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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

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Vom Ulmer Münster
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5806#0350

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Kunstlitteratur und Kunsthandel. — Todesfälle. — Kunsthistorisches.

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(in der Höhe des Mittelschiffes) und des oberen Turm-
geschosses (des Glvckenhauses). Dieselben, aus Sand-
steinguadern aufgeführt, sind demnächst alle vollendet.
Um die Tragkraft des ganzen Tnrmvierecks für das
aufzusetzende Achteck zu erhöhen, wurde die Leibung der
Fensterbogen verstärkt, die innere Fensteröffnung zwar
dadurch verengt, was aber von außen wegen des den
Fenstern vorgelegten Stabwerks kaum bemerkt wird.
2) Zur Verstärkung der Fundamente wurde unter der
Ostseite des Turmes ein einfacher Contrebogen ge-
fiihrt, aus gewaltigen Granitguadern. 3) Darauf ruht
ein mächtiger verstärkender Einbau in die große
Lstliche Turmöffnung gegen dasMittelschiff, welcher
bis jetzt auf 7,4 in Höhe geführt ist. Er soll auf
40 in Höhe gebracht und etwa bis Herbst 1884 voll-
endet sein. Wenn dann — etwa gleichzeitig — auch
der neu herzustellende Übergang vom Viereck zum Achteck
fertig sein wird, so wird damit die letzte Vorarbeit für
den Aufbau des Riesen vollendet sein, welcher dann
beginnen kann. Es wird demselben der Böblingersche
Plan zu Grunde gelegt werden. Schon schwingt sich
an der Nordseite das zum Aufzug des Materials be-
stimmte Holzgerüst kühn bis zur jetzigen Plattform
empor, und bis Herbst werden wir von der Fortsetzung
desselben auf der Plattform selbst berichten können. —
Jndessen werden alle Kräfte auf eine neue Aufgabe
gesammelt, mit deren Vollendung die Stadt Ulm dem
Luther-Jubelsest des 10. November 1883 einen würdi-
gen Tribut entrichten will: die stilgemäße Bemalung
nnd durchgängige Renovation des herrlichen Münster-
chors. Meister Loosen von Köln, der vvriges Jahr
die Sakristei durch Bemalung der Gewölbezwickel und
Säulenkapitäle zu einer reizenden Kapelle gestalten half,
welche an ihren Wänden eine Anzahl kostbarer alter
Bilder (von Zeitblom u. a.) birgt, hat dieselbe Anf-
gabe beim Chor übernommen. Die Syrlinschen Chor-
stühle werden dann in diesem Raume und auf diesem
Hintergrunde erst recht in ihrer ganzen Pracht zur
Geltung kommen; desgleichen das Sakramentshäuschen
unter dem Triumphbogen; zwei große neue Glas-
fenster sind bestellt, und die Frauen Ulms bereiten dem
Schaffner-Altar im Chor ein kostbares Antependium.

Runstlitteratur und Aunsthandel.

Knpstrstiche der Dresdener kömgl. Sammlungen in Photo-
gravüren. Komplett in 160 Tafeln. Glauchau, Kunst-
Verlagsanstalt. 1883. Fol.

« Wir srwähnen dieses Werk nur, um einigen Jrr-
tümern vorzubeugen, wslche die Fassung des Titels her-
vorzurufen geeignet ist. Wenn es nämlich den Anschein
gewinnen könnte, als handele es sich hier um eins offizielle
Publikation aus den Dresdener königl. Sammlungen und
als enthalte dieselbe etwa Reproduktionen der Schätze des
Kupferstichkabinets, so können wir aus bester Quslle mitteilen,
daß kein einziger Museumsbeamter an dem Werke beteiligt
ist, sondern daß dasselbe lediglich dem kunsthändlerischen
Jnteresse des Photographen Diener in Glauchau seins Ent-

stehung verdankt, ferner daß das königl. Kupferstichkabinet
kein einziges Blatt für dasselbe geliefert hat. — Der Heraus-
geber hat ausschließlich die Stiche dss sog. alten, noch jetzt
im Handel befindlichen Dresdener Galeriewerkes (17S3 bis
1871) nebst einzelnen aus der Galerie separat hervorge-
gangenen Blättern reproduzirt, und zwar diese, wie wir nicht
untsrlassen wollen hinzuzufügen, nicht in eigentlichen, durch
die Kupferplatte erzeugtsn „Photogravüren", sondern in ge-
wöhnlichen Lichtdrucken. Man hat es daher ausschließlich
mit einer für den Konsum des großen Publikums bestimmten
Spskulation zu thun.

