Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

DOI Artikel:
Rosenberg, Adolf: Die akademische Kunstausstellung in Berlin
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5806#0255

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
^8. Iahrgang.
Beiträge

sind an ssrof. Dr. L. von
Lützow (Wien, There-
sianumgasse 25) oder an
die verlagshandlung in
keipzig, Gartenstr. 6,

10. Mai

Nr. 30.
Jnserate

ü 25 s)f. für die drei
Mal gespaltene j)etit-
zeile werden von jeder
Buch- u.Aunsthandlung
angenommen.

1883.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.

Grscheint von Mktober bis Iuli jede lvoche am Donnerstag, von Iuli bis September alle Tage, für die Abonnenten der ,,Aeitschrift für
bildende Aunst" gratis; für sich allein bezogen kostet der Iahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

und österreichischen ssostanstalten.

Inhalt: Die akademische Runstausstellung in Berlin. — Die ^ahresausstellung im wiener Aünstlerhause. II. — Schäfer, T., Die Bauhütte;

Die Aassettendecke im Schlosse zu Iever. — Msterreichischer Runstverein; Die historische Bronze-Ausstellung im Msterreichischen Museum;
Die internationale Ausstellung in Amsterdam. — Raffaelfeier der Wiener Akademie der bildenden Rünste; Rantate von Gottfried Reller
zur Lröffnung der schweizerischen tandesausstellung in Zürich. — Inserate.

Die akademische Aunstausstellung in Berlin.

Die diesjährige Kunstausstellung, welche am 3. Mai
in dem Neubau der technischen Hochschule an der Grenze
von Berlin und Charlottenburg eröffnet wurde, be-
zeichnet einen Wendepunkt in der Geschichte der Aus-
stellungen der Akademie. Man hat die ehrwürdige
Gewohnheit eines halben Jahrhunderts aufgegeben und
an die Stelle der Herbstausstellungen eine Frühjahrs-
ausstellung gesetzt, den Künstlern zu Liebe, damit sie
nicht während des Sommers an ihre Ateliers gebannt
seiu müssen, sonderu ungestört ihre Studienreiseu untcr-
nehmen können. Als dieses Projekt zum ersten Male
auftauchte, wurde es allseitig mit Jubel begrüßt. Jetzt
klagt man bereits über den vcränderten Termin, weil
vicle durch die Frühjahrsausstellung in Berlin von dem
Besuch des Pariser Salons abgehalten werden. Und
im Grunde genommen ist auch das Publikum nach
beendigter Badekur und Sonimerfrische im beginnenden
Herbst für den Genuß von Kunstwerken empfänglicher
als am Schlusse einer durch Sonderausstellungen,
Theater- und Konzertausführungen bis zur Erschlaffung,
ja bis zur Verzweiflung ausgefüllten Wintersaison.

Auch die Künstler haben, dieses ersteMal wenigstens,
bewiesen, daß dieWinterzerstreuungen ihrer Produktions-
kraft schädlicher sind, als die Sommerhitze. Oder
sollten die Kunstausstellungen in München und Amster-
dam einen nachteiligen Einsluß auf die unsrige aus-
geübt haben? Jch glaube es kaum. Die Münchener
Künstler haben sich freilich so gnt wie ganz von der
Berliner Ausstellung ferngehalten. Aber es ist nicht
anzunehmen, daß die Berliner und die Düsseldorfsr,

welche letzteren ihren Schwerpunkt stets in Berlin ge-
seheu haben, ihre neuesten Werke nach München geschickt
und nicht für Berlin aufgespart haben. Man müßte
doch etwas gehört haben, wenn in diesem oder jenem
Atelier ein überraschendes Meisterwerk seiner Vollendung
entgegengeht. Aber nichts von alledem, und wenn
nicht alle Vorzeichen trügen, werden wir auch in München
meist nur die „Revenants", die Geister der Erschlagenen,
zu sehen bekommen, die ruhelos von Kunstausstellung
zu Kunstausstellung wandern. Wir werden uns dem-
nach kaum mit äußeren Entschuldigungsgründen behelfen
könuen, sondern unumwunden die Thatsache eingestehen
müssen, daß sich die deutsche, ja die gesamte moderne
Kunst nach einem Jahrzehnte fieberhafter Massenpro-
duktion in einer Periode der Stagnation befindet, deren
Ende noch gar nicht abzusehen ist, da die Alten uur
langsam absterben und der jüngere Nachwuchs eine
wenig tröstliche Hoffnung auf die Zukunft eröffnet.

Es ist seit Menschengedenkcn das crste Mal,
daß der Katalog der Berliner Ausstellung nicht mit
Andreas Achenbach beginut, und seit einem Jahrzehnt
das erste Mal, daß Alma-Tadema nicht vertreten ist.
Das sind zwei bedenkliche Symptome. Wenn zwei so
unerschöpfliche Produzenten nichts übrig haben, so darf
man sich über die Dürre unserer Ausstellung nicht
wundern. Der Katalog weist 952 Nummern auf, von
denen nur 684, 200 weniger als sonst, auf die Ge-
mälde, 72 auf Aquarelle und Zeichnungen, 30 auf
die graphischen Künste, 137 auf die Plastik und 29
auf die Architektur entfallen. Diese Beschränkung in
der Quantität wäre an und für sich eher angenehm
als bedauerlich, wenn das Gesamtbild der Ausstellung
 
Annotationen