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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

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Über die beiden Jörg Sürlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0189

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19- Iahrgang.

Beiträge

sind an Lrof. Dr. L. von
kützow (wien, Chere-
fianumgasse25) oderan
die verlagshandlung in
keipzig, Gartenstr. 8,
zu richten.

20. Alärz

Nr. 23.

Inscrate

ü 25 i?f. für die drei
Mal gespaltene ssetit-
zeile werden von jeder
Buch- u. Kunsthandlung
angenommen

1«8^.

Beiblätt zur Zeitschrift für bildende Kunst.

Erscheint von Vktober bis Gnde Iuni jede woche am Donnerstag, von Iuli bis <Lnde September alle ^ Tage, für die Abonnenten der „Zeitschrift
für bildende Runft" gratis; für sich allein bezogen kostet der Iahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

und österreichischen ssostanstalten.

Inhalt: Über die beiden Iörg Sürlin. — H. Meyer, die schweizerische Sitte der Lenster- und wappenschenkung vom ^5.-^7. Iahrhundert; Vr-
namentale Lntwürfe im Stil des Barock, von Lepautre; Zur Aupferstichkunde. — Altitalienische Lresken. — preisausschreiben. —
w. Holter; L. Bourdet. — Ausstellung von Handzeichnungen in j)aris; Das Gemälde von Henri Siemiradzki; Aus Gurlitts Runstsalon
in Berlin; — Die vierzehnte Iahresausstellung der wiener Runstgenossenschaft. — Gine Arbeit des Meisters Ambrogio Loppa; Gedenk-
tafel für Bafael Mengs. — R. Maurers Runstauktion in München; versteigerung der Sammlung Lau in paris. — Zeitschriften. — Inserate.

Über die beiden Iörg 5ürlin.

Unter vorstehendem Titel bringt das jüngst-
erschienene Doppelheft der „Ulmer Münster-Blatter"
aus der Feder des auf dem Gebiete der schwcibischen
Knnstgeschichte wohlbewanderten Diakonus Klemm
wertvolle Beiträge zur Entscheidung der Frage, welchem
der gleichbenannten Meister die unter ihrem Namen
gehenden Bildwerke überhaupt, insbesondere aber jene
in Stein zuzuschreiben seien, sowie einige wichtige, bis-
her unbekannte biographische Daten über dieselben.
Da die Ausführungen durchweg auf urkundlicher
Grundlage ruhen, mag es gestattet sein, den Leserkreis
der Zeitschrift damit in möglichster Kürze bekannt
zu machen.

Der Name Jörg Sürlin findet sich in den Ulmer
Urkunden zwischen 1458 und 1521 verzeichnet und
zwar in den Jahren 1482—1484 wiederholt mit dem
Beisatze „der jung" oder ^unior", während es srüher
und später (von 1493 an) immer einfach „Jörg Sür-
lin" heißt. Hieraus läßt sich denn schließen, daß erst
in den achtziger Jahren dem älteren Sürlin ein jüngerer
zur Seite trat und daß jener zu Anfang der neun-
ziger Jahre gestorben sein muß, da nunmehr sür
diesen ein unterscheidender Beisatz nicht nötig war.
Hiernach ergäbe sich für den älteren Meister eine Zeit
des Wirkens von 1458 bis um 1490, für den jüngeren
von 1482—1521, also von 32, bez. 39 Jahren.

Über die Thätigkeit des jüngeren Sürlin, vorerst
abgesehen von der Periode des Nebeneinanderwirkens
der beiden in den achtziger Jahren, haben wir folgende
inschriftlich oder urkundlich beglaubigte Daten: 1493

verfertigt er die Chorstühle im Kloster Blaubeuren,
1496 den Levitenstuhl daselbst, und 1502 war er, zn-
folge eines gleichzeitigen handschriftlichen Zeugnisses,
an der Kanzel ebendort beschäftigt. 1505 tritt er uns
inschriftlich an dem jetzt in der Neithardtschen Kapelle
aufgestellten Dreisitz des Ulmer Münsters entgegen,
1506 und 1509 am Levitenstuhl und Chorgestühl zu
Ennebach (bei Mengen in Oberschwaben), 1510 am
hölzernen Schalldeckel der Kanzel des Münsters zu
Ulm; 1508 und 1514 wird er erwähnt, beschäftigt ein
„Grab uf und ab zu setzen", 1512 fertigt er die Chor-
stühle in der Stadtkirche zu Geislingen, 1514 jene im
Klostcr Ochsenhausen (nach anderen Angaben den Hoch-
altar), endlich von 1514 —1521 im Verein mit
Christoph Langeisen die Altäre im Kloster Zwiefalten,
und im letztern Jahr endlich noch einen Stuhl neben
der Neithardtschen Kapelle im Münster zu Ulm. Diese
ganze Thätigkeit von 28 Jahren liegt ausschließlich
auf dem Gebiete der Bildschnitzerkunst, nicht einmal die
Tradition weist unserem Meister während dieser Periode
irgend eine Bildhauerarbeit zu. Dem entspricht nun
auch ganz, was uns aus der eingangs abgegrenzten
Mittelperiode als Erzeugnis Sürlinscher Thätigkeit in-
schriftlich oder urkundlich entgegentritt: also 1482—
1484 der nunmehr in Überresten (drei an der Kanzel
angebrachten Priestersiguren) erhaltene Levitenstuhl, der
ehemals an dem sog. alten Sakramentshäuschen stand
(südlich vom Hochaltar, gegeuüber dem Dreisitz vom
Jahre 1505), an welchem sich neben Sürlins Namen

auch dessen Meisterzeichen

und deffen Ent-

wurf, bezeichnet mit der Jahreszahl 1475 und dem
 
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