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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

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Levin, Theodor: Notizen über einige holländische Meister
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0293

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581

Nekrologe. — Kunsthistorisches.

582

näheren Untcrsuchung abgeschreckt worden. Ein zweites,
»nzweifelhast echtcs Bild des Künstlers findet sich in
Koblenz (Städt.-Langsche Saniinlung. Kat. Nr. 141)
unter dem Namen R. Conin. Es ist bezeichnet:
R. Cooijn nnd stellt eine Köchin bei ihren Vcrrich-
tungen dar. Jch verdanke diese Mitteilung Herrn
Werner Dahl, anf dessen mit sichercm Auge nnd großer
Spezialkenntnis zusammengestellte und stets vermehrte
Sammlnng alter Bildcr zuriickzukommen, ich mir vor-
behalte.

Gerrit Lnndens. Jn meincm „Repertvrinm"
der bei der Akademie zu Düsseldvrf aufbewahrten
Kniistsanimlungcn ist S. 3V6 ein Bild der kleinen
Gemäldegaleric in der Aula als ein Werk des Mono-

gramiiiisten ansgcführt. Herrn W. Dahl vcrdanke
ich die Mitteilnng, daß sich cine Replik dieses Bildcs
von besierer Erhaltnng, mit dem Namcn G. Lundens
echt bezeichnet, in der Hausmannschen Sammlung zu
Hcrrenhansen bei Hannover befindet. Bci nähercr
lliitersuchung ergab sich das Mvnvgramm auf dem
hicsigen Bilde nls Zusatz von späterer Hand. Dar-
gcstcllt ist das Zimmer eines Chirnrgen, welcher, im
Profil knieend, eine Operation am Fuße eines sitzen-
den Mannes ausführt. Hinter dem Rücken des Patien-
ten ein Junge, der ihm etwas ans dcr Tasche zu stehlcn
vcrsucht; ini Hintergrnnde eine stehende jnngc wcib-
liche Person mit den Händcn über dem Kvhlenbecken
eine nicht deutlich erkennbare Verrichtnng besorgend.
Rechts im Vordergrunde, ganz vvn Vvrn gesehen, ein
sitzender Junge mit Hut und Arni in der Binde. Am
Boden ihm rechts zur Seite zwei hohe mit Blasen
verschlosiene Steintöpfe.

Carstian Lncks. Prvfesivr Wilhelm Svhn be-
sitzt zwei kleinc Stillleben, deren cines die volle Be-
zeichnung dieses Mcisters trägt, welche genau mit
dcr vvn W. Bvde gclcscncn und von H. Riegel mit-
geteilten Bezeichniing ans dem Bilde in Madrid über-
einstiniint. Anch das Faesimile des Bildes in Brann-
schweig weist offenbar Vvlle Übereinstimmnng mit diesen
Bezeichnungen anf. I. v. d. Branden hat in scinem
trefflichcn Buche cin außcrvrdentlich reiches Material
beigebracht, Ivonach der Künstler 1623 in Antwerpen
geboren ist. Sein Lehrcr war Flups (Philips) de
Marlicr, ein svnst nnbekannter Künstler. Die Nach-
richten übcr Lucks reichen bis 1663. 1644 zog er zu
knrzem Anfcnthalt nach Lille (Rijsel), war aber schvn
1645 wicdcr in Antwerpen und wurde in diesem
Jahre als „vrijinoeskor" in dic Gilde eingetragen.
Jn dcn Bildern dcs Profesiors Sohn sieht man Wein-
trauben, Pfirsiche, Pflaumen, eine Citronc mit abgelöster
Schale, halbgesülltc nicdrige Römer nnd trefflich ge-

