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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

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Langl, J.: Die elektrische Ausstellung in Wien, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0053

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19- Iahrgang.

Nr. 7.

Leiträge

find an ssrof. Dr. L. von
tützow (Wien, There-

2y. Novcmber

Inserate

L 2S pf. fiir dle drel

s883.

Veiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.



Die elektrische Ausstellung in N)ien.

(Schluß.)

Einc Ausnahme waren in diesem Genre nbrigens
das Herren- und Speisezimmer von Alex. Albert. in
denen namentlich die geschmackvollen Möbel hervorzu-
heben sind. Störend, wie znmeist, waren auch hier
die Beleuchtungsobjekte. Es ist dies ein ebenso schwieri-
ger wie insbesondere fiir Jnterieurs hochwnchtiger Punkt.
Das neue Licht brennt nicht, es glüht, brancht also
keine Luft und ist ebensowenig feuergefährlich. Eine
Jsolirung der Lampen, wie dies die brennenden Be-
leuchtungsobjekte bedingen, ist sonnt bcim Glühlicht nicht
nötig, mithin auch die Lüsterform für das Anbringen der
Leuchtblasen überflüssig. Hängelüster sind namentlich
in kleineren Räumen immer störend, selbst wenn die
Kunst mit allem Pomp ihren Zweck nmkleidet. Die
Dekorateure der Ausstellung haben nnn fast durchwcgs das
nlte Prinzip festgehalten und nur an Stelle der Flamme
bie Glasblase mit deni glühenden Kohlenfaden gesetzt;
die einzige Erfindung, die gemacht wurde, war die
Form der Glockenblumc in Glas nachzuahmen und so
den leuchtenden Funken gleichsam aus der Blüte her-
borguellen zu lassen, — ein Motiv, das zu ziemlich
derben Effekten ausgenützt wurde, wobei nian aber
sedwede feinere Stilisirung hintansetzte. Also eine neue
Form dem neuen Zwcck cntsprechend — oder was
noch besier, die Beleuchtungsciuelle vollcnds dem Auge
^ntziehen, oder doch so weit dies möglich ist. Das
Schlafgemach von Bernhard Ludwig, in modern
knglischem Stile gehalten, wurde seiner Beleuchtung
halber viel bewundcrt. Die Swnnlampen waren

nämlich in der halben Zimmerhöhe in einer Hohlkehle
dem Auge ganz verborgen. Auch Schönthalers
Prachtgelaß überraschte durch das wohlthuende Licht,
das von Glührosetten aus in der Plafonddekoration
den ganzen Ranm gleichmäßig übergoß. Der Salon
Klöpfers, das Billardzimmer der Gebrüdcr Zizula,
fernerdieRänme,welcheLudwig Schmitt, Schneider
und Hardmuth ausgestattet hatten, verdienen die
vollste Anerkennung. Ein wahres Prachtstück des
sranzösischen Rococo lieferte schließlich S. Järay in
einem Damenboudoir, in welchem die Maxim-Glüh-
lampen in phantastischer Weise verwcndet waren.
Sie leuchteten nicht nur aus Wand- und Hängelüstern
in den verschiedensten Formen, sondern blickten als
Sterne von der Wölbung der Decke herab, schimmer-
ten zwischen dem Wasser eines Plätschernden Spring-
guells und tauchten wieder als Blüten aus den Pslanzen-
bouguets hervor. Freilich ist dieses Prunkgemach nicht
gut mehr unter die Wohngemächer gewöhnlichcr
Menschenkinder zn zahlen, es führt nns in das Phan-
tasiereich der Bühnenwelt hinüber, die drüben am
anderen Ende der Galerie ihren AusstellungStempel
anfgeschlagen hatte.

Die Beleuchtungseffekte, die täglich dreimal, bci
stets „ausverkauften Hause" während den Balletvor-
stellungen demonstrirt wurden, zeigten, daß mit dem
elektrischen Lichte jetzt auch dcn Dekorationskünstlern
neue Aufgaben zugewachsen sind, und die Bühne nun-
mehr über Beleuchtungsmittel gebietet, von denen man
noch vor einem Dezennium nicht träumen mochte.

Doch nun zu den Sälen der Kunst! Die Wiener
Künstlergenossenschaft hatte, um die verschiedenen Be-
 
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