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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.5806#0250
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Nekrologe. — Konkurrenzen. — Personalnachrichten. — Saminlungen und Ausstellungen.

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Nekrologe.

Frlinz v. Seitz ch. Durch das am 13. April er-
folgte Ableben dieses Meisters habeu Kunst und Kunst-
handwerk in Miinchen einen schweren Verlust erlitten.

Franz Seitz gehörte einer großen, auch nach seinem
Tode nvch zahlreichen Künstlerfamilie an und war
am 31. Äanuar 1817 als der Sohn des bekannten
Kupferstechers Max Josef Seitz in München geboren,
desselben, der das große Hochrelief der Stadt München
im bayerischen Nationalmuseum geschaffen. Franz Seitz ^
ward in den Traditionen jener Künstlergeschlechter er- !
zogen, welche sich nicht daraus beschränken, Wand- und
Tafelbilder oder plastische Gebilde um des Erwerbs willen
zu schaffen, sondern ihreu Stolz darein setzen, unser
häusliches, wie öfsentliches Leben mit ihren Schöpfungen
zn verschönern, in den Traditionen der Meister der
Renaissance.

Jhnen an gestaltender Kraft und' an vielseitigem
Können ebenbürtig, gehörte Franz Seitz zu den wenigen
Männern, denen schon vor mehr denn dreißig Jahren
die Erkenntnis gekommen war, daß ganz außerordent-
liche Anstrengungen notwenig seien, um das herab-
gekommene Kunstgewerbe wieder zu heben und zu
neuer Entwickelung zu bringen. — Und seine Be-
gabung nnd sein Können war ganz dazu angethan,
ihn hiefür ganz besonders brauchbar zu machen. Er
hatte von frühester Jugend an ein ungewöhnlicheS I
künstlerisches Talcnt vou ganz außerordentlicher Viel-
seitigkeit gezeigt. Zeichenstift und Pinsel, Schnitzmesser
und Meißel waren seiner Hand ebenso folgsam wie
der Grabstichel. Seine künstlerische Ausbildung erhielt
er an der Münchener Akademie. Mehr als dieser
hatte er seiner Naturanlage zu danken, seiner leben-
digen Einbildungskraft und seinem schöpferischen Drange.

Es gehörte mehr als gewöhnlicher Mut, mehr
als gewöhnliche Ausdauer dazu, den tausend Vor-
urteileu gegenüber, welche dem Geiste jener von ihm
und seinen Freunden eingeleiteten Bewegung entgegen-
standen, auszudauern. Aber gerade dieses unentwegte,
von wahrer Begeistcrung erfüllte Einstehn für die als
gut erkannte Sciche sichert dem Verstorbenen einen
Ehrenplatz in der Geschichte nicht bloß der Münchener,
sondern auch der gesamten deutschen Kunst. Unzählige
Entwürfe, verdankt sie seiner schaffenden Phantasie,
seiner in allem und jedem gewandten Hand, unzählige
Anregungen trug er in die kunstgewerblichen Werk-
stätten, in denen allen er daheim war.

So war der hohe Aufschwung, den das Münchener
Kunstgewerbe in den letzten Jahrzehnten nahm, waren
die Triumphe, welche dasselbe 1876 im Wettkampfe
mit Wien und Berlin feiern konnte, wesentlich seiner
segensreichen Thätigkeit zu verdanken, und so verlor
die deutsche Kunst an ihm den Vater einer neuen an
die Überlieferungen der Alten anknüpfenden Kunst-
richtung, die dem deutschen Namen zu neuem Glanze
verhilft. — Seit sast einem halben Jahrhundert wurde
in München kaum ein Fest irgend einer Art begangen,
bei dem er mit seinem erfindungsreichen Geiste, niit
seinem gesunden, frischen Huinor, mit seiner unglaub-
lich geschickten Hand nicht das Überraschendste geleistet
hätte. Auss ersprießlichste wirkte er auch volle 25
Jahre in seiner Stellung als technischer Direktor der
königlichen Theater. — Seine letzte Arbeit war eine

Adresse an seinen Freund Franz Lachner zu welcher
der achtzigste Geburtstag des Kvmpvnisten den An-
laß gab; sie blieb unvollendet.

