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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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Die schweizerische Kunstausstellung
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0331

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649

Nekrologe.

650

seit einiger Zeit als Dilettant genialt —, der Praxis
den Rücken gekehrt hat und nun in München mit
grvßeni Eifer die sür dic Kiinst versäumten Studicn
nachzuholen sncht. (5. Schmidt (Zürich) bringt uns
mit seinem„Spätabend"wieder ein sehr lebhaft gefärbtes,
aber doch schön abgetvntes Bild. N. Astudins „Aus
der Normandie" ist ein allerliebstes Miniaturbildchen.
M. Pajekens „An dcr Weser" gemahnt an nieder-
lnndische Landschaften. I. G. Steffans „Weg nach
i'er Grimsel" ist ein gewaltiges Bild von guter Wir-
lung, inSbesondere fällt die treue Wiedcrgabe dcs
schäiimenden Baches und des Gesteines auf. Karl
Heilmcpers „Mondnachl beiVenedig" i>t ein hübsches
Stininiungsbild; auch „Castell Toblino" von Meer-
ui ann verdient Erwähnung. llnseres Zürcher Meisters
^eudolf Kollcrs Bilder vereinigen Tierstücke undLand-
schast. Seinc „Pferdeschwcmme",„Siesta" — ein junger
^ursch ruht unter Weiden nnd sieht dcm im See
palschendcn Pferde zn — und sein „Morgcn auf der
Alpe" — Kühe, die im Morgcnuebel vor dcr Senn-
hütte weiden — sind neue Beweise von Kollers Talent.
Hmnrich Hoffnianns „Schafherde am Morgen" ist
auch recht anmutig.

An Stillleben, Blumcii und Früchten ist ciniges
ganz gkicdliche, doch nichts Hervorragendcs da. Auch
die Plastik ist schwach vertreten. Konrad Bührer
aus Schaffhauscn mit seinen Gipsmodellen hat jedoch
das relativ Beste gebracht; auch verdient das Kamel
Vvn Urs Eggensnogler, das er für die Zunft zum
Kämbel (Kamel) gemeißelt hat, Erivähnuiig.

Wir wollen unseren Bericht nicht schließen, ohne
dem Wunsche Ausdruck gegcben zu habcn, daß endlich
Ginmütigkeit untcr den Schweizer Künstlern erzielt
werdcn möge, damit sie sich zu einein geineinsameu
Strebcn vereiuiaen könncn, wclckies unscrcr Kunst uot
thut. 6. Ik.

Nekrologe.

Wilhclm l5amplmn>'cn f. Mi! Wilhclm Eamp-
hansc», ivelcher am 18. Juni in Düsseldvrs plötzlick au
cincr Lungenlähmung vcrstorben ist, ist wiedcr ciu Glicd
aus dcr Phalanx derer geschieden, welche dcn Ilbergang
von der klassischen Kunstrichtung in der erstcn Hälfte
nnseres Jahrhunderts zu der modem-realistischen, nur
anf das Gegenständliche gerichteten Darstellungsweise
bildcn. Am 8. Febrnar 1818 in Düsseldvrf geborcn,
hatte er noch des Borzugs genosien, den ersten Zeichen-
untcrricht von Rethel zn erhalten, und es ist nicht un-
wahrschcinlich, daß die mächtige Persönlichkei! dieses
Meistcrs dcs monumentalen Stils auf dcn Knaben einen
Eindruck machte, welchcr noch später in den monumen-
talen Reiterporträts Camphausens nachwirkte. Jm Jahre
1834 trat Camphausen in die Borbereitungsklasie der
Akadcmie, welchcr er ununtcrbrocheii ncun Jahre augehörte.
Da er sich zum Historienmaler ausbilden wollte, schlvß

cr sich natiirIemäß an Karl Sohn an, auf dcsse» Für-
sprache er auch ein Atelier in dcr Meisterklasse der Aka-
demie erhielt, iu welcher er, abgesehen von einigeii kurzcn
Unterbrechuugen durch Reiscn, bis zuni Jahrc 1850
thätig war. Dann löste er seincn Zlisammcnhang mit
der Akadcmie, blieb aber bis an sein LebcnSende iu
Düsieldorf ansässig, mit dessen Kunstleben er vierzig
Jahre lang auf das innigstc verwachsen war.

