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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

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Langl, J.: Die elektrische Ausstellung in Wien, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0045

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Nr. 6.

<9- Iahrgmig.
Leiträge

sianumgasse 25) oder an
die verlagshandlung in
Leipzig, tAartenstr. 6,

22. November

Inserate

lt 25 Pf. für die drei
Mal gespaltene petit-
zeile werden von jeder

s885.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.



Die clektrische Ausstellung in N)ien.

ES wcir ein herrliches Schauspiel, welches im
Spätsommer in der Wicner Prater-Rotnnde, der lange
verwaisten Riescnhalle, aufgeführt wnrde. Dic Wiencr
elektrische Ansstellnng iibertraf in der Grvßartigkcit
ihrer Anlage nnd der glücklichen Durchführnng des
grandiosen Planes weitnus ihrc Vorgängerinnen in
Paris und Mttnchen und gab nicht allein ein um-
sassendes Bild des auf diesem Gebiete von der Wisten-
schafl Erreichten, sondern zeigte zugleich die allseitig
Praktische Verwertnng der vom Menschengeist unter-
Worfenen Naturkräfte. Die Dpnamomaschine, in der
dic gegebenc Kraft sich selbstthätig potenzirt, hat der
Verwcndung der Elektrizität sowohl für die mechanischen
Zwecke als namentlich zur Erzcugung des Lichtes
Bahnen erschlvssen, die schon in nächster Zukunft viel
Bestehendes schwankend machen dürstcn. Es ist ein
Blitz in dcs Wvrtes wahrster Bcdeutung in das Alt-
hergebrachte hineingefahren und man thut gut, bei
Zeiten mit diescm Höllenspuk zu rechnen, wenn er
»ns nicht deninächst die Sinne verwirren soll.

Schon ein Blick auf dcn Grundplan des Ans-
stellungßkomplexes zeigte, in wie vielfachcr Beziehung
auch kiinstlerisches Schaffen von dcr Fackel dieses
wodernen Prvmetheus berührt wird: die gesamten vst-
bch gelegenen Transcpte enthielten mchr oder weniger
Schaustellungen künstlerischer Natur mit Proben der
neuen Bsleuchtung; hier die mimende Kunst in dem
genialtcn Feenreiche der Bühne, dort die Kunstindustrie
traulichen Jnterieurs und endlich die bildende Knnst
uls Malerei und Skülptur selbst. — Es war ein gutcr

Gedanke der Ausstellungskommission, neben dem rein
Wistenschaftlichen und Technischen auch diesem Teile
der Ausstellung eine größere Entfaltung zu geben und
durch die That zu beweisen, in wie vielfachen Bc-
ziehungen das elektrische Licht künstlerischcn Zweckeu
dienen kann. Die hohen Besuchszisfern, die bis zum
letzten Augenblicke noch in steter Steigerung begrifsen
waren, zeigten wohl am deutlichsten, welch regcn Au-
teil das Publikum an den Schaustücken der Ausstellung
nahm, und wie viel Anregung andererseits damit ge-
boten wurde. — Wir stehen am Ende des großartig
inscenirten Werkes und es ist wieder stille geworden
in dem eisernen Palaste dcr Krieau. Nicht svbald
aber werden dem Gedächtnisse all die wunderbarcn
Bilder entschwinden, die hier in einem Zauberlichtmeer
vor das Auge gesührt wurden, und unsere Aufgabe ist
es, hier diesenigen Momente der Ausstellung zu ver-
zeichneu, welche die Jnterestcn der Knnst berllhrcu.

Schon die Gesamtanordnung, die Placirnng und
Gruppirung der Gegenstände, die Erzengnng nnd Ver-
wendung der elektrischcn Kräfte, verdient unsere Be-
achtung. Während in den westlichen Transepten die
Dampfmaschinen pusteten und die zahllosen Spindeln
der Dynamomaschincn in Bewegung setzten, entsaltete
sich in den Lstlichen Räumen die Wirkung diescr Arbeit,
das Licht in seiner mannigfachen Verwendung. Der
kolossale Raum der Rotnnde aber galt vorwiegend der
Ausstellung elektrotechnischer Apparate mit Demonstra-
tionen rc. Neihen von Bogenlichtern strahlten aus den
lnftigen Arkaden, von deu Galericn, von der Fontäne
nnd selbst aus der schwindelnden Höhe der Laterne und
brachten, wohl zum erstenmale seit dem Bestande dieseS
 
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