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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

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Die malerische Ausschmückung der neuen Museen in Wien
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5806#0249

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493

Kunstlitteratur.

494

Tunis, Australneger, Neuseelcindisches Dorf mit Ein-
geborenen; von Alb. Zimmermann: Kaiser-Franz-
Josefs-Fjvrd in Grvnland.

Aunstiitteratur.

Alte kunstgewerbliche Arbeiten auf der Badischeu
Aunst- und Runstgewerbe-Ausstellung zu Rarls-
ruhe l88f. Herausgegeben vom Hauptkomits, in
dessen Auftrag ausgewählt und beschrieben von
vr. Marc Roscnberg. Frankfurt a.M., H. Keller.
1882. Kl. Fol. 10 Lieferungen mit je 5 Taseln
in Lichtdruck ü 5 Mark.

Seit im Jahre 1867 in Paris die sogen. „kuust-
gewerblichen Altertllmer" zum erstenmal in den Rah-
men einer Jndustrie-Ausstellung eingesügt wurden, haben
sich größere nnd kleinere Ausstellungen dieses mehr die
Schaulust des großen Publikums reizenden als wirklich
nutzbringenden Mittels bemächtigt, um gewisse Kreise
für ihr Unternehmen zu interessiren. Mit Gewißheit
darf man darauf rechnen, von jeder Ausstellung eine
Publikation der dort vereinigten Hauptstllcke des „Alter-
tümer-Pavillons" erscheinen zu sehen, deren Berech-
tiguyg oft recht fraglich ist. Denn seit die Vorstände
öffentlicher Sammlungen nnd Privatsammler nach den
mannigfachen betrübenden Erfahrungen, welche sie mit
dem Ausleihen ihrer Schätze machten, im Beschicken
solcher Ausstellungcn vorsichtig gcworden sind, bleibt
immer nur ein kleiner Kreis von Ausstellern Lbrig,
wclche — vielfach aus persönlichen Gründen — jede
Ausstellung versorgen. So kommt es, daß in den
Publikationen, namentlich norddeutscher Ausstellungen,
zahlreiche Gegenstände zum zweiten und dritten Male
veröffentlicht worden sind.

Ganz anders verhält es sich mit der Karlsruher
Ausstellung. Private wie Kirchen, Kommunen und
öffentliche Sammlungen hatten in freudigem Wett-
cifcr zu dieser Ausstellung ihre Schätze geliehcn; galt
es doch, dem edlen verehrten Fürstenpaare zur Feier
der silbernen Hochzeit durch die Ausstetlung eine
Huldigung des Landes darzubringen. Der Großherzog
hatte llbrigens aus seiner reichen Privatsammlung
mancherlei beigesteuert. Daß eine Auswahl der besten
Stücke bei dieser wohl kaum wiederkehrenden Gelegen-
heit durch eine Publikation auch weiteren Kreisen zu-
gänglich gemacht worden ist, kann man nur mit Freude
begrüßen. Das kürzlich mit der zehnten Lieferung vvll-
ständig gewordene Werk bietet eine überraschend große
Zahl von Werkcn der Klcinkunst, welche bisher nur
wenigen Kunstfreunden bekannt waren.

Das Hauptgewicht hat der Herausgeber, vr. Marc
Rosenberg, mit deffen Auswahl der Gegenstände man

sich durchaus einverstanden erklären darf, mit Recht auf
die Arbeiten in Ebelmetall, speziell die kirchlichen Ge-
räte gelegt. Vor allem ist es eine Anzahl mittelalter-
licher Silberarbeiten von höchster Schönheit, die hier zum
erstenmal und zwar in guter Reproduktion erscheinen;
bei den wichtigern sind — eine höchst dankcnswerte Ein-
richtung — neben der Gesamtansicht auch einige Blätter
mit Details gegeben. So von dem wundervollen Reli-
quienschrein aus Alt-Breisach, einer Arbeit des Petrus
Berlhn von Wimpfen 1496, dem Offenburger Kreuz
u. a. Eine Reihe ganz vorzüglicher Arbeiten stammt
aus dem Besitze des Münsters zu Villingen: die merk-
würdige Kreuztafel, man möchte vermuten im Anfang dcs
14. Jahrhunderts unter Benutzung eines Kreuzes aus
dem Beginn des 13. Jahrhunderts zusammengesetzt;
ferner die hcrrlichc Monstranz aus dcr Mitte des
l 8- Jahrhunderts, eine der edelsten Perlen des Rococo,
vielleicht eine Frankfurter Arbeit, jedenfasls von einem
Meister ersten Ranges. Unter den Augsburger Arbeiten
ragt die Pax des Münsters zu Überlingen hcrvor:
Ebenholz mit Silberbeschlag in der bekannten Art. Der
Stempel zeigt ein „Blümchen", ich vermute, jenen
eigentümlich stilisirten Baum, der an den zahlreichen
Arbeiten gleicher Art öftcr vorkommt, wahrscheinlich
die Marke des MatthäuS Wallbaum, eines Mit-
arbeiters am Ponimerschen Kunstschrank. — Die
Medaillen mit v U. gehen alle auf Hans Reinhard
Vater und Sohn zurück, obwohl noch immer der
mythische Heinrich Reitz in deu Biichern spukt. *) Übri-
gens sind die Medaillen nicht so selten, wie der Heraus-
geber anzunehmcn scheint. Jm übrigcn hält sich dcr
Text fcrn von allen weilschweifigen Erklärnngen und
giebt knrz und bündig, was man zu wissen wünscht.
Hosfentlich läßt uns der Herausgeber auf die darin in
Aussicht gestellten Arbeiten, vor allem über die Gold-
schmied-Schule von Überlingen nicht allzulange warten.

?.

Von dein allgemeinen historischen Porträtwerk, welches
im Verlage von Fr. Bruckmann in München erscheint, ist so-
eben die zweite Lieferung erschienen. Dieselbe enthält folgende
Porträts: (Serie l. Fürsten und Päpste) Heinrich VIII.,
König von England, gemalt von Holbein d j., gestochen
von I. Houbraken, Heimich IV., König von Frankreich,
gezeichnet und gestochen von H. Goltzius, Karl I., König
von England, gemalt von A. van Dyck, gestochsn von
Peter de Jode, Friedrich II., der Große, König von
Preußen,(Bildnis aus demJahre 1746) gemalt vonA. Pesne,
gestochen von F. G. Schmidt, Joseph II., deutscher Kaiser,
gemalt von P. Lion, gestochen von A. Tischler. Das
Werk erscheint in 2 Serien ä lu Lieferungen. Jede derselben
enthält ö Porträts in Phototypie, welchen je eine Seite Text
beigegeben ist. Die Ausstattung des Werkes ist eine vor-
trsffliche zu nennen.

*) Zuletzt wieder: Hirth, Formenschatz 1888, zuTafel 4. —
Die richtige Deutung des Monogramm II L. gab Gersdorf auf
Grund urkundlichen Materials in: Blätter für Münzfreunde
1872, Nr. 81.
 
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