Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

DOI Artikel:
Ehrenberg, Hermann: Die Marienburg und ihre Wiederherstellung, [2]
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0355

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
705

Korrespondenz.

706

Sache des Publikums aber wird es sein, durch
eisrige Beiträge es zu ermöglicheu, daß nun auch die
inneren Räume genügeud ausgestattet werden, daß die
Arbeit nicht wieder liegcu bleibt. Eiue Bestimmung
der Räume wird sich schon fiuden; man denkt an die
Einrichtung einzelner Zimmer als Wohnung für dnrch-
reisende Mitglieder des königlichen Hauses oder sür
dauernden Aufenthalt derselben, wohl auch an ein
Museum. Sei dem nun wie ihm wolle, es ist ein
großes Berdienst dcr s'rcußischcn Regicrnng, den Wicder-
aufbau des Schloffes ins Werk gesetzt zu haben und
damit uns das edelste nnd schvnstc Denkmal weltlicher
Baukunst in Deutschland, „das die wuchtige Kraft des
Nordens mit den träumerischen Reizen des Südens
vcrband", in scincm nrss'rünglichen Glanze w'iedcr
vorznsiihren.

Pfingsten 1884. Hermann Ehrenberg.

r-

Aorrespondenz.

Frankfurt a/M., Ende August 1884.

Wer eine Skizze des Frankfnrter Kunstlebens in
grvßen Zügen entiverfen wollte, müßte in erster Linie
vvn dem bedeutenden Aufschwung in der Architektur
berichten. Eine Schilderung der hervorragendsten Neu-
bauten, cine Würdigung der ans diescm Gebiete zu Tage
trctcnden Bcstrcbungen svll indcs mit diesen Zeilen
nicht versucht werdcn; unscre Bemcrkungcn erstrecken
sich vielmehr auf eine weniger glänzende Seite der
Knnstthätigkeit in Frankfurt a/M.: anf die Leistnngen
in der Malerei, wic sie anf dcn Ausstellnngen des
„Knnstvcrcins" zn Tage treten.

Jm allgcmeincn ist cs lediglich die ältere Geue-
ralion hier thätiger Künstler, welche Zcngnis Vvn ciner
bedentenderen Lcistungsfähigkcit ablegt. Zwar könncn
die Ansstellnngcn tcinen Ansprnch auf Voklständigkcit
in dcr Vorführnng vvn Werkcn Frankfnrter Malcr
erhebcn — wir vermiffcn seit geraumcr Zcit nngern
die Namcn cincs Schreyer, Klimsch, Dielmann, Peter
Becker, W. A. Beer u. a. m. — allein die trefflichen
Gcnrcbildcr vvn Anton Bnrger, dic stimmnngsvollcn
Landschaften von Maurer und Höffler sind wohl ge- !
eignet, das tüchtige Kvnncn dcr älteren Künstlergenera-
tivn zu veranschanlichcn; sie gcnügen vollständig zu
dem Nachweis, Ivie sehr dic große Mcnge der jüngcren
Maler znrückgcblieben ist, — ein Eindrnck dcr noch
vcrstärkt würdc, wenn wir dic Werke fremdcr hier aus-
stellender Künstlcr zur Vcrgleichung heranziehen wolltcn.

Vvn den Bildern Anton Bnrgers heben wir
die Jntericnrs hervor. Ein immer geistvolles, seines
Kvlorit, eine keck hingclvvrfene, bei aller Lcichtigkeit
charakteristische Zeichnnng, das deutliche Vorwalten !
einer das Ganze wie mit lebendigem Odem durch-
dringenden künstlerischen Empfindung — das sind

Merkmalc eines echten Künstlers. Die Vorwürfe
seiner Bilder sind keine welterschütternden Haupt-
nnd Staatsaklionen: cinfache, „kleine Leutc" — der
Schmied am Amboß, der Schuster beim Leistew
der wettergebräunte Förster auf der Pirsch vder iin
Kreise lustiger Gesellen, das alte Mütterchen am
rauchenden Herd — kurz das harmlose, gemütvolle
Klcinleben in Dvrf und Stadt, das ist scin Feld, da
wciß er seine Kumpane mit liebenswürdigem Humvr
zu packen, und wo er sie packt, da sind sie intereffant.
Dieselben Leutchen finden wir auch auf BurgerS grvße-
ren Bildern, wo cr uns hinaussührt aus dem Dunst-
kreis enger Behausungen, hinauS in Wald und Flurcn-
Dvch will es uns bedünken, als verlören sie an über-
zeugcnder Kraft und Wahrheit bei der Übertragung
in größeren Rahinen. Das feinc lasirende Spiel
weniger Tinten, die an die besten Niederländer cr-
innernde Art, wie der Künstler diese Farbenscala nach
einem Grundton — meist ein goldiges Braun — zu
immer harmonischem Kolorit abstimmt, das alles
kommt trcfflich auf jenea kleinen Bildchen zur Geltung.
Auf den größeren Gemälden hingegen vcrblaßt die
Wirknng so seltener Vorzüge: der Mangel an cncrgi-
scher Hervorhebung der Körperlichkeit durch Licht und
Schatten macht sich fühlbar; wir wünschten eine
strengere Zeichnung, einen pastoseren Austrag der Pig-
mente, eine weniger flvtte — um nicht zu sagcn flüch-
tige — Behandlung dcs Dctails.

Maurer und Höffler rivalisiren mit mehrercn
Taunuslandschasten. Maurer ist kräftig, zuweilen herb
in Zeichnung und Kolorit, und doch erschcint sein Laub-
! werk mitunter wvllig und verblasen. Höffler sncht
^ durch stimmungsvolle Behandlung der Lufttönc zn
interessiren, er malt uns das Helldunkel tiefer Waldes-
gründe, das duftige Verschwimmen ncbeliger Fernen,
gerät aber leicht in dem Streben nach gesuchter effekt-
voller Beleuchtung ins Bunte und Unwahrscheinliche.

Erwähnen wvllen wir nvch die kühlen, wolken-
beschatteten Landschaften vvn P. Burnitz, dessen etwaö
nüchterne Auffassungsweise Schule zu machen scheint.

Gehen wir nun zu den Leistungen der jüngeren
Maler über, sv können wir ein kasoiats oAnl 8p>srnn?.n
kaum unterdrücken.

Ein befremdliches Beharren auf dem einmal müh-
sam erklommenen Standpunkt, ein konseguentes Sich-
einschließen in das Gespinst cigenstcr Anschanungen,
in die bequeme HUlle subjektivster Empfindungsweise,
— diese nnd ähnliche Bcobachtungen drängen sich dcm
Kunstfrennd auf Schritt nnd Tritt auf. Selbst die
gerühmte Kronberger Schnle, d. h. die an Dielmann
und Burger sich anlehnende Malergruppe, ist nicht von
dem Vorwurf vornehmer Reservirtheit, sublimen Jgnv-
rirens der um sie her kreisenden Welt freizusprechen
 
Annotationen