Sein künstlerisches Stoffgcbiet war von vornhcrein
das Reitcrleben im Frieden und im Kriege. Er hatte
sich mit besondcrer Vorliebe dem Studiuni des Pferdes
gewidmet und in der Darstettung desselben eine große
Fertigkeit erreicht. Dic lange Reihe sciner Gemälde bc-
giiiiit niit deni Jahrc 1838, >vo dcr Künstverein für
Rheinland und Westfaleu scin Bild „Reiter, aus dem
Gefecht kommend" ankauste. Mitten in der romantischcn
Strömung der Düsscldorfer Schulc stehend, wählte cr
scine Stoffe damals und bis zur Mitte der fünfzigcr
Jahre besonders aus dcr Zcit des dreißigjährigen Krieges
und der Epoche Cromwells. „Tilly auf der Flucht bci
Brcitenfeld" (1841), „Cromwellschc Rciter, dcn heran-
nahenden Fcind beobachtend" (1846, Berliner National-
galerie), „Puritaner, gefangene Kavaliere transportirend"
(1847), „Scene auf eincni von Cromwellschen Soldaten
crstiirmten Schloßhof" (1848), „Karl II. auf der Flucht
aus der Schlacht bei Worcestcr" (1849), „Gustav Advlss
Dankgebet nach dcm Siege bei Breitcnfcld" (1851),
„Karl I. iu der Schlacht bci Naseby" (1851) und „Pu-
ritancr aus der Morgcuwacht" (1852, Kunsthalle in
Hamburg) sind die Hauptbilder aus dicscr crsten Epoche
von Caiiiphausens Thätigkeit. Ein großes, sigurenreiches
Gefchichtsbild „Die Schlacht bei Askalon" bildet in dieser
Rcihc nur eine vereinzelte Erscheinung, welchc aus eine
Rcise nach München zurückzuführen ist, wo sich Camp-
hauscn durch die dortige» Werke dcr nioiiumentalcii Kunst
;u ciuer ähulichen Schöpsung angeregt fühltc.

Eiue zwcite Epoche bcginut mit den Reiterporträtö
andKriegsscenen aus der Fridericianischen Zeit. Mit dem
Stoffgebiet wechselte er zugleich die Art sciner Dar-
'telluiig. Von der romantischen Stimmung und Färbung
'ich allgemach befrcicnd, fand er die Mittcl zu ciucr
chlicht erzählcndcn Darstellungswcise und eiuer unbc-
angen realistischen, volkstümlichen Charakteristik, die er
nit einem kühlen, klaren, nur selten in Härte und Bunt-
jeit verfallcndc» Kolvrit zu verbindcn suchtc. Dazu kam
ivch dic Bcgeistcrung sür scine Helden, ivelchc auch seiue
Oarstellung durchströmt und Bilder wie die Rciterporträts
,vn Seydlitz, Ziethen, Keith, Schlverin, Prinz Heinrich
ind Leopold von Deffan auf dem Hintergrund dcs Schlacht-
,etüm»icls und sigurcnrciche Kompositionen ivie „Fricd-
ich II. und das Dragoiierregiineiit Baireuth bei Hohen-
riedberg", der „Choral von Leuthen", „Friedrich II. ani
^argc Schiverins" nnd „Blückicrs Nheinübergang bei
saub" populär machtc. Diese Bilder wnrdcn durch Stich
lnd Lithographie weit verbreitct. Dcrselben Epoche ge-
!vren auch die Reiterporträts von Bliicher uud Gncisciiaii
ii. Hattc Camphausen bis dahin nur nach historischen
Ztudien gcarbcitet, sv lcrute er im Jahre 1864 das
tiicgslebcu aus eigcncr Anschauuiig keuucii, iudem cr den
chleswig-holsteinischen Feldzug mitmachte. Der feder-
ewandte Künstler hat seine Erlebnisse während dieser
sampagnc in eiiiem frisch und lebendig geschriebenen von
)m selbst niit Jllustrationen versehcneii Büchlein ' Der
Raler a»f dem Kriegsfeld" (Lcipzig 1865) geschil'dcrt
 
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