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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

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Alt, Theodor: Noch einmal der Meister des Otto-Heinrichs-Baues, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0229

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19- Iah

Nr. 28.

Ündanj^rof.Dr. C. von
^ühow (N)ien, There-
ficmumgcijfe25) oder an
die Berlngshun^lung in
keipzig, Ga> nftr. 8,

2q.. April

Inserate

ü 25 j?f. für die drei
Mal gespaltene j)etit-

Buch- u. Kunsthandlung
angenommen

(88^.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.


^nhalt: Noch cinrnal der Meister des Mtto-Heinrictis-Baues. (Schluß.) — Th. Schreiber, Rulturhistorischer Bilderatlas; I. Band: Altertum;

H. Riegel, Beiträge zur niederländischen Aunstgeschichte. — j)hotographien nach Gemälden der Brüsseler Galerie. — Aarl Graeb f-.—
Der Name des Meifters des Fredenhagenschen Zimmers in Lübeck; Gräberfund in den Gärten des Sallustius in Rom; Antike Mosaik-
fußböden in der villa Farnesina; Fund einer Athleteirstatue. — Aonkurrenz um die Bebauung der Museumsinsel in Berlin. — Dohme;

mische 2(unstausstellung in Berlin; Die Bronzestatue Gambetta's; Lscher-Denkmal in Zürich; Nollendung des Akademie - Neubaues in
München; Aaiserpalast in Straßburg; Lranzösische Museen. — Auktion Bühlmeyer in wien; Die Auktion der Sammlung Tastellani. —
Zeitschriften. — Berichtigungen. — Inserate.

Noch einmal der Meister des Gtto-Heinrichs-
Baues.

(Schluß.)

Aus cill diesem geht hervor, daß man sich mit
der Vertragsauslegung Durms kaum in besserer Lage
befindet als mit der hier vcrsuchten. Jch hoffte, diescn
Mißstand lediglich durch den inneren Beweis zu über-
winden und dars wvhl nech einige Punkte in dieser
Richtung betonen. Eine starke Neigung, den Kopf zu
groß zu gestalten, welche sowohl durch die Figuren der
Fassade als die Hermen der obersten Fenster hindurch-
geht, ist den Pvrtalfiguren wie den unteren Hermen
keineswegs eigen. Sollte Colins sich mit den Gesellen-
arbeiten in letzterer Richtung nicht befaßt haben?
Andrerseits sind dieselben dvch gut genug, daß jenem
ein fllr Zeit und Verhältnisse merkwllrdiger Neichtum
an relativ tllchtigen und selbständigen Kräften zu Ge-
bote gestanden haben müßte. Und die Gesellen konzi-
Pirten manchmal beinahe zopsig, der Meister klassisch?
Die Gewandbehandlung ist schon ausreichend betont
worden. Dazu kommt ein Punkt von größter Wich-
tigkeit. Sowohl die Karyatiden, als die weiblichen
Hernien der untersten Fenstergewände tragen wohl-
ausgebildete Zöpfe, während keine einzige der Thür-
gestellhermcn eine solche Haartracht ausweist. Die
weibliche Herme des äußersten Fensters links vom Be-
schauer, Ubrigens ein ziemliches slllchtiges Produkt, hat
'hr Haar mit Zöpsen aufgebundcn. Ganz in derselben
Weise bindet die Herme der ersten THUre rechts im

Vestibül ihr Haar auf, allein nicht mit einem Zopf,
sondern mit zwei nebeneinander liegendcn gedrehten
Haarwülstcn.

Nach diesen Erwägungen glaube ich vorläufig
auf meiner Ansicht von der Urheberschast der Portal-
figuren beharren zu dürfen. Übrigens würde ihr Ver-
lust sür Anthoni und die an dieser Stelle versuchte
Auffassung seiner Persönlichkeit keine Einbuße bedeuten,
Welche sich nicht verschmerzen licße. Was die Figureu des
Götz anlangt, so nennt sie Roscnberg die eines Meisters
zweitcn Ranges und stützt sein Urteil auf die Betrach-
tung der Justitiastatue und der Figuren der untersten
Reihe am Friedrichsbau; er hätte noch die Statue
Ottheinrichs hinzusügen dürfen. Allein er berücksichtigt
bei seinen Erwägungen nicht, daß die freilich in einem
höchst unersreulichen Jesuitenstil empfundene Justitia in
Ansehung der Brände von 1689 und 1764 wohl nicht
als die ursprüngliche zu betrachten ist, daß sie andernfalls
die einzige weibliche Statue des Götz darstellen würde, und
daß die Fürstenfiguren bis tief in die zweite Reihe hineiu
wirkliche Porträts sind, denen der Realismus der Ge-
wänder doch wohl nicht schadet. Rassinirte Technik ersetzt
gewiß nicht den künstlerischen Genius; allein beide do-
kumentirt Götz zur Genüge und das historische Gewand
kann sie mindestens nicht herabsetzen. Freilich sind auch
bei diesen Gestalten neben manchcn, dic etwas von dem
Geiste des Colleoni spllren lassen, solche von geringerer
Bedeutung. Damit wird aber das Gesamturtcil nicht
beeinträchtigt, und jedenfalls iverden Colins und seine
Gesellen nicht dadurch Meistcr ersten Ranges. Jedenfalls
 
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