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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.5806#0244

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483

Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischte Nachrichten.

484

Auf diese Notiz bauend, schrieben alle spttteren Forscher bis
auf den heutigen Tng, der Maler Schwed habe um 1L1S
die Wandmalereien ini Kreuzgang des Karmeliterklosters zu
Frankfurt a. M. gemalt, mie 'z. B. auf Seite 28Z des dritteu
Bättdes des 1879 erschienenen Künstlsrlexikons von A. Seubert
zu lesen steht. Otto Donner von Richter aber, der die ge-
nannten Malereien im Kreuzgang des ehemaligen Karmeliter-
klosters oft und eingehend betrachtete, fand, daß ein daran
angebrachtes L neben der Jahreszahl 1S14 das Monogramm
des Malers sein müsse. Auf seinen Antrieb hin suchte Archi-
var Grotefend im Frankfurter Archiv und war so glücklich,
in sinem vom Frankfurter Partrizisr Nikolaus Frosch ver-
fnßten, vom Iahre 1S86 datirtsn Manuskript, in ivelchem u. a.
ein Verzeichnis der Bürgermeister von 1427 an mit großer
Schrift sich bofand, unter den vielsn Notizen, welche in sehr
kleiner Schrift zu den einzelnen großgeschriebenen Namen
der Bürgermeister eingoschaltet waren, beim Jahre 1515 zu
finden: „In diesem Jahr ist der Creutzgang zun Carmeliten
durch I. R. M. von Schweb — isch Gemindt gemalt worden."
Das Wort Schwebisch wird nach dem b durch einen Schnörkel
von der tieferen Zeile durchbrochen, und so las von Jungen,
der offenbar aus diesem Manuskript schöpfte, „von Schwed
genannt", und alle übrigen Iungen schrieben ihm füglich nach
bis auf den heutigen Tag. Was aber nun aus den I. R. M.
von Schweb ischGemindt machen? Da fand Grotefend 14 Tage
spttter im Archiv einen Brief an den „Erenvesten forsichtigen
Herren Klasen Stalbergen, meinen lieben Herren" (dieser
Stalberg war einer der Stifter eben der Wandmalereien im
Kreuzgang des Karmeliterklosters), und unterzeichnet ist der
Brief: „Datum Herrenberg uf Suntag nach Michaelis anno
im XVIII — Jwer ersam rvisheit undertenig jerg ratgeb
maler." Nun war das Rtttsel gelöst; die Buchstaben J. R. M.
bedeuten „Jerg Ratgeb Maler". Was that aber Jerg Ratgeb
im Jahre 1518 in Herrenbsrg? Auch dem sollte man bald
auf die Spur kommen. Otto Donner von Richter fand in
der Oberamtsbeschreibung von Herrenberg die Notiz, am Hoch-
altar der Stiftskirche zu Herrenberg befinde sich das Mono-
gramm L und die Jahreszahl 1519. Sofort reiste er nach
Herrenberg, und wie er eintrat in die Kirche, stand vor ihm
jenes große Altarwerk, mit aller seiner Farbenglut, Gestalten-
und Gedankenfülle, das ihm sofort verkündete, es rühre von
derselben kecken Künstlerhand, wie die von den Kunstkennern
schon lang gewürdigten Wandmalereien im Kreuzgang des
Karmeliterklosters in Frankfurt a. M., nämlich von Jerg
Ratgeb aus Schwäbisch-Gmünd her. So wurde der deutschen
Kunstgeschichte und unserem schwäbischen Stamm eine Meister-
persönlichkeit zurückgegeben, die es wohl verdient, neben den
andersn längst bekannten damaligen hochbegabten schwäbischen
Meistern fortzuleben für alle Zeit. (Schwäb. Merkur.)

5ammlungen und Ausstellungen.

I? Eiiic „intcrnationalc Spczial-Ausstcttiing dcr graphi-
schcn Künstc", die gegenwärtig von der Gesellschaft für ver-
vielfältigsnde Kunst vorbereitet wird, soll unter dem Pro-
tsktorat des Erzherzogs Ludwig Viktor vom 15. September
bis 1. November d. I. im Wiener Künstlerhause stattfinden.
Zur Durchführung des llntsrnehmens, dem die Unterstützung
der österreichischen Regierung zu teil wird, hat sich unter
dem Vorsitz des Grafen von Äbensperg-Traun ein aus 32
Mitgliedern bestehendes Komitö gebildet, dem neben den
Delegirten der genanntsn Gesellschäft hervorragende Wiener
Kunstbeamte, Architekton, Künstlcr und Kunstschriftstsller, u. a.
Hofrat von Eitelberger, Oberbaurat Schmidt, Prof. v. Lützow,
dis Maler Angeli, Canon und Makart, die Bildhauer Kund-
mann und Tilgner, die Kupfsrstecher Jasper und W. Unger rc.,
angehören. Die Ausstellung beabsichtigt, einen vollständigsn
Überblick übsr die Entwickelüng der reproduzirenden Kunst in
der zweiten Hälfte des 19. Iahrhunderts in allsn Kunst-
ländern Europas und in den Vereinigten Staaten von Nord-
amerika zu bieten. Sie soll daher nur graphischs Reproduk-
tionen vorführen, die erst nach dem Jahre 18S9 entstanden
sind oder aber sich als unmittelbare Vorläufer der reprodu-
zirenden Kunst seit 1830 darstellen. Neben dem Kupferstich
und der Radirung, der Lithographie und dem Holzschnitt
werden Aguarelle, Zeichnungen und sonstige Vorlagen, die
zum Zweck der graphischen Vsrvielfältigung angefertigt sind,
ins Äuge gefaßt. Äusgeschlossen bleibt die direkte Photo-

