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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

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Wolf, August: Bronzerelief einer Himmelfahrt Mariä in der Akademie zu Venedig und Tizians "Assunta"
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https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0313

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Nr. 38.

l9- Iahrgang.
Beiträge

sind an s)rof. Dr. L. von
Lühow (wien, There-
sianumgasse25) oder an

^l>ipzig, Gartenstr. 8,
zu richten.

>iO. Iuli

Inserate

3 25 j?f. für die drei
Mal gespaltene jDetit-
zeile werden von jeder
Buch- u. Runsthandlung
angenommcn

I88§.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.



Kunstchrüiiik Nr 39 erschcint am 24. Jnti.

Bronzerelief einer Hinnnelfahrt Nlariä in der
Akadenne zu Nenedig und Tizians „Asfunta".

Als vor etwa drci Jahren der Vorrat aus den
Depots der venezicmischen Akademie zur Ausstellung
gelangte, erregte ganz besonders ein Bronzerelief mit
der Hiuinielfahrt Mariä mciue Ausiiierksamkcit. Dieses
etwa 60 eiu breite und 20 «nn hohe Relief schien nicht
nach Venedig zu gehvrcn. Die ausschwebende Ma-
donna selbst. auf einer besondcren klciueren Bronzetafeh
ist an den unteren Streisen, wclchcr die zwvlf Apostel
cnthält, auzusetzen. — Niemand wußte damals zu
sagcn, welchem zerstörtcn Kunstwerk es angchöre, noch
wic cs in dcn Vorrat dcr Akadcmie gekommcu sei.

Seit einiger Zeit uun ist das Werk mit cincr
zwciten Tasel gleicher Breitc und Höhe, wclche cinc
Kröuung der Maria mit Engeln darstellt, der Samm-
lung der Akademie einverleibt. Mehr als je gab mir
jctzt vou ncucm die Relieftafel zu denken, da dic
Figurcn der Apostel, so wie die die Madonna um-
gebcnden Engelchcn, nicht nnr au Tizians „Assunta"
erinncrn, sondern zum Teil, befonders die Figur dcs
Johanncs, daniit idcntisch sind, und es doch schcint,
als ob dic Reinheit des Stilcs, sowie die prachtvolle
Durchsührung der Arbeit, eine spätere Entstchung als
Tizinns Himmclfahrt Mariä ausschlösse. — Fällt sie
nun wirklich srüher, so ist dieser Bronzeguß von noch
größerem Jnteresse, weil cr dann zuni Embryo von
Tizians bcdcntendstcm Werke Ivird. Jch ließ eine

Photographie nehmen, wie auch von der etwas flacher
gehalteneu und viellcicht nvch schöneren Krönuug der
Maria, welche dieselbe Hand zu verraten scheint. Ani
selben Tage fiel niir bei einem Trödler ciu Kupfer-
stich vom Jahre 1692 in die Hände, auf welchem das
grvße Mausoleum der beiden Dvgeu Marco und Ago-
stino Barbarigo dargestellt ist und wclches bei Auf-
hebung der Kirche Sta. Maria della Caritä, dcr jetzi-
geu Akädemie, zu Grunde ging. Es bestand dieses
großartige Monument des prachtvollsten lombardischen
Stiles aus drei Arkaden, welche eine ganze Wand der
Kirche einnahmen, aus Lrei Nischen, dereu mittlere sich
über einem auserstehenden Christus und daruntcr be-
fiudlichen Altar wölbte, welchcm zur Seite je eincr der
genannten Dogen in Anbetung kniete. Jn den beiden
äußercn Nischen waren die Sarkophage mit den im
Tode ruhendcn bciden Brüdern Barbarigo aufgcstcllt.
Aus dem Altare selbst waren, wie ich in genanntcm
Stiche zu mciner Überraschung entdeckte, die fraglichen
Bronzcn in Marmvr eingelassen. Oben die Krönung
der Maria, in der Mitte die ausschwebende Jungfrau
und weitcr unten die Tafel mit den zwvlf ihr nach-
schauenden Aposteln. Vier kleine knicnde Engel in den
Ecken und anderer Bronzeschmuck scheiuen das Ganze
vervollständigt zu haben; sie sind jetzt verloren; ich
glaubte eine Entdeckung gemacht zu haben, welche sich
freilich cinigcrmaßcn reduzirte, als ich verschiedene Au-
toren zu Rate zog, in der Hauptsache jedoch inimcr
noch intercssant genug bleibt: ich meine in dcr Be-
ziehnng dcs Kunstwcrkcs zn Tizian. — Sansovino be-
 
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