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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

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Die Ausstellung von Kunstwerken aus Privatbesitz in Dresden
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0350

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Kunstlitteratur und Kunsthandel. — Nekrologe.

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stehe gern ein, daß mich ein Blick von der lebendigen
Wahrhaftigkeit der farbigen Plastik auf das zuckrige
Weiß etwa der nebenan stehenden, kräftig modellirten
Bismarckbüstevon Rob. Henze ein für allemal belehrt
hat, welchen Weg die Plastik in vielleicht nicht zu später
Zeit gehen wird. Allerdings werden die Bildhaner
selbst sich gegen die Neuerung sträuben. Denn nnver-
kennbar leidet die in einfarbigen statuarischen Werken
zu scharf betonte plastische Form unter der malerischen
Hülle, tritt das Werk des Bildhauers zurück; dagegen
wird aber die Einheit des Kunstwerkes durch die Farbe
ganz außerordentlich gestärkt, denn sie faßt die plasti-
schen Details erst recht zusammen, gliedert den Kvps
in lebendiger Weise (wie unwahr wirkt z. B. in der
Plastik das Auge und dic Brauen!) und ermbglicht
der Skulptur, bisher künstlerisch unmögliche Dinge ohne
Künstelei auszusprechen.

DiePlastik bietet sonst noch eine Fülle interessanter
kleiner Werke, von Albert Bierling trefflich gegossene
kleincre Reproduktionen von O. Donndorfs Carl
Angust und Albrecht dem Beherzten, Ch. Bchrenö'
„Sphinx", Dietz' „Gänsedieb" u. a. m. Bon Joh.
Schilliug findet man neben älteren Marmorreliess
eine Anzahl Büsten. Leider tragen dieselben mehr und
mehr den Stempel der sabrikartigen Thätigkeit, in der
sich der Schöpfer des Niederwalvdenkmales seit einigen
Jahren im Gegensatz zum Altmeister Hähnel gefällt,
welcher bei unermüdlich erneuerter Umbildung einmal
geschaffener Typcn iu echt antikem Sinn in der höch-
sten Berfeinerung den Ausdruck vollendeter Künstler-
schast sieht.

Schöpfungen des Kunstgewerbes erhöhen den
Reiz der Ausstetlung, meist ältere chinesische und ita-
lienische Vasen, Bronzen von Barbedienne, prächtige
altpersische Teppiche nnd als Dresdener Spezialität
die künstlerisch hochbedeutenden, in weiteren Kreisen
lange noch nicht genug gewürdigten Silberschmiede-
nrbeiten von S. Garten, Krüge, Becher, Teller,
Pokale ini Stil einer mit grvßer Feinheit der Em-
pfindung nachgebildeten deutschen Renaissance.

Aunstlitteratur uud Aunsthandel.

x — Iakob Burckhardts „kicerone" ist vor kurzem in
fünfter, nm 52 Seiten vermehrter Auflage bei Seemann in
Leipzig erschienen. Die sorgsame Bearbeitung ist, wie bei
der vierten Auflage, auch diesmal das Werk WilhelmBode's.
Als Mitarbeiter war außer denr ursprünglichen Verfasser
hauptsächtich H. von Gepmüller thätig, dessen gennue
Kenntnis der italienischen Architektur dem die Baukunst des
Mittelatters und der Renaissance behandelnden Abschnitt
wssentlich zu stattsn gekommen ist. Für die Anerkennung,
welche das Wsrk auch im Auslande gefunden, spricht der
Umstand, daß demnächst bei Didot in Paris eine sranzösische
Übersetzung erscheinen wird. Wir erwähnen bei dieser Ge-
legenheit, daß auch Burckhardts „Kultur der Renaissance
in Jtalien" einen französischen Übersetzer gefunden hat.

