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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

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Die Kunstausstellung schweizerischer Künstler zu Basel
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0120

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Nekrologe

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mcchnt in dcr fcincn Durchfiihrnng an dic Niedcrländcr;
anch dessclben Meisters „Partie aus dcni Kieferholz"
und E. Burnands „Hirt anf dcr Hcidc" verdicnen
Erwähnung.

A. Veillons Gcniälde sind uns Vvn dcr Züricher
Ausstellnng her bekannt. Steffans „Brienzersee" und
Fröhlichers Mondscheinlandschaft und noch manches
andere verdiente Erwähnung; indes mit blvßer Namens-
nennung wird dem Lescr kanm gedient scin.

Von den Aguarcllmalereicn seicn Jauslins histo-
rische Darstellnngen „Gustav Adols vvr der Schlacht
bci Lützen" und „Aus dem Kampf der Lapithen und
Kentaurcn", hcrvorgehobcn. 0. R.

Nekrologe.

Jn Franyois Lenormant, der am 9. Dezember zu
Paris, uvch nicht ganz 47 Äahre alt, starb, hat die
sranzvfische Archäologie ihren glänzendsten, wenn auch
nicht gründlichsten oder bahnbrechenden Repräsentanten
vcrlorcn. Er war am 17. Jannar 1837 als Sohn
dcs bekannten Altertnmssorschers Ebarles Lenormant
geboren, der selbst auch in jungen Jahren als Opfer
wissenschaftlichenForschungseifers inAthen starb (1859).
Jhm hatte der Sohn die Richtung seiner Studien und
die Grundlagc zu denselben zu verdanken. Früh zeichnete
cr sich durch cin stupendes Gedächtnis nnd außerge-
wöhnliche Leichtigkeit der Aussassung aus, so daß er
schon im 14. Jahre scine erste wissenschastliche Abhand-
lung in der „liovris g.roliöo1oAigris°' veröffentlichen
konnte. Seinen Gelehrtenruf begründete er jedoch erst
mit der 1856 erschienenen Studie: „blssai sirr la 6Is.s-
sikoation äes Uonnaiss äss lrgAiäss", die ihm im fol-
genden Jahr, als er kaum 20 Jahre zählte, den Preis
der Akademie für Numismatik eintrug. Während einer
25jährigen schriststellerischcn Thätigkeit kehrle er seither
immer wieder in dem weiten Reiche der Archäologie
mit einer gewisscn Vorliebe bei der Wissenschast ein,
welcher er den Gegenstand seiner ersten Jugendarbeit
entnommen hatte, und schloß jene denn auch mit einer
ihrem Gebiete angehörigen Arbeit, dem Bande über
„Münzen und Medaillen", den er für das populär-
wisscnschastliche Werk: Libäiotlwciirs äs l'länsoi^nemsnt
äes Rsknix-^rts noch auf seinem Krankenlager schrieb.
Zwischen dicscn beidcn Grenzmarken seiner litterarischen
Thätigkeit liegen nun aber so viele Zeugnisse einer
fast beispiellosen Fruchtbarkeit, daß selbst schon ihre
einfache Aufzählung die Grenzen dieses Lebensabrisses
weit überschreiten würde. Fast kein Jahr verging,
ohne daß seine Feder irgend einen Gegenstand aus dem
weiten Gebiete' das seine Kenntniffe beherrschten, in
einem selbständigen Werke behandelt hätte, ganz ab-
gcsehen von den vielfachen Bciträgen, die er für sast
alle Fachzeitschriften nicht bloß seiner Heimat, sondern
auch Englands und Jtaliens nebenher lieferte. Es
giebt wenige Zweige dcr Archäologie im allgemeinen,
iind wohl kaui» einen dcr oricntatischen insbesondere,
der ihm nicht irgend einen Beitrag von Bedeutung
zu danken hätte. ' An Weite der Kenntnisse, verbunden
mit ungewöhnlicher Feinheit der Jntuitivn besaß er
unter seincn Fachgcnvssen kaum seinesgleichen: was

imnier cr iunerhalb dcs wcitcn Wiffenskreises, den scine
Fvrschung umspannte, zum Gegenstande der Darstellung
machte, immer wußte er Klarheit darüber zu verbrei-
teu. Daß cr im einzelnen zuwcilcu strauchelte oder
irrte, ist bei der Ausdehnung seines Studienseldes kaum
anders Lenkbar.

