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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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Römische Funde
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0204

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Äunstlitteratur.

39«

305

großen Poinpejus, Pontifex, Quästor und Gemcihl der
Antvnici, Tochter des Kciisers Clciudius; Licinius Craffus
Pontifex, Präsckt der Stcidt, Konsnl nnd Legat; Piso
Frugi Licinianus, Quindecemdir bei den Opfern und
Caesar während vier Tagen als Adoptivsohn des
Kaisers Galba; nnd schließlich Berania Gemina, Toch-
ter des Konsuls Ouintus Beranius und Gattin dcs
Licinianus. Alle drei Brüder, Pompejus Magnus,
Licinius Craffus und Piso Licinianus wurden ermordet,
dcr erste aus Befehl des Claudius, der zweite auf Be-
fehl Nero's und der dritte im Auftrage des Kaisers
Otho. Jn der Grabschrift des Pompejus wird des
kaiserlichen Mörders ganz besonders gedacht.

Bei dem Fortgange der Umgrabungen des
Bodens scheint sich herausgestellt zu haben, daß sich
an dieser Stelle das Haus des Cajus Crispus Sallu-
stius befand, in dessen Nähe nach der Angabe des
Plinius ein Conditorium — ein Begräbnisplatz — lag.

Jm Anfange Februar entdeckte man in der That
dvrt einen koloffalen marmornen Sarkophag ohne jeg-
liche Jnschrist, welcher nach einer Beschreibung von
Plinius die sterblichen Überreste von zwei Riesen, Posia-
nus und Secondilla, enthalten haben dürfte. Man
fand jedoch nur die Knochen einer einzigen Leiche und !
Reste von Harzen u. s. w., welche vermutlich zur
Einbalsainirung gedient hatten. An demselben Orte
fanden sich noch andere Sarkophage vor, so einer
mit einem ringsumlausenden prachtvollen Basrelief,
welches Grcise und Kandelaber darstellt; der Deckel
desselben veranschaulicht geflügelte, auf Seepferden
reitende Puttini. Ein klciner Sarkophag von hervor-
ragender bildhauerischer Arbeit enthält die Knochen
eines etwa siebenjährigen Kindes. Man beobachtct an
den Ecken desselben vier kleine Viktoriasiguren, welche
ihre Füßchen auf den Globus stützen. An den Seiten
sicht man abwcchsclnd Kinder und Guirlanden.

. Die Archäologen Lanciani und Bernabei über-
wachen diesc hochwichtigen Ausgrabungen, deren Bc-
deulung mit der Entdeckung der Scipionengräber im
Jahre 1780 verglichen werden dllrfte.

ck. L

Aunstlitteratur.

Der Runstfreund. Herausgegeben Vvn Henry Thode.
Erster Jahrgang. Nr. 1. u. 2. Berlin, Grote'sche
Verlagsbuchhandlung.

Mit Beginn des laufenden Jahres ist das „Jahr-
buch der königl. preußischen Kunstsammlungen" aus
dem Weidmannschen in deu Grote'scheu Verlag über-
gangen, welcher letztere sich der Pnblikation von kunst-
historischen Bilderwerken in den letztcn Jahren mit
großem Untcriiehmungseifer zugewandt hat und für

Berlin eine ähnliche Stellung einzunehmen bestrebt ist,
wie die Firmen A. Quantin und I. Rvuam in Paris.
Mit dem Jahrbuche hat die Verlagshandlung nun ein
neues, unter obigem Titel erscheincndes Kunstblatt ver-
bunden, über deffen Zwecke und Ziele sich der Heraus-
geber wie folgt ausspricht:

Jn die Museen wandern jährlich aus den verschieden-
sten Teilen der Welt, teils auf dem heimlichen Wegs
privater Abmachung, teils durch den von konkurrirendeii
Käusern belebten Kunstmarkt hindurch zahlreiche Kunst-
werke jeder Art; — von ihrem Erscheinen, dem Besitz-
wechsel, ihrer neuen Heimat aber erfahren die iveiten
Kreise, ja selbst dis Fachleute entweder gar nichts oder
spät und zusällig. Auch über den Stand und die Pflege
der vaterländischen Denkmäler kann sich bisher der
Jnteressirende nur mühsam und auf weitläufigem Wegs
Kenntnis verschasfen. So läßt sich hoffen, daß eiu
Blatt, ivelches das Verstreute auf dieseu Gebieten saminelt,
der allgemeinen Kunstbewegung sowie den einheimischen
Monumenten seine besondere Aufmerksamkeit zuwendet,
auch weiteren Kreisen willkommen erscheinen wsrde. So
bescheiden die Aufgabe des hiermit in dieser Absicht zum
erstenmale vor die Öffentlichkeit tretenden „Kunstfreundes"
gegenüber den Zeitschriften, welche durch auSführliche, in
sich abgerundete Aufsätze den Leser fesseln, erscheint, so
dankbar wird sie doch sein. Es sind Bausteine, die er
zur Geschichte der Kunst zusamnienträgt. Nicht allein
dem Gelehrten soll er das mühsams Sammeln des
Arbeitsmaterials erleichtern, sondern auch dem Kunst-
liebhaber es ermöglichen, rasch und bequem die Neuig-
keiten auf dem Gebiete zu erfahren und dadurch in eins
innigere, für beide Teils fruchtbringende Beziehung zu
der Forschung zu treten.

Aus dem Jnteressenkreise des Jahrbuchs der königl.
preußischen Kunstsammlungen hervorgegangen, wird er
denselben seinerseits vertreten, ergänzen und allgemeiner
zugänglich machen. Demnach bringt der „Kunstfreund"
neben kürzeren Artikeln, welche zumeist originale Studien
und neue Entdeckungen enthalten, mit Berücksichtigung
der in deutschen und ausländischen Fachzeitschriften
niedergelegten Forschungen, Mitteilungen über Künstler
und Kunstwerke, Museen und Sammlungen, Erhaltung
der Tenkmäler, Ausstellungen und Versteigerungen,
Publikationen von Kunstwerken, endlich Nekrologe und
vermischte Notizen. Auch der modernen Kunst wird, so-
weit es sich um Künstler, die bereits der Geschichte an-
gehören, um Werke, die ein hervorragendes Jnteresse
gewähren, oder um wichtige Erwerbungen durch öffent-
liche Sammlungen handelt, volle Beachtung geschenkt.
Die Tageskritik dagegen bleibt ebenso wie die litterarische
Kritik ausgeschlossen.

Dcr „Kunstfreund", welcher hcilbinvnatlich er-
scheint, ist cmch gesondert im Buchhandel zu hciben.
Die beiden ersten Numiuern enthciltcu solgende größere
Aufsätze: Die Jnventcirisirung der Kunstdenkmäler in
Preußen von R. Dohme. — Bevorstehende Neuig-
keilen des Kunsthandels. — Aus der Nationalgalerie
(19. Ausstellung), mit eingedruckten Heliogravüren. —
Erfahrungen beim Umbau und der Umstellung der Ge-
 
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