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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

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Die 24. Ausstellung des Kunstvereins zu Bremen
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0277

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549

Kunsthandel

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etwas trockenen „Schuster, bleib bei dcinem Leisten",
von Hans Dahl das neulich in der Jllustrirten
Zeitung (vom 3. März) abgebildete und über Gebühr
gepriesene „Damenpensionat auf dem Eise", Vvn
Blume-Liebert ein hübsches, in deu ciuzelnen Per-
svnen trefflich ausgeführtes „Tänzchen an Bvrd" eines
Dampsschiffes, von Öhmichen das Bild „Nach der
Christbeschernng", von Henscler ein ganz realistisches,
träftig nnd derb behandeltes „Frühstück der Mäher"
und einige hübsche Kabinetstücke von Peter Baum-
garten und Franz Streitt erwähnen.

Mehr als bloße Erwähnung verdienen dagegen
die sowvhl gegenständlich als auch technisch mit cinander
verwandten Bilder des bekannten pvlnischen Schlachten-
malers Jvses Brandt und des aus Ungarn gebürti-
gen Paul Böhm. Wie meisterhaft und energisch der
erstere die Mcuschen und Tierc seiner Heimat behandelt,
bcwies er nns wieder in dcn Bildern „Pvlnischer
Bauernhos" und „Aus Polen"; letzteres, das dcr Groß-
herzog von Oldenburg erwarb, führt uns in eine enge,
schmutzige Dorfstraße, durch die sich eiu abschüssigcr
Hohlweg zieht. Da kommen sich ein mit Ochseu und
cin mit Pfcrdeu bespannter Wagen cntgegen, die nun
einander ausweichen müssen, wobei es natürlich an
malerischen Stellungen und heftigen Bewegungen der
Menschen nicht fehlt. Kvloristisch ähnlich, aber ge-
wöhnlich heiterer im Jnhalt sind die Zigeuner und
ungarischen Landleute vvn Paul Bvhm, dessen Bilder
„Erwartung an dcr Thciß", „Bei der Arbeit" und
„Feierabend" alle drei ihren Liebhaber fanden.

Als sonstigc Meistcrwerke im Genrefach hätte ich
außerdem noch zu nennen: Fagerlins nagelneue
„Flitterwvchen", die meines Erachtens an seiner Charak-
teristik und Bvllendung dcs Kvlvrits auch in den
Details alle seine früheren Werke übcrtreffen, Hugo
Kaufsmanns „Ländliches Kvnzert", vvn dein mir
bis dahin völlig unbckannten Ducrvz in Rom das
Bild ,,/Vckiou inon vionx!" (Seenc nach einem Masken-
ball), vvn dem Pvlen Czachorski „Einc Jllusion
weniger" und vvn dem Flvreutiner Andreotti eine
„Versöhnung".

Daö Fach der Landschast und scine Dependen-
zen war ebensv reich besetzt; ich will nur das Be-
deutendste hicr kurz erwähne». Untcr den vielen
Bildern der Brüder Achenbach ragten nicht etwa
ihre neuesten Leistungen hervor, denen man hin
und wieder Flüchtigkeit und Mangel an svrgfältiger
Aussührung vorwcrfcn kvnnte, sondern zwei ältere
Meisterwerke: von Andreas die schvn auf der Ber-
liner Ausstellung vvn 1868 bewundcrte „Westfälische
ÜNühle" bei Wevclinghoven in Abendbeleuchtuug, und
von Oswald die ebenso meisterhafte, schon 1875 ge-
nialte große Landschaft „Am Liris zwischen Capran

nnd Svra", alsv eiue der schönsten, poetisch lieblichsten
Gegenden Jtalieus, auf dem jetzt wenig mehr besuchten
Wege von Rom über Avezzano nach Neapel, die durch
ihre liebevolle Behandlung des Waldesgrüns, der Be-
leuchtung und des Duftes viel grvßere Freude erregte,
als alle seine neueren Partien aus Roni und der 11m-
gegend vvn Neapel. Ebenso glänzend, wie dies Brüder-
paar, waren unter den Malern der dentschen Wälder
und Gebirge nuch Fahrbach („Waldlandschaft am
Oberrhein" u. a.), Fritz Ebel, Keßler, Karl Jrmer,
Frische, Deiters, Karl Ludwig, Kameke, Rief-
stahl, Hennings, Alb. Zimmermann, Kalck-
rcuth, Steffan, Kanvldt, Schuch und viele andere
vertreteu, weniger günstig dagegen C. E. Mvrgen-
stern und der vffenbar schvn altersschwache Heinlein.
Ebensv im Fach des Biondscheines und dcr Wiuter-
laudschaft vor allem Dvuzette, aber auch die Skan-
dinavier Jacvbsen und Nordgreu, svwüe Advls
Schweitzer. Höchst meisterhaft im Tiersach Advls
Schreyer („Wnllachischer Güterwagen", „Türkische
Packpferde"), der in der Charakteristik seiner struppigen,
schäbigen Gäule ebensv nnerreicht dasteht tvie G ebler
in der Darstellnng der Physiognvmie nnd Bewegung
der Schafe.

Daß es bei einer svlchen Fülte Vvn trefflichen
Leistungen an allgemeiner Anerkennung und eben da-
her auch an zahlreichcm Besnch und an Kauflust nicht
fehlte, war nicht zu verwundern; aber leider kvnnte
die letztere aus den oben angegebenen Gründen nicht
in vollem Maße befriedigt werdcn.

Aunsthandel.

Gelnrgsmühte u»d Mon-nacht von AndreaS Achenbach.
Nach den Original-Ölbildern in Photogravüre ausgeführt.
67,k> vm x 52,5 om. Düsseldorf, Verlag von Eduard
Schulte.

Die Photo- oder Heliogravüre, welche nach den derzeiti-
gen Fühigkeiten der reproduzirendeu Künste unter den photv-
inechanischen Reproduktionsverfahren in Bezug auf Olgemälde
unbestritton dio erste Stelle einniinint, ist neuerdings so ver-
vollkoimimet worden, daß sie auch den anspruchsvollsten
Künstler befriedigt. Die „Zeitschrift für bildende Kunst" hat
iiu laufonden Jahrgange zivei nuf diesem Wege hergestellte
Blntter veröffentlicht, eino Jsarlnndschaft von Wenglein und
Hagar und Jsinael von Liska, welche den Originalen —
wenn ii,an von der Farbe absieht — nichtS mehr schuldig
geblieben sind. Alle Nüancen des Tones, von der krüftigsten
Steigerung bis zuin duftigsten Verschwiininen, können mit
einer so Siploiuatischsn Treue wiedergegebsn werden, dnß
nicht die geringste Härte übrig bleibt oder gar Lücken in dem
koloristischen Gewebe des Bildes entstehen. Deshalb ist
dieses Reproduktionsverfahren besonders für die Werks der-
jenigen Landschaftsnialer unschätzbar, welcho den Hauptaccent
nuf 'die Tonwirkung legsn und durch Operationen mit breitsn
Licht- und Schatteiimassen Stimmung zu machen suchen. Bei
der gröheren Sicherheit des zn Grunde liegenden photo-
graphischen Verfahrens vermag selbst die geschickteste Rndir-
nndel, wenngleich ihr sonst die künstlerische Superiorität eiu-
zuraumen ist, eine gleiche Treus bei gleicher malerischer
Wirkung nickt zu erzielen. Die Photogravüre ist im stande,
selbst Meistern beizukommen, deren Werke sich wegen ihrer
 
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