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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0232

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-159

Kunstlitteratur.

460

Aunstlitteratur.

Uulturhistorischer Bilderatlas. I. Band: Altertum,
bearbeitet von Or. Thevdvr Schreiber. lOO Tafeln
mit erklärendem Text. Leipzig, E. A. Seemann.
1884. Quersolio. I. Liefcrung Taf. 1—10: die
Liefcrung ü 1 Mk.

Das Altertuni ist in Wvrt und Bild oft genug
geschildert worden, wobei dem Bilde meist die Rolle
einer gesälligen Jllustration zufiel und auf die genaue
Wiedergabe der Denkmäler weniger Wert gelegt wurde.
Jm Gegensatz zu solchen Werken soll in dem Bilder-
atlas, dessen erste Lieferung soeben erschienen ist, das
Bild zur Hauptsache werden und zwar das treue, uu-
verfälschte Bild der Gegenstände selbst oder der Dar-
stellungen in antiken Kunstwerken. Daß diese Aufgabe
bei dem sragmentarischen Charakter der Antike und der
Unzulänglichkeit so vieler Publikationen ihre besonderen
Schwierigkeiten hat, wird jeder Sachverständige leicht
beurteilen können. Gleichwohl können die ersten Tafeln
bereits den Beweis liefern, daß durch Verwendung
phvtographischerAufnahmen in verschiedenenFällen (z.B.
bei Taf. V, 1 u. VI, 9) die bisher vorhandenen un-
genauen Abbildungen durch zuverlässigere ersetzt und
überhaupt durchgängig die besten Vorlagen benutzt
worden sind. Die Sammlung svll daher ebensosehr
für wissenschaftliche Untersuchungen benutzbar sein, wie
sie hoffentlich im stande sein wird, dem Freunde des
Altertums ein unmittelbares, sich selbst erläuterndes
Spiegelbild antiker Kultur vorzuführen. Die Fülle
des Stoffes auf einigen Gebieten, schon auf dem des
Theaterwesens, hat freilich zunächst zur Beschränkung
auf die wichtigsten Beispiele genötigt, zur Auswahl
solcher Denkmäler, welche sachlich oder historisch von
Jnteresse sind, und in denen sich Entwickelungsphasen
verfolgen lassen. Doch ist gegebenen Falles ins Auge
gefaßt worden, in Supplementtafeln den Rahmen des
Werkes entsprechend zu erweitern und dabei auch die-
jenigen Müngel auszugleichen, die bei der ersten Her-
stellung nicht zu vermeiden waren. So ist einstweilen
das Berliner Vasenbild des Assteas Taf. III, 3 nach
der neuesten Abbildung in den Wiener Vorlegeblättern
gegeben in der Hoffnung, daß sich später die Korrekturen
Kleins (Griechische Vasen mit Meistersiguaturen, S. 84)
nachtragen lassen. Auch von dem wichtigen Vasenbild
aus Ruvo mit der Darstellung eines Satprdramas wird
eine größere Reproduktion der Hauptseite erwünscht
sein. Die größten Schwierigkeiten bieten die Unter-
schrifteu. Sie auf eine vberflächliche Auskunft über die
Bedeutuug des abgebildeten Gegenstandes zu beschrän-
ken, würde die Brauchbarkeit des Werkes wesentlich
beeinträchtigen, und doch weiß jeder Fachmann, daß
sich in vielen Fällen eine sichere, unbestrittene Er-

klärung nicht geben läßt, daß Provenienz und jetziger
Aufbewahrungsort häufig unbckannt oder erst nach
langwierigen Recherchen festzustellen sind; und übcrdies
ist auch das, was man weiß, in solchen Unterschriften aus
Platzmaugel nicht immer unterzubringen. Daher die
leidige Uugleichheit i» diesem Punkte, die manchem
Verehrer philologischer Akribie vielleicht auffallen wird,
während anderen vielleicht cinige Deutungen zu kühn
erscheinen werden. Jn dieser Beziehung möchte der
Herausgeber, um dem Berdacht der Unüberlegtheit zu
eutgehcu, in Kürze weuigstens zwei Unterschriften zu
rechtsertigen suchen. Einmal diejenige des Peters-
burger Vasenbildes Taf. VIII, Fig. 1, welches
Stephani aus dem Mythus von Rhea und den
Daktylen, andere aus dem von Hera und Hephäst
erklären wollen, wobei die Figur des kauernden Knaben
teils unbenannt bleibt, teils mit höchst fraglichen
Namen belegt werden muß. Die von ihm gehaltenen
Jnstrumente könuen nun aber keinesfalls Sistrum und
Hacke sein, eher vielleicht sür ein Gerät zum Visiren
und ein svlches zum Auflockern des Modellirsandes ge-
halteu werden. Sicher ist ferner, daß der Jüngling
mit Hammer und Meißel dic sitzende Figur nicht
fesselt, vder ihre Fesseln löst, sondern mit einer aumntig
frei sitzenden Göttin, genauer gesprocheu mit dem Lchn-
schmuck ihres Thrones, emsig beschäftigt ist. Da nun
der letztere meist gelb gehalten, gelb auch die Schlangen-
windung der Lehne und allerlei Zierrat der throncn-
den Frau gemalt sind, so liegt der Gedanke an ein
Gvldelfenbeinbild, an welches die letzte Hand angelegt
wird, nicht eben fern. Die in lockerster Verbindung
angereihten mythischen Figureu können das Motiv zwar
verdunkeln, aber dvch nicht unkenntlich machen. Eiuem
eigentümlichen Beweisgange, der au anderer Stelle
aussührlich dargelegt werden wird, ist die Deutung des
Lateranischen Reliefs Taf. V, 4 entsprungen. Hier
kann wenigstens angedeutet werden, daß einerseits die
ganze Gattung dieser Reliefbilder nach Alexandrien
führt, andererseits der geschilderte Moment und die
Ausstattung dieses Dichterzimmers deutlich auf den
Chorsührer der alexandrinischen Dichter und Schau-
spieler, den Bakchospriester Philiskos hinweisen, den der
berühmte, auch als Bildhauer thätige Maler Proto-
genes, nach einer Notiz des Plinius, im Moment poeti-
scher Jnspiration dargestellt hatte.

'I. 8.

Lserm. Riegel, Beiträge zur niederländischen
Kunstgeschichte. 2 Bände. Berlin, Weidmannsche
Buchhandlung. 1882. 8.

Über die Galerie des herzoglichen Museums zu
Braunschweig existiren mehrere ältere Kataloge; die-
selben enthalten aber so viele offenbare Unrichtigkeiten,
 
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