— Kunstschmiedearbcitcn. Mit der Wiedergabe der kunst-
vollen schmiedeeisernen Gitter der srüher sürstbischöslichen
Residenz zu Würzburg beginnt Architekt Ehemann, Lehrer
an der königl. Kunstgewerbeschule zu Berlin, eine Publikation
von Kunstschmiedearbeiten aus dem 1b.—18. Jahrhundert;
in der Fortsetzung werden dann weitere, ebenso mustergiltige
Schmiedearbeiten, welche sich teils im Privatbesitz, teils in
minder zugänglichen Klöstern und Schlössern Süddeutsch-
lands befinden, zur Ausgabe gelangen. Ein besonderer Vor-
zug dieses im Verlage von Paul Bette erscheinenden Werkes
ist es, daß die Einzelheiten, wie Schloßkasten, Schlagleisten,
Kartouchen rc., in genügend großem Maßstabe aufgenommen
werden, so daß der Kunstschlosser sie gleich als Vorbild prak-
tisch verwerten kann.

Nekrologe.

V. V. Friedrich August von Nordhcim, der treff-
liche Bildhauer, ist am 13. August in Frankfurt a. M.
längerem Leiden erlegen. 1813 bei Suhl geboren,
widmete er sich der Gravir- und Stempelschneidekunst,
kam nach dreijähriger Lehre in die königliche Münze
nach Düsseldorf, erhielt dort ein Stipendium und be-
suchte nun die Diisseldorfer Kunstschule, wo er sich
vorzugsweise der Skulptur widmete. Von besonderem
Ersotge sür ihn war eine sehr gelungene Büste des
Prinzen Friedrich vou Preußen. 1840 kam Nordheim
nach Frankfurt, wo er im Atelier Eduard Schmidts
von der Launitz arbeitete; die Absicht Friedrich Wil-
helms IV., ihn nach Berlin zu ziehen, zerschlug sich,
und Nordheim kehrle nach Düsseldors zurück. Aber
schvn 1844 siedelte er ganz nach Frankfurt über. Jn
Düsseldorf hat er nvch vie zur Feier der Grundstein-
legung des Weiterbaues des Kölner Domes geprägte
Denkmünze geschnittcn, wie er denn auch sonst zu sciner
ersten Kuiistübuiig gern und mit großem Erfolge zurllck-
gekehrt ist. So riihrcn von ihm die in der letzten
Zeit der freien Stadt Frankfurt von dieser geprägten
Münzen her, die sich allgemeinen Beifall erworben
haben. Am bekanntesten ist die Francvsurtia deö
Doppelthalers, welche eine unbegründete und von dem
Künstler stets aufs cntschiedcnste verneinte Sage in
Zlisammenhang mit der Schanspielerin Janauscheck ge-
bracht hat. Jm Zusammenhang mit den Münzen sei
auf die an mehreren Gebäuden angebrachten heral-
dischen Adler hingcwiesen, sür deren stilvolle Auffassung
der Künstler ein ganz besonderes Geschick besaß. Jn
dieselbe Richtung gehören die trefflich stilisirten Greise
an den Treppenaufgängen des Franksnrtcr Opern-
hauses. Auch sonst war cr bei der AusschmUckung vvn
Banten vielfach beschästigt: wir erinnern an seine
schönen Engel an der Weißfrauenkirche, an seine Arbeiten
an der neuen Börse. Von Büsten seien die von
Senckenberg in der Promenade, die Schmidts von der
Launitz im Städelschen Jnstitute, die Beits auf dem
Mainzer Kirchhofe, Vvn Statuen seine Arbeiten am
Dome, sein Dürer und sein Hvlbein am Mittelbau
des Städelschen Jnstitutes erwähnt. Seine letzten
Arbeiten waren dreizehn sür das Nordportal des Domes
bestimmte Statuen; daß er die im Modell fertigen
Werke nur zum gcringsten Teile noch in Stcin auS-
siihren konnte, verbitterte dem fleißigen und gewissen-
haften Künstler die letztcn Lebensstunden. Der Ernst,
mit welchem er seine Aufgabe als Künstler erfaßte,
seine hohe Begabung für charaktervolle Auffassung,
seine rastlose Sorgsalt im Verfolgen der bestmöglichen
Gestaltung scincr Werke, sichcrn ihm einc chrenvolle
 
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