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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

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Die historische Ausstellung der Stadt Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0027

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1Y. Iahrgang
^Zeiträge

sind an ssrof. Dr. L. von
tützow (N)ien, Ttzere-

8. November

Nr.

Jnserate

ü 25 j)f. sür die drei
Mal gespaltene ssetit-
zeile werden von jeder
Buch- u.Runsthandlung
angenommen.

1883.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.

Lrscheint von Vktober bis Lnde Iuni jede Woche ani Donnerstag, von guli bis Lnde September alle Tage, für die Abonnenten der „Zeitschrist
sür bildende Aunst" gratis; sür sich allein bezogen kostet der gcchrgang 9 Mark sowcchl im Buchhandel als auch bei den deutschen


Die historische Ausstellung der chtadt N)ien.

Wien, Ende Oktober 1883.

Es war ein sehr glücklicher Gedanke, die Säkular-
seier der ewig dcnkwürdigen Belagernng Wicns durch
die Türken im Jahre 1683 mit einer Ausstellung von
Kunstwerken, Büchern, Dokumenten rc. zu verbinden,
die sich auf die Ereignisse jenes Jahres beziehen. Die
„Kunst-Chronik" hat schon vor einigen Wochen über
das gelungene Arrangement dieser historischen Aus-
stellnng nnd über den umfangreichen Katalog derselben
knrz berichtet; eingehendere Mitteilungen wnrden in
Aussicht gestellt. Sie seien in dem Folgenden gegeben.

Jm Vorsaale gewahren wir zunächst eine Reihe
von Schlachtenbildern. Eines derselbcn (Nr. 2 des
Kataloges) ist einigermaßen durch seinen Vorwurf und
durch die Bezeichnung, nicht aber durch seinen Kunst-
wert von Jnteresse. Das große Breitbild stellt die
Entsatzschlacht vom l2. September 1683 dar und trägt
rechts unten die Bezeichnung: k. v. krsäg. k. — Es
ist das Werk eines Pieter van Breda, deren bekannt-
lich in der Knnstgeschichte Antwerpens mehrere genannt
werden. Ohne vorhergegangene spezielle Breda-Studien
läßt es sich schwer beurteilen, welcher unter den P. v.
Breda's als Autor unseres Bildes zu gelten hat. Als
Besitzer desselben wird das Domkapitel von Augsburg
genannt.

Nr. 5 und 6 sind „angeblich von Anton Franz
dan der Bteulen". Diesem Meister aber, dem Hof-
maler Louis' XIV., müssen sie entschieden abgesprochen
werden; sie lasien auch nicht einen einzigen jener Züge
erkennen, welche die vielen authentischen Bilder des

van der Meulen kennzeichnen. Unter anderem spricht
die niedrige Lage des Horiz'onts gegen jene Zuweisnng.
Was sich sonst im Vorsaale findet, ist für dic Knnst-
geschichte von noch geringerer Bedeutung als die ge-
nannten Bilber.

Destomehr aber sind es viele der Gegenstande, welche
der anstoßcnde große Saal beherbergt. Einige schöne
GvbelinS aus kaiserlichem Besitz, gute Werke der Barock-
skulptnr und der Goldschmiedekunst jener Zeit sind hier,
vbwohl gemischt mit vielem Ilnbedeutenden, dennoch zu
einem ansprechenden Ganzen vereinigt.

Die erwähnten Gobelins stammen aus der Fabrik
zu Malgrange bei Nancy.') Einer dieser Wand-
teppiche, Nr. 149, stellt gleichfalls die berühmte Ent-
satzschlacht des Jahres 1683 dar. Eine breise Bordüre
umgiebt die figurenreiche Darstellung und trägt links
nnd rechts Jnschriften, welche sich anf den Gegenstand
des Bildes beziehen. Jm blauen Unterrande lesen
wir links: kaiot ä la NalZraiiAs 1724; rechts das-
selbe bis auf die Jahreszahl, welche hier 1 725 lautet.
Angeführt ist der Teppich in Birks Jnventar der im
kaiserlich österreichischen Besitze befindlichen Tapisserien
(Jahrbuch dcr kaiserl. Kunstsammlungen I, S. 222,
Nr. 3). Dasselbe nennt als den Künstler, welcher die
Komposition zu diesem Teppich und zu den dazu-
gehörigen entworfen hat, Charles Herbel.

1) Erst vor kurzem haben die Fabriken von Nancy eine
treffliche Würdigung durch den nimmermüden Forscher
Eugbne Miintz in Paris gefunden. Vergl. Ebroniguo äes
Xrts 1883, Nr. 13 sf.: I,ss kabriguss cls Pnyisssris cls
Xauo^. Dasselbe erweitert und vervollständigt in einer
gleichnamigen Broschüre. Siehe auch Müntz: I,a laxisssris.
Paris, Quantin 1882. S. 334.
 
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