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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

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Rosenberg, Adolf: Die Denkmäler der Brüder von Humboldt in Berlin
DOI Artikel:
Bredius, Abraham: Aus den Haager Archiven, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5806#0288

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Aus den Haager Archiven

Universität, wird in den drei Reliess der iibrigen
Sockelseitcn ccks der Vcrtreter der hnnianislischen
Bildnng gcfeiert. Aus dcm einen Relicf ist dic Philo-
sophie, auf dem zweiten dic Jnrisprudenz, cmf dem
dritten die Altertumssorschung durch Fraucngestaltcn
und Genien mit entsprechcnden Shmbolen nnd Em-
blemen verkörpert. Diese Reliess sind mit Riicksicht
aus Wilhelm von Humboldts Geistesrichtung in anti-
kisirendem Geschmack gehalten. Man glaubt vcr-
größerte Kanieen in dem eleganten Stile der römi-
schen Kaiserzeit vor sich zu haben. Jn der Statue
dagegen kommt die naturalistische Richtung vottstcindig
zum Durchbruch, aber in der maßvollsten Form,
ohne den geringsten barocken Zug, ein treues, schlichtes
Abbild des Lebens, dessen geistige Potenz sich in dem
ungemein lebendigen Kopfe reich nnd voll wieder-
spiegelt. Mit einem großen Folianten aus dem rech-
ten Knie sitzt der geistvolle Sprachsorscher, seinen weit
in die Vergangenheit zuriickschweifenden Gcdankcn fvl-
gend, in zwangloser Haltung auf einem antiken Sessel,
dessen hohe RUckenlehne mit Relicfs geschmiickt ist,
welche sich auf die geistige und ghmnastischc Erziehung
der griechischen Jugend Leziehen. Rechts von der
Statue steht am Fuße des Sestels eine antike Büchcr-
kapsel mit Rotten, deren cine die Stiftungsurkunde
der Universität mit dcm großen königlichcn Jnsiegcl
repräsentirt.

Während das Dcnkmal Wilhclm von Humboldts
in attem Beiwerk und in der plastischen Gestaltung
desselben voni klassischen Geiste crfüllt ist, spricht sich in
demjenigen Alexanders der realistisch-empirische Cha-
rakter der modernen Natnrforschung aus. Dcr Ge-
lehrte sitzt auf einem Felsblock, an welchen sich Stein-
tafeln, Farren und dcr Erdglvbns als Symbol siir
den Verfaster des Kosmos lehnen, der in hohem Alter
dargestellt ist, wie ihn die lebende Generation allein
noch gekannt hat. Jn der Rechten hält er cine Pflanze,
auf welche er sinnend blickt. Es ist nicht zu leugnen,
daß der Kopf des Greises und seine Körperhaltung
der Kunst des Bildners nicht so günstig sind, wie cs
bei seinem Bruder der Fall ist. Begas hat durch eine
malerische Drapirung des Mantels zu erreichen gesucht,
was die Wirkung des Kopfes allein nicht zu erziclen
im stande war. Der Svckel ist nur mit zwei Reliefs
geschmückt, welche in dem sreien malerischen Stile und
in der reichen Uppigen Fvrmengebung der italienischen
Frührenaistance gehalten sind; starke Ausladungen ver-
binden sich mit flachen Erhebungen zu einem reizvollen
Wechselspiel. Die ruhende Gestalt der Natur auf
dem einen Relies, eine nackte, von zwei Kindern um-
spicltc Frau, darf sich der herrlichcn Figur der lhri-
schen Poesie vom Begas'schen Schitterdenkmal an die
Seite stellen. Das andere Relief shmbolisirt dann die

Verdienste Alexander von Hnmboldts um die wisten-
schaftlichc Forschung durch Gcnien und Franengestalten.

Der großc Platz, in welchcm die die preußische
Geschichte wiederspiegelnde Straße vom königlichen
Schloß biS zum Brandenburger Thore gipfelt, hat
dnrch diese Denkmäler eincn neuen würdigen Schmuck
crhalten, durch den zugleich die FUrsorge der prcußi-
schen Herrscher für die KUnste des Friedens auf das
glänzendste dokumentirt wird. Ein nenes Glied ist
damit in die lange Reihe der historisch wie künstlerisch
gleich bedeutenden Kctte von Monumenten eingereiht
worden. Nur der Platz zwischen dem Palais des
Kaisers Wilhclm nnd dem Opcrnhause ist noch frei.
Es kann keinem Zweifel niehr unterliegen, daß dieser
Platz für das Denkmal desjenigen aufbewahrt bleibt,
welcher den Schlnßstein zu dem Gebäude vaterländi-
scher Größe gelegt hat.

Adolf Nosenberg.

Aus den Haager Archiven.
von A. Bredius.

IX.

Simon Frisins.

Dieser vorzUgliche Stecher aus dem Anfange des
17. Jahrhundcrts soll nach Jmmerzeel im Jahre 1580
zu Leeuwarden geboren sein. Jm Jahre 1614 trat er
in die Haagsche St. Lucas-Gilde. (iLrobissi III.) Jch
kann Fvlgcndes von ihm nachweiscn:

Am 17. April 1614 erklärt Shmon Wehnouts
Frisius, ,,pls.6t8n^ä6r", daß er von Cornelis Bou-
wensz, Zimmermeister, ein Hans .gekauft habe in
der Vlamingstraßc, an der Südseite, grenzend östlich
an Arcnt Bartolomeesz van Gils, südlich an Lodewhck
Gerritsz van der Schenck, westlich an Jacob Gerritsz
van der Sphck w., fiir 2500 Carolus-Gnlden, und zwar
600 Gulden comptant; die übrigen 1900 Gulden be-
hält der Verkäufer als Hypothek auf dem Hause, wofür
Frisius ihm jährlich 118 Gulden und 15 Stüber
Zinsen zu zahlen verspricht.

Jm Jahre 1623 scheint Frisius schon bedeutend
vermögender geworden zu sein. Am 2. Jannar 1623
wird das Haus des armen Adriaen Fredericxsz van
Ouwendyck, bssllllonäer (Bildhauer), gerichtlich ver-
kaust. Käufer ist der „ehrsame Symon Vrisius",
welcher verspricht, die Kaufsumme, 4350 Carolus-
Gulden, sofort (in 14 Tagen) zu bezahlen. Dieses
Haus stand südlich vvm neuen „Groenmarckt" an der
„Warmoesstraet". Jn der That finde ich im „Register
van den 500" Penning" von 1627: 1)6 Zroonmarelrt
S.6N äo Oosls^äo en äsor onlronl (und dort in der
Umgebung) Simon Frisius auf 20 Gulden taxirt, was
auf cin Vermögen von über 10 000 Gulden schließen läßt,
 
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