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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

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Distel, Theodor: Zacharias Wehme's sogenanntes Türkenbuch (1582)
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https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0101

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19- Iahrgang.
Beiträge

sind an ssrof. Dr. L. von
(ützow (Wien, Clsere-
sianumgasse 25) oder an

3. Zanuar*

Nr. (2.
Inserate

a 25 ssf. für die drei
Mal gespaltene s)etit-

^88H.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.


Zacharias Wehme's sogenanntes Türkenbuch
(,382).

Julius Hübner crwähnt in seinen kleinen Bei-
trägen zur Spezialgeschichte der am kurfürstl. sächsischen
Hofe beschästigten Künstler (v. Webcrs Archiv II, 180 fs)
bei dem Namen des Malers Zacharias Wehme auf
Grund eines alten Kttnstkammcrkatalogcs ein illuminir-
tes Türkenbuch, welches Kursürst August von dem
kaiserlichen Nat nnd Kriegspräsidenten Freiherrn David
Ungnad zu Sonneck zum Abmalen bekommen habe.
Über den Verbleib des Origiuals haben wir keine
Kunde, doch mit U8, I 2a der kvnigl. öffentlichen
Bibliothek zu Dresdcn ist uus zum Glück die Wehme'sche,
auss feinste ausgeführte Nachbildung auf acht großen
Medianblattern erhalten. Sämtliche Darstellungen
sind mit Erklärungen versehen, welche, wie die Akten
ergeben, von einem gewifsen Peter Zorn nach dem
Originale hinzugeschrieben wurden. Hochzeit, Tanz
der Frauen, Schwitzbad, großer kaiserlicher Rat, vor
des Kaiscrs Audieuzziinmer, Nitt des Kaisers zu Sul-
tan Solimans Kirchc, Lusthaus (Nitt aufs Geiad-
jagen), Saal und Hof des Pascha's sind die Titel,
mit welchen wir die cinzclnen Tafeln hier kurz charak-
terisiren wollcn.

Aber auch zur Entstehungsgeschichte der Wehme'-
schcn Arbeit meldeu uns die Akten des königl. sächsischen
Hauptstaatsarchivs näheres.

Zacharias Wehme, der Sohn des unter Hinter-
lassung vieler Kinder verstorbenen Hostischlers und
Büchsenmeisters Hans, kam um Ostern 1571 zu Lucas
Cranach in die Lehre. Der Knrfürst selbst ließ sich

die Ausbildung des talentvollen Knabeu angelegen sein.
Nach Ablauf dcr damals llblichen fünfjährigen Lehr-
zeit verehrte der Kurfürst Cranach 100 Thaler, ließ
aber Wehme noch in dessen Atelier, denn ein „Vor-
nehmer Malcr" sollte aus ihm gemacht werden. Erst
im Herbst 1581 vcrließ Wehmc Wittcnberg, nachdem
der Kursürst aus den ihm „vorgetragcnen Stücken"
befunden, daß der Meister keinen Fleiß im Unterricht
„gespart" hatte; und weitere 200 Thaler entschädigten
des Lehrers Mühe, welcher seines braven Schülers
Künstlerschaft vor allem „im Contrafecten" rühmte.
Ohne sich erst in der Welt umgesehen zu haben, kehrte
Wehme nach Dresden zurück, und die erste Arbeit,
welche ihm dcr Kursürst übcrtragcn ließ, war dic
Wiedergabe des Ungnadschcn TürkeubuchS. Mit cinem
Lohn von cinem Gulden ivöchentlich ging Wehme Ende
1581 ans Werk und erst Ende Juli war dasselbe
beendet. Hatte der Eigentümer des Originals nach
der zwischen ihm und dem Kurfürsten Augiist geführtcn
Korrespondenz die Darstellungen während seiner Dienst-
zeit in der Türkei glcich durch eincn seiner Jungeii,
welcher im Malen nur geringe Fertigkeit besaß, „rap-
kirn eursorio und nicht onrioso zur gedechtnuß" zu-
sammentragcn lassen, so schätzte er das Buch doch sehr
hoch und wollte dasselbe durchaus nicht wciter ver-
viclfältigt wissen.

Zu Wehme's Personalien*) trage ich hier noch

*) Vgl. Nagler; desgl. die beschreibende Darstellung der
älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen,
1. Heft (Dresden 1882) S. 86, sowie Zeitschrist siir Museo-
logie u. s. m. von 1886, Nr. 16.
 
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