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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

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Die gereinigten Erzfiguren in Innsbruck
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https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0002

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Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.

ly- Iahrgang
Beiträge

18. Gktober

Jnserate

ü 26 ssf. snr die drei

s883.



Die gereinigten Lrzfiguren in Innsbruck.

Bor länger als Jahresfrist eiitbramile eine Zeituiigs-
fehde über die Behandlung. welcher die Bronzefiguren
am Grabmal des Kaisers Dtaximilian I. in dcr Hof-
kirche zu Jmisbruck unterzogen worden sind. An Ort
und Stelle war man fchon geteilter Ansicht; wo die
einen ein „frevelhaft unmethodisches und leichtfertiges"
Verfahren erkannten, sahen die anderen nur die harm-
lose Reinigung von dem „sich durch Menschenalter an-
gesammelten (sio) Staube". Und je mehr auswärtige
Organe in den Streit gezogen wurden. desio kräftigere
Töne schlug die Polemik an. desto weiter entfernte sie
sich vou sachlicher Erörterung. Unter solchen Umständen
mußten wir Bedenken tragen, die in mehr als einer
Hinsicht bedeutungsvolle Frage zur Besprechung zu
bringen, ohne uns selbst von dem Stande der Dinge
überzeugt zu haben. Uud da bald bekannt wurde, das
k. k. Obersthofnieisteramt in Wien als zuständige Be-
hörde habe eine Kommission, welcher die Herreu
vr. Bauer, Profesior der Chemie, Regierungsrat
v. Falke, Kustos am Österreichischen Museum für Kunst
und Jndustrie, Prof. Zumbusch, Bildhauer, und Erz-
gießer Turbain angehörten, beauftragt, den Zustand
jener Bronzefiguren zu untersuchen und ein Votum
abzugeben über das, was geschehen, und das, was
weiter zu thun sci: glaubten wir (wie wohl alle, die
sich für die Angelegenheit interessiren) auf eiue Ver-
öffentlichuug der Ergebnisse jener Untersuchung in
cmthentischer Form rechncn zu diirfen. Die Zusammcn-
setzung der Kommission zeigtc deutlich, daß es dem
genannten Hosamte um eine unparteiische Prüfung zu

thun war, indem es Personen abordnete, bei welchen
gänzliche Unabhängigkcit von Parteirücksichten voraus-
gesetzt werde durste, nnd um Erwägung aller ins Spiel
kommendcn Bedingungen, indem es dem Chemiker einen
Ästhetiker, dem Künstler einen Techniker an die Seite
stellte. Die Konimission ist auch in deu ersten Tagen
des März vergangenen Jahres in Jnnsbruck gewesen;
über ihre Aussprüche haben Wiener Blätter sosort Mit-
teilungen gemacht, welche unverkennbcir aus einem der
feindlichen Lager stammteii, und denen daher so wenig
Wert beizumesien ist, wie den wieder nur auf das
HLrensagen sich stützenden Entgegnungen und Berich-
tigungen in anderen Blättern; und mit um so größercr
und gerechtfertigterer Spannung sah man einem zuver-
lässigen Bericht entgegen, als in dergleichen Zeitungs-
notizen den Mitgliedern der Komipission ein Verhalten
beigemessen wurde, an das zu glauben etwas schwer fällt.

Aber Monat auf Monat, ein volles Jahr und
mehr ist verstrichen, ohne daß das geriugste Sichere über
das Votum der Kommission in die Öffentlichkcit ge-
drungen wäre. Wie ist das zu crkären? Das Oberst-
hofmeisteramt mag seine Gründe haben, nicht deu
gauzen, ohne Zweifel längst erstatteten Bericht bekaunt
zu machen; doch kann die Absicht nicht sein, die ganze
Angelegenheit totzuschweigen. Allerdings sind im Ver-
lauf des Streites die überraschendsten Ansichten über
das Recht der Öffentlichkeit an öffentlichen Denkmälern
kundgegeben worden; man hat jedermann mit Aus-
uahme der k. k. Hofbeamten die Befugnis bestritten,
sich in eiue Sache „kaiserlichen Kunstbesitzes" zu mischen;
man hat geglaubt, den JnnSbruckern iu Erinnerung
bringen zu müssen, daß die Bronzefiguren weder Eigen-
 
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