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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.5806#0291

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577 Nekrologe. — Todesfälls. — Kunsthistorisches. — Preisverteilungen. — Personalnnchrichte». — Sammlungen rc. 578

dieser Einleitung mit den Details iin Buche selbst nicht immer
iibereinstimmen (z. B. bei der Chronologie des Parthenon);
das sollte vermieden oder doch kurz motivirt werden. Außer
einer Anzahl trefflicher Kiepertscher Karten enthält das Buch
unter anderen Beilagen ein hübsches Panorama von Athen
und eine Übersichtstafel der griechischen Säulenordnungen.
Da selbst dieses ABC der Formenlehre noch immer in unsern
gelehrten Schulen keine allgemeine Aufnahme gefunden hat,
muß man die Beigabe mit Dank begrüßen; die korinthische
Ordnung (vom Lysikratesdenkmal) erheischt jedoch fllr die
nächste Auflage einen geschulteren Zeichnsr. — Vor kurzeni
ist auch der Band „Rußland" ausgegeben worden, gewiß
höchst erwünscht für die zahlreichen fürstlichen, diplomatischen
und publizistischen Moskaupilaer unserer Tage. Er enthält
ebenfalls manches den Kunstfreund und Kunsthistoriker in-
teressirende Detail. Die Notizen über die Galerie der Ere-
mitage lieferte Or. W. Bode in Berlin.

Nekrologe.

Lg't. Zulüis Severin ch. A,n 19. Mai schied in München
ganz unerwartet der Genre- und Landschaftsmaler Julius
Severin aus dem Leben. Er hatte sich srühzeitig der
Kunst, namentlich dem heiteren Genre und der idyllischen
Ausfassung der landschaftlichen Natur, zugewendet. Einen
eigentlichen Kunstunterricht hatte er nie genossen, war viel-
mehr im strengsten Sinne des Wortes sein eigener Lehrer.
Seme Leistungen fanden wohlverdiente Anerkennung. Seine
letzte Arbeit war sür die internationale Kunstausstellung be-
stimmt, blieb aber unvollendet: sie zeigt eine köstliche Kinder-
gruppe in blühender Frühlingslandschaft. Severin war der
Sohn eines ;etzt in Cannes wohnenden Arztes und am
29. April 1840 in Rom geboren, wo seine Eltern damals
vorübergehenden Aufenthalt genommen. Er kam das erste
Mal im Jahre 1865 nach München, wo er sich seit 1870
ständig aushielt.

Todesfälle.

.l. L. Dcr Herzog von Ripalda, Besitzer der berühmten
Villa Farnesina in der Via Lungara, welche er erst in jüng-
sterZeit dem Publikum wieder zugänglich machte, ist am23.Mai
in Rom gestorben.

Aunsthistorisches.

.1. L. Römischc Ausgrabungen. Jn der Sitzung der
Xveacisruia äsi I-invsi in Rom vom 20. Mai berichtete der
Generaldirektor der italienischen Ausgrabungen, Professor
Fiorelli, über die letzten Ergebnisse der unter seiner Amts-
leitung gemachten Funde. Jn Rom fand man zwischen der
jetzigen Via Principe Amadeo und Via Napoleone III (also
in der Gegend ungefähr, wo sich die Trophäen des Marius
besinden) eine Statue Pluto's mit Cerberus, in der ursprüng-
lich sür dieselben bestimmten Nische; in einer anderen Nische
entdeckte man eine Jsisstatue, beide aus griechischem Marmor.
Wichtig ist ferner die Auffindung einer Nebenstraße der be-
rühmten Via Appia auf einem Grundstücke der Gebrüder
Lugasi, etwa bei dem vierten Meilensteine. Diese Neben-
straße verband die Via Appia mit der Via Lanuvina und
diente osfenbar, wie sich aus aus beiden Seiten vorgefundenen
Fundamenten ergiebt, ebenfallü als Gräberstraße. — Auch in
Tivoli wurden in jüngster Zeit einige neueFunde gemacht,
über welche noch keine authentischen Berichte vorliegen.

sOreisverteilungen.

O Die große goldene Medaille der Berliner Kunstaus-
stellung ist, nne wir hören, durch die Abstimmung der Mit-
glieder des Senats und der übrigen stimmberechtigten Mit-
glieder der Jury dem Porträtmaler Emile Wauters in
Brüssel zugesprochen worden. »Derjenige deutsche Bildnis-
und Geschichtsmaler, welcher auf Grund eines meisterhaften
Frauenbildnisses die erste Anwartschaft aus die große Me-
daille hatte — Knaus besitzt dieselbe schon lange —, erhielt
nur acht Stimmen, während 15 erforderlich sind.

Aersoncllnachrichten.

Der Bildhaucr Reinhold Begas zu Berlin ist zum stimm-
fähigen Ritter des Ordens pour ts insrits für Wissenschaften
und Künsts ernannt worden.

