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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

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Die Sonderausstellungen textiler Kunst im Museum schlesischer Altertümer zu Breslau
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https://doi.org/10.11588/diglit.5806#0355

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Die katholische Hofkirche zu Dresden. — Neu entdeckte Fresken im Aonservatorenpalast auf denr Aapitol in Rom. — Archäologische
Gesellschaft in Berlin; rNeister Arnold; Frequenz des diesjährigen pariser Salons; Zur Biographie des römischen Bildhauers Francesro
Mangiotti. — Neue Bücher und Aeitschriften. — Berichtigungen. — Inserate.

Veiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.

1«. Iahrgang.
Beiträge

sindan j?rof. Dr. L. von
Lützow (Wien, There-
stanumgasse 25) oder an
die verlagshandlung in
teipzig, Gartenstr. 6,
zu richten.

Nr. -12.

Iiiseratc

ä 25 j?f. für die drei
Mal gespaltene j)etit-

6. 5eptember

1885.

Wk" Kunstchroiük Nr. 43 crschcint am 20. Scptcmbcr. "WE

Die Londerausstellungen textiler Aunst im Nuseum
schlesischer Altertümer zu Breslau.

Zum erstenmale veranstaltete das Museum schlesi-
scher Altertümer in seinen Räumen im Parterre des
Provinzialmuseums Sonderausstellungen nach Art
der Berliner und Wiener MuseeiD); zur Ausstellung
gelangten nur dem Museum gehörige Stücke. schon
ein Beweis dafür, wie reich die Sammlungen sind,
wenn auch andererseits zu bedauerN ist, daß diese Schätze
wegen Raummangels nicht dauernd ausgestellt werden
können. Aus Kästen und Truhen wurde nun Las
Material hervorgeholt, und es ergab sich, daß der um-
fangreiche Vorrat reichlich Stoff zu zwei besonderen
Ausstellungen bot. Es wurden daher ein erster Cyklus,
nur Stoffe (Webereien enthaltend, und

ein zweiter, die Stickereien, Näh- und Nadelwerke um-
sassend, eröfsnet.

Wenn auch die Kataloge eine lange Nummernreihe
nicht aufzuführen hatten, so war doch die Sammlung,
welche vor den Augen des Kenners ausgebreitet lag,
von erheblichem Kunstwerte, da dieselbe sich aus kost-
baren Stücken zusammensetzte, wie sie selten wieder in
solcher Menge und Schönheit sich zusammenfinden
werden. Jn ausgezeichneter Frische strahlten und
schimmertcn die zahlreichcn mittelalterlichen Sciden
nnd Samte, fast ausnahmslos nnr aus intakten Kult-
gewändern und Altarindumenten bestehend. Einen viel-

1) Der osfizielle Katatog der Sonderausstellungen wurde
unentgeltlich ausgegeben.

leicht noch größeren Wert konnte man den reichen,
überaus seltenen Stickereien des Mittelalters beimessen,
welche den Sammlungen des Museums bereits einen
Ruf verschafft haben.

Möge ein kleiner Bericht einen flüchtigen Über-
blick über die Objekte dieser beiden Ausstellungen ge-
währen! Wir verweilen zuerst bei den Stoffen. Das
älteste Stück der Sammlung reicht nur bis in die
Zeit des 12./13. Jahrhunderts zurück und ist orienta-
lischer Herkunft. Es ist dies ein seidener Dorsalkreuz-
einsatz einer Samtcasula aus dem 15. Jahrhundert.
Das Muster ist geometrisch; gelbe Sterne und Rauten
wechseln auf einem roten Fond, genau ebenso wic auf
einem Paramentenstück der berühmten Sammlung der
Marienkirche in Danzig. ^) Diesem Stücke folgten sehr
wertvolle Arbeiten der sicilianisch-sarazenischen Periode.
Zunächst überraschte ein togaartiges Gewand von selte-
ner Erhaltung und von echter morgenländischer Ver-
zierungsweise. Den Fond des äußerst zarten Gewebes
belebt ein dichtes Tiermuster, eine Rehhetzjagd, sich
fortwährend wiederholend, wie dies die Orientalen da-
mals wohl zu stilisiren wußtenB) Der Stoff dürfte
dem 18./14. Jahrhundert angehören. Aus späterer
Zeit (14. Jahrh.) sind die großen, aus mehreren mit

1) Eino Probe dieses Stoffes im Gewerbemuseum zu
Berlin. — Vergl. auch die Abbilduiig desselben Musters bei
Bock, Liturgische Gewänder Bd. I, bezeichnet als „spanisch-
maurisch"; wir halten den Stoff für orientalisch-italienischen
Jmport.

2) Vergl. die Abbildung im Julihefte der Zeitschrift
für bildende Knnst.
 
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