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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

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Die Kunst auf dem VIII. deutschen Bundesschießen zu Leipzig
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https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0329

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19- Iahrgang.
Beiträge

sind an s)rof. Dr. C. von
Lützow (wien, Chere-
sianumgasse25) oder an

keipzig, Gartenstr. 8,
zu richten.

7. August

Nr. q.o.

Inserate

ü 25 j)f. für die drei
Mal gespaltene s)etit-
zeile werden von jeder
Buch- u. Runsthandlung
angenommen

s88§.

Beiblätt zur Zeitschrift für bildende Kunst.

Lrscheint von Mktober bis Lnde Iuni jede woche am Donnerstag, von Iuli bis Ende September alle Cage, für die Abonnenten der „Zeitschrift
für bildende Aunst" gratis; für stch allein bezogen kostet der Iahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

und österreichischen ssostanstalten.


Kunstchronik Nr, 41 erschcint am 21. Augnst.

Die Auust auf dem VIII. deutschen Buudesschießen
zu Leipzig.

— n. Man mag über den handgreiflichen und
auch über den idealen Wert von großangelegten Volks-
festen, die keine Tradition hinter sich haben, nrteilen,
wie man will, einen Gewinn wird man ihnen nicht
absprechen kvnnen, dcn Gewinn, der aus der lebhaften
Anregung der Phantasie entspringt, der schaffcnden wie
der empfangenden. Je mehr das Geschlecht von heute
sich beeifert, um die materielle Wohlfahrt des Einzelnen
wie ganzer Volksklassen zu fördern und zu feftigen, um
so niehr bedarf es der Festtage, die es plötzlich heraus-
reißen aus dem Einerlei der Tagesarbeit und wenn
auch nicht in Armida's Zaubergarten, so doch auf eine
bunte Schaubühne vcrsetzen, wo die Phantasie Herr-
scherin und jeder Einzelne Zuschauer zugleich und Mit-
spieler ist. Welch einen bestrickenden Reiz das farben-
reiche Bild eines mit den Mitteln der dekorativen
Knnst geschaffenen Festplatzes auch auf den nüchternsten
Spießbürger ausllbt, hatten wir in den Julitagen in
Leipzig zu beobachten mannigfachc Gelegenheit. Das
war kein Schützcnfest mehr, was wir feierten, das war
ein imposantes Volksfest, dem der hineingetragene
national-patriotische Gedanke zugleich einen hvheren
Schwung gab, so daß der Schützensport als das Neben-
sachliche, die Bcrbrüderung deutscher Stämme bei fest-
lichem Gelage als die Hauptsache erschien.

Doch ich wollte keine Rechtsertigung dcr Urhebcr
und Veranstalter des Festes schreiben, auch keine „Be-

kenntnisse einesBekehrtcn", wie sie in der ncuestenNnmmer
der „Festzeitung" niedergelegt sind, ich wollte dem
schönen Feste nur ein ihm gebührendes Andenken in
der Kunstchronik stisten; war doch das Beste an ihm,
was die schvpferische Phantasie des Künstlers hcrbei-
getragen: die Festbauten und der Festzug.

Die Festbauten warcn das Werk des Architekten
Arwed Roßbach in Leipzig,dessen Entwurf aus der zn
Anfang dieses Jahres ansgeschriebenen Konkurrenz mit
dem ersten Preise hervorging. Dem Borhaben des
Künstlers kam die Naturscenerie von vornherein wirk-
sam zu Hilfe. Ein weiter Wiesenplan, der fast zur
Hälfte von einem Walde umfaßt wird, war zum Fest-
platze ausersehen. Eine schönere Folie als das dichte
Grün hochstämmiger Eichen konnte sich der Künstler
für die kleine Stadt nicht wünschen, die er aufzurichten
hatte, um dem vielsachen Obdachsbedürsnis zu genllgen.

Nur ein Umstand lag ihm in der Quere; die Zu-
schauertribüne des Rennklubs, dessen Zwecken dic Wiese
für gewöhnlich dient, konnte nicht wohl beseitigt wcr-
den und bildete somit einen gegebenen Faktor, mit dem
zn rechnen war. Ebenso war die Richtung der Zu-
fahrtsstraße von der Stadt her eine fast mit Not-
wendigkeit gegebene. Sie mußte so angelegt werden,
daß sie geradenwegs auf die vorhandene Tribüne zu-
führte. Jnfolge dessen war es unthunlich, der Festhalle,
als dem Hauptbau, den ihr gebührenden Platz anzu-
weisen, d. h. ihr Hauptportal in die Achse der Zu-
fahrtstraße zu bringen. Parallel zu dieser Achse an-
I gelegt, schloß sie indes den Platz nach dcr Seite
 
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