Die Bildhauer Erdmann Encke und Paul Otto und
der Historienmaler Friedrich Geselschap haben vom Könige
von Preußen das Prädikat Professor erhalten.

I. L. Professor Carlo Lodovieo Visconti wurde zum
Direktor der päpstlichen Museen und Galerien ernannt, an
Stelle des jüngst verstorbensn Bildhauers Jacometti.

5ammlungen und Ausstellungen.

ktKt. Münchener Kunstverein. Es war in der Nacht des
21. Juni 1791, als Ludwig XVI. mit seiner Familie auf der
Flucht zur Landesgrenze von dem Postmeister Drouet von
St.Menehould erkannt und auf dessen Veranstaltung im Städt-
chen Varennes in Haft genommen wurde. Die hochtragische
Scene seiner Verhaftung hat ein junger Künstler, Otto
Hierl-Deronco, ein begabter Schüler von Wilhelm Diez,
zum Gegenstand eines Bildes gemacht. Der König, seine Ge-
mahlin und beiden Kinder sind ausgestiegen, und sie stehen, be-
lsuchtet vom Scheine einer Laterne, die Drouet dem Könige vor
das Gesicht hält, unter der auf den Generalmarsch herbeige-
eilten bewaffneten Volksmenge, welche die Pserde anhält und
ausspannt. Der anbrechende Morgen schaut unheimlich auf die
Scene, deren furchtbare Bedeutung sich dem Beschauer unab-
weislich aufdrängt. Iieben der überzeugenden Wahrheit der-
selben ist es die glücklich abgerundete Komposition und das
treffliche Kolorit, was dem Bilde die Aufmerksamkeit derKenner
zuwendet. — Außerordentlichen Erfolg hat Claus Meyer,
dessen Namen vor etwa einem halben Jahre zum erstenmale ge-
nannt wurde, als er sein „Holländisches Genre" gemalt, lint
seinem neuesten Bilde „Aus einem Beguinenkloster" errungen.
Jn einer schmucklosen Stube mit beschränkter Aussicht auf einen
Hofraum hat sich eine Anzahl von Nonnen bei der Handarbeit
zusammengefunden — ein Stoff, so einfach wie möglich. Der
Künstler aber hat ihm durch die treffliche Jndividualisirung
der einzelnen Figuren, durch die köstliche Wahrheit der Ge-
samterscheinung, hauptsächlich aber durch den wundersamen
Reiz seiner Sonnenlichtreflexe einen unwiderstehlichen Zauber
verliehen. Claus Meyer ist bei den alten Niederländern in
die Schule gegangen; was er schafft, ist gleichwohl sein volles
und ganzes Eigentum. Eine Parkpartie mit einer lesenden
jungen Dame von Carstens hält die Mitte zwischen Genre
und Landschaft und erfreut durch eine harmonische Stimmung;
v. Gietl brachte eine Ebene mit deutschen Pappeln und eine
andere mit einem seichten Wässerchen, durch das eine Rinder-
herde zieht. Beide sind von vortrefflicher Linear- und Luft-
perspektive. F. C. Mayers (Nürnberg) „Aus dem Dom in
Halberstadt" muß dem Besten beigezählt werden, was im Fache
der Architekturmalerei bisher geleistet worden. Zeichnung
und Kolorit stehen auf gleicher Höhe. G. Knorr ist es vor-
züglich gelungen, in seinem „Am Hintersee bei Regen" die
Stimmung des Momentes wiederzugeben. L. Meixner
brachte wieder ein paar seiner poetischen Mondscheinbilder:
„Meeresküste" und „Dorfpartie", denen sich ein anderes von
Conrad Wimmer anreihte. Berningers „Küste vonAlgier"
und „Partie bei Sorrent" sind in so koloffalen Maßverhält-
nissen ausgeführt, daß sie in den Räumen des Kunstvereins
nicht vollkominen genossen werden können. Besondere Auf-
merksamkeit erregt namentlich das zweitgenannte Bild: es
scheint mit flüssigem Sonnenschein gemalt. Fräulein Vilma
Parlaghy stellte das Bild eines hiesigen Kunstschriftstellers
aus, das, abgesehen von dem ersten Erfordernis eines Por-
träts, der Ähnlichkeit der äußeren Formenerscheinung, sich
durch geistreiche Auffassung auszeichnet. Der breite, energische
Vortrag verrät in keiner Weise die zarte Hand einer jungen
Dame, die stch erst vor ein paar Jahren der Kunst zugewendet.

« Peter Tetar van Elven, der geschätzte holländische
Architektur- undLandschaftsmaler, hatgegenwärtig imWiener
Künstlerhause eine Anzahl von Reisestudien aus den ver-
schiedensten Gegenden Europa's, Asiens und Afrika's aus-
gestellt, welche durch die Mannigfaltigkeit der Motive und der
Technik Jnteresse erregen. Von der einfachen, schwarz ge-
tonten Zeichnung bis zum farbigsten Aquarell, von der Tages-
I helle unserer mittleren Zone bis zu dem Zauber einer
 
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