Nach seinem glänzenden schriftstellerischen Debüt
hatte Lenormant den Auftrag erhalten, auf Staats-
kostcu Ausgrabungen auf der Stätte von Eleusis
vorzunehmen, als dercn Frucht er „Revlisrvliss ureliöo-
loZiguss ü lAsrisis" (1860) und „NonoAraxliie äs 1a.
vois ölsrisisniis" (1864) veröffentlichte. Jnzwischcnwar
er(1862) zum zweiten Bibliothekar des Jnstituts ernannt
worden, welche Stelle er zehnJahre bekleidete, um sodann
nach zweijährigerZwischcnzeit, die erzu wiffenschaftlichen
Forschungsreisen verwandte, den Lehrstuhl sür klassische
Archävlogie an der Nationalbibliothek einzunehmen, den
er bis zu seinem Tod versah. — Seit 1863 arbeitete
er an seinem großen Werke: „I-a Nonnais äans 1'^.n-
ticiuits" (3 Bände); zwischenhinein verfaßte er den
Tept zu dem Kupferwerke „Rss tablsaux än mnsss äs
lisaplss" und eine zusanniienfassende Darstellung der
prähistorischen Archäologie unter dem Titel: „Rss xrs-
mitzros oivilisations" (2 Bände 1874, deutsch Jena,
1875). 1875 gründete er sodann mit de Witte die

„6arstts ä'Hrolisologis'', der er bis zu seinem Tode
als Redakteur und einer ihrer Hauptmitarbeiter ange-
hörte. — Ilnter den nicht der Archäologie im engern
Sinne angchörenden Werken Lenormants sind jene,
dic sich mit der Urgeschichte dcr orientalischen Bölker
beschäftigen, bcsonders hervorzuhcben, alsi „Uannsl
ä'liistoirs ansisnns äs I'Orisnt" (1868 , 6. Aufl. 1876,
3 Bände), „OriZinss äs I'Iiistoiro ä'axrös la Libls"
(1878), „Ilistoirs än xsnpls jnik", „I>a Llazis olisr
Iss Obaläösns", „Ilistoirs äss psnplss orisntanx st
äs I'Inäs" u. a. m. — Seit seiner Jugend, als er
die Ausgrabungen zu Eleusis geleitct, hatte Lenormant
die Vorlicbe für wissenschaftliche Explorationcn behalten
und ihr auf ausgedehntcn Reisen in Jtalien und dem
Orient, die er in den Ruhepausen seiner Lehrthätigkeit
unternahm, wiederholt nachgehangen. Leider sollte sie
auch die Ursache seines frühen Todes werden. Jn den
letztcn Jahren hatte er die bekanntlich noch höchst un-
wirtlichen Gegenden Süditaliens durchforscht und als
Frucht seiner Studien die beiden von vielseitiger Be-
lehrung strotzenden Werke veröffentlicht: „Ua Oranäs-
Orövs, UazcsaZss st Ilistoirs" (2 Bände, 1880) und
travsrs 1'L.xiilis st la Unvanis^ (2 Bände, 1883).
Dort scheint er seine im übrigen kräftige Gesundheit
untergraben zu haben; eine Wunde, die er als National-
gardist bei der Belagerung von Paris davongetragen
und die nun von neuem aufbrach, warf ihn im August
v. I. aufs Krankenlager, auf dem ihn, infolge einer
Knochenhautentzündung, ein früher Tod ereilte. 0. v. R.

6. v. R. Ulisse Butin, einer der begabtesten Seemaler
der jüngeren französischen Schule, ist am 9. Dez. zu Paris
in noch jungen Jahren einem Leberleiden erlegen. Er war
l838 zu St. Quentin von armen Eltern geboren und mußte
! früh seinen Lebensunterhalt alsZeichner in einer derMousselin-
! fabriken seiner Vaterstadt verdienen. Nebenher besuchte er
i die dortige Kunstschule und auch später, als er nach Paris
gekommen war, mußte er ssine Zeit in gleicher Weise zwischen
dem Zeichenatelier einer Fabrik und den Kursen an der Leols
! äss deaux-arts teilen. Der Zufall führte ihn 1874 an die
 
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