Franz v. Seitz wurde vielfach ausgezeichnet: seine
Brust schmückte der bayer. Michaels- und der bayer.
Kronenorden, mit dem der persönliche Adel verbunden
ist, die bayer. Ludwigsmedaille sür Kunst und Wisieu-
schaft und der spanische Jsabellenorden. Außerdem
war er Ehrenmitglied der Münchener Akademie dcr
bildenden Künste. tzart Albert Regnet.

.1. L. Zgnasio Jacometti, Direktor der päpstlichen Museen
und Galerien, starb plötzlich am 22. April in Rom. Der
Verstorbene zählte zu den ersten italienischen Bildhauern
Roms, sein letztes bedeutendes Werk ist die Statue Pius' IX.,
ivelches er im Auftrage des Kardinalkollegiums für die Kirche
Sta. Maria Maggiore anfertigte und das seine Aufstellung
in der Konfession der genannten Kirche in ähnlicher Weise
finden wird, ivie die Canova'sche Statue des knieenden
Pius VI. in der Konfession der St. Peterskirche. Zu seinen
bedeutenderen Werken zählen feine „Kreuzabnahme" und fein
„Judaskuß". Jacometti bekleidete mehrere Male die Würde
und das Amt des Präsidenten der alten Accademia di San
Luca. Jm Jahre 1870 ernannts ihn Pius IX. zum Direktor
der vatikanischen Museen.

Aonkurrenzen.

x. Der Verein zur Förderung des Kunstgewcrbes in Braun-
schweig hat eine Konkurrenz für Erlangung von Modellzeich-
nungen sür gußeiserne Zimmeröfen ausgeschrieben und zwar
auf Veranlassung des Hüttenwerkes Westfalia in Lünen,
welches einen ersten Preis von 400 Mk. und einen zweiten
Preis von 200 Mk. ausgesetzt hat. Vorschrift ist derRenaiffance-
stil und Berücksichtigung der Gußtechnik. Die Entwürfe sind
im Matzstabe von si:4 zu halten, müssen außer der Vorder-
und Seitenansicht einen Längenschnitt und einen Grundriß
(über dsm Rost) geben und sind bis zum 15. Juni an den
Schriftführer des Vereins, Bankier Magnus, unter Beob-
achtung der für anonyme Konkurrenzen üblichen Maßregeln
einzusenden.

j)ersonalnachrichten.

» Sigmuiid L'Allcmaiid, der ausgezeichnete Schlachten-
maler, wurde an Stelle des in den Ruhestand getretenen Prof.
Karl v. Blaas zum ordentlichen Prosesior an oer allgemeinen
Malerschule der Akademie der bildenden Künste in Wien er-
nannt. — Die Profefforen Canon und v. Lützow und
Graf Victor Wimpfsen, welche dem Raffaelfest in Urbino
beiwohntsn, wurden von der dortigsn Akademie zu Ehren-
mitgliedern ernannt.

Lammlungen und Ausstellungen.

Ltzt. Münchener Knnstverein. Wilh. Marc Ivsiß auch
weniger bedeutenden Stoffen durch Jnnigkeit der Empfindung
und Ungesuchtheit der Behandlung anmutigen Reiz abzu-
gewinnen und bewährte diese Fähigkeit wiederum in seinem
neuesten Bilde „Schwesterchen", zwei Bauernkindern, die auf
dem Wege zur Schlittenbahn einen schmalen Steg zu passiren
haben, bei welcher Gelegenheit das ältere Kind das jüngere
sorgsam über die bedenkliche Stelle geleitet. Heinr. Rasch
stellte eine seiner sehr schwer zu registrirenden Kompositionen
aus, die zwischen reich staffirten Marinen oder Landschasten und
Genrebildern mit stark betontem landschaftlichen rc. Element
die Mitte halten. Diesmal führt- er uns ins Seebad Via-
reggio und macht uns mit einer Damengesellschaft bekannt,
die sich zu einer Bootfahrt rüstet. Paul Wagner zeigt uns
eine anziehende Gruppe von Kindern, die sich mit dem Blasen
von Seifenkugeln unterhalten. Hermann Baisch schickte
eine seiner köstlichen holländischen „Viehweiden" von jenem
wunderbar feinen Silberton, den er den alten Niederländern
abgesehen. Ein „Kanal in Amsterdam" bei Mond- und
Gaslaternenbsleuchtung von Hsnnings gab dem hochbegab-
 
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