8n. Znternationale Kunstausstellung in München. Von
dem in der Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft in
München erschienenen illustrirten Kataloge ist kürzlich
eine dritte Auflage ausgegeben, welche den gesamten Bestand
der erst anfangs August vollständig gewordenen Ausstellung
verzeichnet. Die Vermehrung bezieht sich vorzugsweise auf
dis aus Berlin und Paris eingetroffenen Sendungen. Zugleich
sind auch die Jllustrationen um eine erhebliche Anzahl ver-
mehrt, von denen einzelns in Zinkotypie nach photographischen
Ausnahmen hergestellte sich durch scharfe Umrisse und klaren
Ton besonders auszeichnen. Der 290 Seiten umfassende
Band kostet im Buchhandel nur 2 Mk. 60 Pf

8n. Die nordische Kunstausstellung in Kopenhagcn ist
wie üblich im Juli eröffnet und von dsn Künstlern der skan-
dinavischen Länder, einschließlich Finnlands, reich beschickt
worden. Der Katalog (Bangs Buchhandlung in Kopenhagen)
weist im ganzen 740 Nummern auf, von denen 152 auf
Schweden, 89 auf Norwegen, 78 auf Finnland, die übrigen
auf Dänemark fallen. Von 95 Kunstwerken sind Abbildungen,
teils in Zinkotypie, teils in Holzschnitt ausgeführt, beigegeben.
Vergleicht man diese Jllustrationen mit denjenigen, welche
sich in den deutschsn und französischen Kunstausstellungs-
katnlogen finden, so muß man der dänijchen Publikation ün-
bedingt den Vorrang zugestehen, sowohl was die Sorgfalt
der Zeichnung, als 'auch was dis Rücksicht auf die verviel-
fältigende Technik anlangt. Zweckmäßig erscheint uns auch,
daß die Bilder dem Kataloge als Anhang beigegeben sind
und zwar auf einseitig bedrucktem Papier. Dadurch werden
zwei Vorteile erreicht: erstsns, daß auf den Druck größere
Sorgfalt verwandt werden kann, und zweitens, daß die Be-
nutzung des Kataloges in der Ausstellung nicht unnützerweise
erschwert und unbequem gsmacht wird. Da sich vie Ab-
bildungen nur ausnahmsweiss in unmittelbarer Nähe der
Nummer, unter der das Original verzeichnet ist, sinden, tragen
sie mehr zur Verwirrung als zur Orientirung bei. Das dänische
Beispiel ist also in jeder Hinsicht nachahmenswert.

Todesfälle.

Der Maler Eduard Dubufe, ein Schüler von Dela-
roche und ein beliebter Porträtmaler der vornehmen Welt,
ist am 11. AugUst in Versailles in einem Alter von 63 Jahren
gestorben.

x— August Heinrich Riedel, der Nestor unter den römischen
Künstlern deutscher Nation, dessen italienische Frauenköpfe
und Genrescenen vor mehr als einem Msnschenalter Aussehen
und Bewunderung erregten, ist 84 Jahre alt in der zweiten
Augustwoche in Rom gestorben.

Aunsthistorisches.

Pon Anton Eisenhoit, dem aus Warburg gebürtigen
Silberschmied, soll in seiner Geburtsstadt ein neuss, in
Silber gearbeitetes Werk zum Vorschein gekommen sein, das
bis dahin völlig unbeachtet geblieben war. Es ist ein an
silberner Kstte hängendes, reich verziertes Brustschild, das
sich im Besitze der dortigen Schlltzengesellschaft befindet, ihr
sicher von Anfang an gehört hat und von dem jedesmaligen
Schützenkönig als Zeichen seiner Würde getragen wurde. Das
Schild besteht aus einer oblongen Platte, die von Pilastern
mit Masken und Engelsfigürchen eingefaßt wird. An die
Postamente dieser Pilaster lehnt sich auf beiden Seiten je
eine beflügelte, ornamental behandelts Halbfigur. Dazwischen
breitet ein Engel seine Schwingen aus und schließt so nach
unten hin das Mittelfeld der Platte ab. Demselben ist ein
kleineres, von einer reichen Kartouche umrahmtes Schild mit
 
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