Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

DOI Artikel:
Rosenberg, Adolf: Ausstellung in der Berliner Nationalgalerie
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0194

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
375

Kunstlitteraiur.

376

auch nicht verschweigen, daß ihn diese Masienproduition
schließlich zur Mauier führte. Man hat namentlich
auf Grund seiner letzten Arbeiten und mit Rücksicht
auf seine lückenhaste Vorbildung bisweilen die Be-
hauptung aufgestellt, daß es Burger an Sicherheit und
Genauigkeit der Zcichnung gebrochcn habe und daß er
diese Uuzulänglichkeit seines technischen Könnens durch
eine gewisie geniale Flüchtigkeit, durch ein summarisches
Verfahrcu besonders der menschlichen Gestalt gegenüber
zu verdecken suchte. Von Manierirtheit sind die Figuren,
welche cr während des letzten Jahrzehnts gezeichnet
hat, allerdings nicht freizusprechen; aber die Meinung,
daß er nicht zeichnen konnte, wird durch die Aus-
stellung vollkommen widerlegt. Wir sinden hier mit
Bleistift gezeichnete Figurenstudien, wclche in Feinheit,
Schärfe und Korrektheit der Zeichnung an Fr. E.
Meyerheims Bauernsigureu eriunern, und mehr als
einmal wird man sogar an Menzel gemahnt, so be-
sonders in den geistvollen Jllustrationen zu F. Schmidts
„Preußens Geschichte in Bild und Wort", zu Fon-
tane's Werken über die Kriege von 1864 und 1866
und zum Poststammbuch. Eine Berwandtschaft mit
dem Jllustrator Menzel zeigt Burger auch darin, daß
er für Jnitialen und Vignetten Kompositionen von
tiefsinniger Shmbolik erfand, daß er Anspielungen und
gelegentliche Bemerkungen des Textes zu besonderen
Darstellungen ausspanu, ganz wie es Mcnzel in sciuen
Vignetten zu den Werken Friedrichs des Großeu gethan
hat. Burgers Art zu sehen war jedoch eine audere.
Der Blick für das Malerische fehlte ihm. Er sah nur
das Gegeuständliche schlechthin, dieses aber mit einer
solchen Unbefangenheit, daß inan ihn in seinen zahl-
reichen Jllustrationen dcs Kriegs- nnd Manoverlebcns
als einen Realisten bezeichnen muß. Das Höchste und
Vollkommenste hat er in einer Reihe von Figuren-
studicu nach der Natnr crreicht: es sind prcußische,
dänische und österreichische Soldaten, Berliner Feuer-
wehrmänner, Handwerker nnd ungarische Volkstypen,
lcils Köpfe, teils in ganzer Fignr, mit außerordent-
licher Frische, Breite und Lebendigkcit in Aguarellfarben
ausgesührt. Mit der Ölnialerei wollte es ihm, wic
auch auf der Ausstellung einige Stillleben beweiseu,
sein Leben laug uicht glücken. Eine desto größcre Bir-
tuosität hatte er sich schon frühzeitig, währeud cr in
Antwerpen und Paris studirte, iu der Aguarelltcchnik
angeeignet, und diese übte er auch mit glänzcndem
Gcschick währeud ciucr Studicnreise dnrch Jtalicu
(1872—1873), wv er jene Rcihe vou Aguarellstudien
»ach Früchten, Gciuüscu, Pflauzen, Fischeu und See-
tiercu ausführte, dic ihm für seiue dekorativen Arbeiten
(Ausmaluug vou Speise- und Festsälen) als Grund-
lage dienten. Sie zeigen am deutlichsteu, mit welcher
Gewlssenhastigkeit Bnrger dcn Spureu derNalur folgte.

Wenn Burger auch nicht das malerische Geschick
besaß, welches man von einem Maler im eigentlichen
Sinne verlangt, so gebrach es ihm keineswegs an
malerischcm Gesühl. Dasselbc offenbarte sich nur nicht
im Staffelcigemälde, sondcru iu dekorativen Malcreien,
welche sich vom wirklichen Figurcubilde bis zum rcinen
Ornament erstreckten. Derselbe Künstler, welcher bei
der Wiedergabe militärischer Scencu mit strcngstem
Realismus ;u Werke ging, cntfaltete als Tekorateur
eine üppige Phantasie, eine erstaunlichc Ersindungsgabe
und ein ebenso fcines wie fvrmenstrengcs Stilgcsühl.
2n der Flächendekoration sind ihm sogar Komposi-
tionen geglückt, welche man in ihrer logischen, streng-
organischen Entwickeluug den bestcn Schöpfungen der
Rcnaiffancezeit an die Seite setzen darf. Eine Spezia-
lilät waren seiue Enlwürfe fllr Jntarsiamalereien au
Möbelu und Geräteu, die er meist auch selbst aus-
geführt hat. Obwohl er deu größtcn Teil seiner Zeit
der Bücherillustration und Kompositionen für Adressen,
Eriniicruiigsblätter, Diplome, Tisch- und Gratulations-
karten widmete, geriet er in seinen Entwürfen für
Wand- und Deckenmalereien doch niemals ins Klein-
liche. Ja, es gelang ihm sogar, in den Figuren der
militärischen Tugenden an der Decke des Feldmarschall-
saales im Kadettenhause zu Lichterfelde und in den
allegorischen Kompositionen der Auknnft und Abfahrt
in der Bahnhofshalle zu Metz zur Wurde und Größe
des monumentalen Stiles emporzusteigen, so daß ihm
auch das Höchste nicht versagt blieb, was er mit seiner
Kunst crreichen kounte.

Adolf Roscnbcrg.

Aunstlitteratur.

8n. Vo» -cm allgcmcinen historischcn Porträtwcrk, wel-
ches unter der Redaktion von Woldemar von Seidliy im
Verlage der Verlagsanstalt für Kunst und Wiffenschast in
München erscheint, sind wiederuin einige interessante Liefe-
rungeu der dritten Serie (Staatsmänner und Fürsten) er-
schienen. Lieferung 23 enthält die Porträts von Olden-
barneveldt, Crnst von ManSfeld, Dersflinger. Fürst Kauiiitz
und Metternich, Lieferung 24 die des Herzogs von Bucking-
ham, des Kardinals Mazarin, Le Nuyter, Kardinal Fleuri)
und William Pitt, Lieferung 25 Varnbüler (nach Dürers
Holzschnitt), Tilly, Jan de Witt, Moritz von Sachsen und
>>ieorge Washington. Wir können in Beziehung auf das ver-
i dienstliche Werk, das fo maiinigfacheii Zwecken dient, nur
bestätigen, was wir auf Sp. 123 dieses Blattes gesagt haben,
und werden gelegentlich wieder darauf zurückkommen.

.7. L. Päpstlichc Kuiistlitteratur. Jn der feierlichen
Audienz, in welcher Leo XIII. am 20. Februar, dem achten
Jahrestage seiner Erwähtung, dem h. Kollegium und den
Prülaten seines Hofes den Segen erteilte, ließ der Papst allen
Aiiivesenden cin Eremplar des auf seine Kosten in der vati-
kanischen Truckerei ioedeii erschienenc» Werkes: I-'arto Ü6)-Ii
o ln iiii-Vii -rilloria >1.4 ,.Il»I»4il>->" nl Vnli.-nii».
wclches den Prälaten Monsignor Tavide Farabulini zum
- Verfasser hat. übergeben.
 
Annotationen