zcichnete große Krabben. Der Charakter ist durch-
ans holländisch nnd zwar nicht, wie I. v. d. Branden
in einer Privatmitteilnng mcint, jener allgenieine, a»f
dcn Einflnß des Hvlländers I. D. de Heem zurück-
zuführendc, sondern vvn schärsercr Ausprägung und
an W. Kalf streifend. — Jmpastv, geschlvssenes
Licht und Ton. — Auch das Brannschwciger Bild
zeigt nach Anssage des Herrn W. Dahl ähnliche
Oualitäten. Es wäre intereffant, zu erfahrcn, vb auch
das Bild in Madrid einen mehr hvlländischen als
vlämischen Charakter aufwcist. Wir übersehen biö
jetzt n»r 36 Jahre Vvn dem vielleicht sehr vicl länge-
ren Leben des Künstlers. Jedenfalls schcint es nach
den hier besprvchenen Bildern nicht bercchtigt, lvenn
Rvoses ihn als cincn Nachfvlgcr des D. Seghers
charakterisirt.

Nekrologe.

Theodor Wilhclm Achtermaiin, der Nestor der deut-
schen Bildhauer, ist am 26. Mai in Rvm gestvrde», wo er
seit 1839 fast ununterbrochen gelebt hat Er wnr am
15. August 1799 in Münster in Westfalen geboren und hatte
bis zu seinem dreißigsten Jahre das Tischlerhandwerk be-
triebeu Dann erst ging er nach Berlin. wo er sich bei Rauch
nnd Tieck ausbildete. Da er sich ausschließlich zur religiösen
Knnst hingezogen fühlte, fand er in Berlin nicht den richtigen
Boden sür seiiie Thätigkeit nnd begab sich deshalb Ende der
dreißiger Jahre nach Carrara und von da nach Rom. Seine
Hauptwerke sind ein gekreuzigter Christus (1842, im Besitze
des Herzogs von Arembcrg), die Pietä und die Kreuz-
abnahme im Doms zu Münster und der gotische Altar im
Dome zu Prag mit drei Reliefs aus dem Leben Christi (1873).

0. v. 1?. Pros. Ginscppe Eolombo ist in Moncalieri, ivo
er als Lehrer an dem dortigen königl. Kollegium wirkte, erst
42 Jahre alt, gestorben. Auf kunstwissenschaftlichem Gebicte
hatte sich der Verblichene durch seine Forschungen über das
Leben und die Werke des Malers Gaudenzio Ferrari (Vita
oä oxers äi (lanä. Psrrari, pittors, Dorino 1881) und über
die Meister der Schule von Vercelli (Ooonmsnti s notiriis
intorno aAli artisti Vsrosllssi, Veroeili 1883) einen geach-
teten Namen gemacht.

0. v. P. Ercolc (Latcnacci, der geschätzte Landschafter und
Zeichner, ist zu Paris am 19. Mai gestorben Geboren in
Ferrara 1816, mußte er sein Vaterland verlassen, da er in
den Carbonarismus verwickelt war, und ließ sich nach langen
Jrrfahrten im Orient Ende der dreißiger Jahre in Paris
nieder, wo er insbesondere als Bücherillustrator eine ansge-
dehnte Thätigkeit entfaltete (1-a Donraiiiö, Uams 1855: llss
tresor« äs 1'L.rt st les (lalsriss äe 1'Lniope par i4riii6ii-
xanä. 1859; Virgil und Horaz, Firmin-Didot). 2lls Aünia-
tnrist machte er sich dnrch Titelblatt und Jnitialen zu der
Bulle Insü'abili« des letzten Konzils (1869) bekannt.

Aunsthistorisches.

0. v. V. Vittore Pisano's Frcsco im Dogenpalast.
Pros. Sidney Colvin. der neuernannte Konservator der
Kupferstiche und Handzeichnnngen am Britischen Museum hat
nnter den seiner Fürsorge anvertrauten Schätzen jüngst eme
Skizze Vittore Pisano's zu der von dem Meister um 1422
im Saale des großen Rates im Dogenpalast zu Venedig aus-
geführten, jedoch nach kaum halbhundertjährigem Bsstand
untergegangenen Fresks aufgefunden. Das Blatt, das aus der
Saniinlung Sloane stammt, alfo dem Museum seit dessen
Entstehung angehört, war von einem ehemaligen Eigentümer
im 16. Jahrhündert mit der Bezeichnung „Ünxs Llsrtsn",
 
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