graphie. Um dagegen den Einfluß der letzteren auf die
modernen graphischen Vervielfältigungsarten zu zeige», wird
in erster Linie die Heliogravüre herangezogen, und neben
ihr sollen illustrirte Prachtwerke in Buchform Aufnahme
finden, in denen auch die sonstigen, mit Hilfe der Photographie
arbeitendcn Zweige der Technik zur Anwendung gebracht sind.
Jn Aussicht genommen sind sowohl Kollektiv-Ausstsllungen der
verschiedenen fich offiziell beteiligenden Staaten als auch Ein-
sendungen von einzelnen Ausstellern, von Künstlern, Kunst-
gesellschaften und Verlegern. Durch eine internationale Jury
werden ausstellendsn Künstlern Auszeichnungen in Form von
goldenen Medaillen, ausstellenden Verlegern solche in Gestalt
von Diplomen zuerkannt werden. Jm Hinblick darauf, daß
bisher auf größeren Kunstausstellungen die vervielfältigende
Kunst im allgemsinen nur unzureichend vertreten war und
lange nicht nach ihrer vollen Bedeutung gewürdigt wurde,
dürfte dem Unternehmen lebhafte Beteiligung und ein weit-
reichsndes Jnteresse von vornherein gefichert sein. Er-
forderlichenfalls wird das Komitö durch Entleihung aus
össentlichen oder privatsn Sammlungen oder in sonst geeig-
neter Weise für größtmögliche Vollständigkeit des Gesamt-
bildes Sorge tragen. Ebenso wird es an hervorragende
Stellen persönliche Einladungen ergehen lnsssn, die eine Be-
urtsilung der Einsendungen durch die Aufnahnie-Jury der
Einzelstaaten bez. des Komits's ausschließen. Jm übrigen
sind die auszustellenden Objekte bis zum 15. Juli bei dem
Komits anzumelden und bis zum 15. August demselben ein-
zusenden.

Vermischte Nachrichten.

Hcidclbcrgcr Schloß. Auf Grund der in den letzten
Monaten bei den beteiligten Staatsbehörden des Großherzog-
tums Baden gepflogeneii Beratungen wurden von dem badi-
schen Ministerium der Finanzen nach der Kr. Ztg. kürzlich
folgende Bcstimmungen getroffen, die gewiß in allen Krsisen
mit lebhafter Freude und aufrichtigem Danke begrüßt werden.
Zum Zwecke der Anfertigung genauer geometrischer Auf-
nahmen des Heidelberger Schlosses und einer eingehenden
Üntersuchung und Bsschreibung des baulichen Zustandes aller
Teile der Schloßruine, einschließlich der Fundamente, wird
ein besonderes Baubüreau untsr der Bezeichnung: „Bau-
büreau des Seidelberger Schlosses" in Heidelbsrg errichtet
und in technischer Beziehung einer mit dem Sitze in Karls-
ruhe ins Leben tretenden „Baukommission für das Heidel-
berger Schloß" unmittelbar unterstellt. Die letztere besteht
aus dem Vorstande der Baudirektion, Oberbaurat Helbling
(Architekt), aus den beiden Mitgliedern derselben, nämlich
dem Oberbaurat Lang (Architekt und Professor am Poly-
technikum) und dsm Baurat Durm (Architekt und Professor
am Polytechnikum), ferner aus dem Oberbaurat Sulzer
(Jngenieur) in Karlsruhe, sowie aus demBezirks-Bauinspsktor
Schäfer (Ärchitekt) und dem Professor Or. Adolf Schmidt
(Geologe), beide in Heidelberg. Die erwähnten Aufnahmen
und Feststellungen sollen als Grundlage zur Beantwortung
der Frage disnen, welche Maßnahmen zu treffen wären, um
die Schloßruine vor dem Verfall zu schützen und namentlich
in ihren künstlerisch wertvollen Teilen der Nachwclt auf cinc
lange Dauer zu erhalten. Sie sind lediglich technische Vor-
arbeiten und dürfen der erst später zu erörternden Haupt-
frage, auf welche Weise und mit welchen Mitteln die Er-
haltung des Schlosses zu sichern sei, nicht vorgreifen. Die
„Baukommission" hat darüber zu bestimmen, wslche einzelnen
Arbeiten und in welcher Reihenfolge sie vorzunehmen sind:
sie wird die Arbeiten des Baubüreau's überwachen und, so
oft es nötig erscheint, örtliche Besichtigungen vornehmen und
wichtigere Fragen kollegialisch behandeln. Zu leitenden Archi-
tekten des „Baubüreau's" sind Baupraktikant Iul. Koch von
Karlsruhe (Architekt) und Privatarchitekt F. Seitz von Heidel-
berg ausersehen, denen das erforderliche Hilfspersonal zu-
geteilt wird. Bei Bloßlegung und Untersuchung der Funda-
mente wird als weiterer Sachverständiger der großherzogl.
Oberingenieur Grabendörfer in Heidelberg sowohl von dsr
Kommission als auch von dem Büreau beigezogen wsrden.
Das Baubüreau wird in sachgemäßer Weise seinsn Sitz im
Schloßbau selbst, und zwar im zweiten Stock des alten
Okonomiegebäudes nächst dem Ludwigsbau aufschlagen.
Über den'Fortgang der Arbeiten müssen jeden Monat vom
 
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