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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

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Gurlitt, Cornelius: Zur Baugeschichte Berlins, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0149

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19- Iahrgang.

Nr. 18.

Beilräge

stnd 6N j?rof. Dr. (L. von
tühow (wien, Chere-
fianumgasse25) oderan
die Verlagsbandlung in
keipzig, Gartenftr. 8,

Februar

Inserate

ü 25 Pf. für die drei
Mal gespaltene ssetit-
zeile werden von jeder
Buch- u.Aunsthandlung
angenommen

^88^.

Veiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.

'Lrscheint von Gktober bis Lnde Iuni jede woche am Donnerstag, von Iuli bis Lnde September alle ^ Tage, für die Abonnenten der „Zeitschrift
für bildende Runst" gratis,- für sich allein bezogen kostet der Iahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

und österreichischen ssostanstalten.


Zur Baugeschichtc Berlius.
von Lornelins Gurlitt.

Gelegentlich des Studiums dcr Kirchenbauten
Berlins sah ich mich veranlaßt, über Neriugs und daran
anschließend auch über Schlüters Thätigleit mich zu
inforiiiiren. Bei dcr Dnrchsicht des Qucllenniaterials
»inßte ich nür wicderholt sagen, daß die bisher gültige
Auffassnng, welche nainentlich dnrch dic Arbeiten des
bekannten Buchhändlers und Rativnalistcn Nicolai
(Beschrcibuug der kvnigl. Ncsidcnzstädtc Bcrlin nnd
Potsdam, Berlin 1786) beeinflußt sich erwies, mit den
niir als richtig erscheinenden Resultaten vielfach nicht
übereinstimmte, derart, daß ich annehmcn mußte,
mir sehle die Einsicht in ein jene Ansichten stützendes
Duellenwerk. Um mich hierüber zu unterrichten, wählte
ich den einfachen Weg, vor den kompetentesten Richtern,
dem Berliner Architektcnvereine, in einem Vortrage
meine Bedenken laut werden zu lassen, und ersah zu-
nächst zu meiner Freude ans der an diesen sich an-
schließenden Debatte, daß ich das vorhandene Studien-
material in seincm ganzen Umfange kenne. Jm
Nachstehenden seien nun kurz meine von der bisherigen
Auffassung der Berlincr Architektnrgeschichte abweichen-
den Ansichten zur Prüsnng nnd Annahme oder Wider-
legung vorgeführt.

t. Broebes ist kein Fälscher.

Johann Baptista Broebes war Prosessor der
Baukunst an der Berliner Kunstakademie. Nicolai weiß
bvn ihm, „daß er sich beständig zum Bauen zugedrängt,

nnd zn vielen großen und öffentlichen Gebäuden An-
gaben und Risse gemacht hat, worin cr anderer Gedanken
fleißig branchte. Weil nnn mehrenteils die Entwürfe
anderer Baumeister gewählt wurden, so war er anf
die damaligen berühmten Banmeistcr eben nicht gut
zu sprechcn." Bekannt ist Broebes dcr Nachwelt nnr
dadurch geworden, daß er seine bei I. S. Marot er-
lernte Kunst des Kupferstechens dazu benutzte, die
Architekturen, Fasiaden, Schnitte und Ansichten preußi-
scher Schloßbauten auf die Platte zu bringen. „Diese
Risie", sagt Nicolai weiter, „dienen indessen mehr zur
Neugierde, als daß sie wirklich den damaligen Zustand
der königlichen Schlösser vorstellen sollten, denn sie sind
nicht allein nnvollständig, sondern die meisten Risse
sind niemals sv ansgesührt worden, wie sie dastehen:
teils weil sic die Baumeister im Ansführen geändert,
teils aus Broebes' Eigendünkel, der beständig, seiner
Meinung nach, die Jdeen der Baumeister verbessern
wollte." Ferner: „Man findet auf manchen Platten
deutliche Spuren, daß die Nanien der Baumeister hin
und wieder ausgeschlagen und weggebrochen sind und

dagegen gesetzt worden: Lnivnnt lo Lssssin äs ltr."

Namenllich sei dies bei der Perspektive des Entwurfes
zu einem Domplatze geschehen, jenem bekannten Blatt,
das in dem Werke „Berlin und seine Bauten" zum Teil
reproduzirt ist.

Diese Ansichten Nicolai's über Broebes hat dic
Berliner Baugeschichte anstandslos zu den ihrigen ge-
macht.

Die Sliche von Broebes crschienen nach dem Tode
ihres Antors ini Jahre 1733 anf Betreiben der Witwe
 
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