein, als jetzt in ihrer
unharmonischen Aufstellung?" Gewiß würde das der
Fall sein, und die Aussührung liegt im Bereich der
Möglichkeit, und niemand wird etwas dagegen ein-
wenden, wenn im Sinne der citirten Worte verfahren,
d. h. nur Zusammengehöriges vereinigt wird. Solche
Saions oder Tribunen für jede Kunstperiode oder jede
Hauptschule, umgeben von Sälen und Kabineten für
die zeitgenössischen Arbeiten zweiten und der folgenden
Ränge, würden das wissenschaftliche System nicht durch-
brechen, den Liebhabern einen ästhetischen Genuß ge-
währen, und endlich auch jenes Publikum befriedigen,
welches auf der Reise so rasch als möglich alles im
Bädeker Besternte gesehen haben will. Auf eine der-
artige Anordnnng würde bei einem Neubau ohne zu
große Schwierigkcit Rücksicht genommen werden können,
und daß die Sammlungsdirektoren sich bei dem Arrange-
ment der Repräsentationsräume gern des Rates ge-
bildeter Künstler bedienen würden, scheint uns außer
Frage zu stehen.

Man sieht, die Sache ist viel einfacher, als Heiß-
sporne sie ansehen wollen. Die hohe Frau hat kein
revolutionäres Manifest erlassen, sondern Reformideen
entwickelt, und im Wesen der Reform liegt es, daß sie
Zeit erheischt für reifliche Überlegung und besonnene
Durchführung. XX.

Aunstlitteratur.

Deutsches Aünstler-j)ahrbuch für ^882 und s883.
Herausgegeben von Hans Adam Stoehr. Erster
und zweiter Jahrgang. Dresden, Gilberssche Buch-
handlung. 1882 u. 83- 2 Bände. 8.

* Der Jnhalt dieses in seinem Plan und Zweck
überaus nützlichen Büchleins zerfällt in den beiden bis

jetzt vorliegenden Jahrgängen in zwei Hauptteile, von
denen der erste ein unpaginirtes Kalendarium enthält,
Während der zweite sich im wesentlichen in drei Ab-
schnitte gliedert: 1) die hervorragendsten Arbeiten und
Erzeugnisse auf dem Gebiete der bildenden Künste;
2) Staatliche Kunstverwaltungsbehörden und Reper-
torium der Akademien, Lehranstalten, Sammlungen
und Vereine für Kunst und Kunstgewerbe in Deutsch-
land, Österreich (besser gesagt Deutsch-Österreich) und
der Schweiz; 3) die deutschen Künstler und Kunstge-
lehrten einschließlich der Lehrer der höheren Kunst- und
Kunstgewerbeschulen.

So wenig sich gegen diesen Jnhalt einwenden
läßt, der, da das Büchlein alle Jahre erscheinen soll,
sich natürlich zum Teil jedesmal mit geringen Ber-
änderungen wiederholen muß, so viel haben wir zu
bemerken gegen die Planlosigkeit und Lückenhaftigkeit,
mit der sowohl das Kalendarium als die Übersicht
Uber die hervorragendsten Kunstschöpfungen und Kunst-
ereignisse bis jetzt behandelt worden sind.

Betrachten wir zunächst in dieser Beziehung das
Kalendarium. Es sollte in seinem ersten Jahrgang,
was aber erst das Borwort des zweiten Jahrganges
besagt, die Gedächtnistage der bedeutendsten deutschen
(?) Künstler und Kunstgclehrten des 12. bis 18. Jahr-
hunderts enthalten, was freilich von vornhern insofern
ein mißliches Unternehmen war, als es bekanntlich nicht
immer die bedeutendsten Künstler sind, von denen man
den Geburts- und Todestag weiß, also manche be-
deutende Künstler hier nicht erwähnt werden können.
Aber abgesehen davon herrscht hier im ersten Jahr-
gang die größte Willkür. Es finden sich Künstler
aller Nationen aus dem Mittelalter und aus der
neueren Zeit, obskure und nicht-obskure, bis in die
zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hier zusammen,
ohne daß sich irgend ein bestimmter Grundsatz in der
Auswahl dieser Gesellschaft erkennen ließe. Eine Folge
davon war, daß der zweite Jahrgang, der sich aus
die deutschen Künstler und Kunstgelehrten beschränken
sollte, viele bedeutende Namen nicht aufführt, weil sie
sich bereits im ersten Jahrgang befinden. Aber auch
in dem, was das Kalendarium des zweiten Jahrganges
bietet, lassen sich, da es doch wohl, wie das Künstler-
verzeichnis „Ende Juli 1882 abgeschlossen" wurde,
Hunderte von Lücken und zahlreiche Fehler nachtveisen.
Nehmen wir, um diesen Nachweis zu führen, nur das
erste Viertel des Jahres vor.

Jan. 3. Fr. Riepenhausen, nicht geb. 1786,
sondern -s 3. Jan. 1831. — Jan. 5. fehlt Remi v.
Haanen, geb. 1812. — Jan. 5. fehlt Ed. Gesel-
schap, f 1878. — Jan. 9. lies Nikutowski statt
Nicutowsky. — Jan. II. heißt es: Pet. Joh. Geiger,
ohne weitere Bezeichnung, und unter dem 29. Okt.
 
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