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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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Die deutsche Kunst auf der Weltausstellung zu Antwerpen, [1]
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Richter, Jean Paul: Der angebliche Leonardo da Vinci in der Berliner Gemäldegalerie, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0371

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Der aiigebliche Leonardo da Vinci in der Berliner Gemäldegalerie.

730

Mviile-Ccirlo" vorlrcle». Solbst iiebcii den fraiizvsi- > stiiite». Uncrkärlicherweise ist aber die ganzc vordere

schen Gesellschciftsbildern behauplet dasselbe seiiien Ruf
alS einc ausgezeichiicte Schilderimg vvn Charaktere»
»nd iiativnalen Typen, in dcrcu Ziigen die ganze
Skala inenschlichcr Eiiipfinduiigeii Vvn dcr Ruhe vvr-
nchiiier Blasirlheil bis ziiin iniihsaiii verhallenen Ans-
druck der Berzweiselnng ihre eigene Sprache redet.
Cbensv sehr tritt aber auch hicr iieben den Franzosen
die Bvkelinann trvtz vielcr Dctailschvnhciteii eigeiitiii»-
liche Schwerc des Kvlvrils hervvr, die nnivillkiirlich
an Cvrneliö Bega eriniierl, nur daß ihm die Gesamt- !
harinonie, die dcssen Schvpsniigcn auszeichnet, abgeht. ,
Anch Bvkeliiianns schvn iin Jahre 1881 aiiSgesiihrtcS
Geinälde „Die Berhastnng" ist anö dci» Bcsitz dcr,
Gcinäldegalerie zu Haiinovcr hergeliehen. Dasselbe j
Thenia, die Schildernng einer durch eine plvtzliche I
Katastrvphe hervvrgernfeneii Gcninlsbcwcgiing inncr-
halb ciner grvßen Menschennicngc, ist hicr in den gc-
dankenlvscn Gesichlcrn Vvn Franen und Kindern cincö
lleinstädtischen Straßcnlcbens dnrchgesührt. Bvkclinanu
hat daniit anf den reichen Jnhalt des Gescllschafts-
bildeS, daS alS scin gliicklichsles Gebiet bezeichnet werdcn
wnß, Bcrzicht gclcistel.

(Fortsetzung folgt.)

! Sargkante stark lädirt, und diese wird nberdies vvn
iinversehrtem Ephen nnirankt. Nnn, dicse dekvrativ
behandelten Ephenblätter kvnnten allcin schvn bcweiscn,
daß hier kein Maler der italienischen Ncnaissance die
Hand angelegt hat, ain allcrwenigsten Levnardv, der
, in dicsen Dingen iininer die Gewissenhaftigkeit des
' Natnrforschers vffenbart. Es sei hier gleich noch er-
wähnt, daß anf dcin Felsbvden des Vvrdergrundes kein
, Stein eine präzise Fvrn, aufwcist. Es ist da allcs sv nvn-
chalant hingepinsell, lvic iiian das bei Dckvralivnsinalern
elwa dcs 17. Jahrhnnderts anzntreffen gcwvhnt ist.
Das Bild wird dann Vvn Bvdc weiter charakteri-
sirt: „Ans deni Steinsarg schwebt ChristuS als Siegcr
übcr dcn Tvd, init einer SiegcSfahnc in dcr Linken,
in rascher, dei» Schwiiniiien (!!) entlehnter Be-
wegung einsani gen Hiinincl, Blick nnd Arnie dankbar
answärts Gottvater entgegcn strcckend. DaS weiße
Geivand, das ihn nniflattert, ist das Leichentuch (!),
welches in dcr stürniischen Beivegnng nach vben sich
dci» Kvrper anschiniegt, ivährend die Endcn in iveiten
bauschigen Falten nach hintcn flallern." Ja, inan
! sieht dentlich, wie der nnbehvlfenc Maler des Bildes,

! wic iinincr er geheißen habcn mag, dcn Zipsel dcS
, Mvdellluchcs rechts vben aufgenagelt halte, nin dicse
ärniliche Jllusivn des Flatterhafte» fertig zu bckviiiiiien.

! Hvren ivir darüber vr. Bvde: „Offenbar hat der
Kiinstler (Levnardo ist natürlich geincint) ganz nach
dcr Nalnr gearbeitet nnd zn deni Zwecke ein Leintnch
in starker Znglnft iiber seinein Manncguin angevrdnet,
den er auf die rechte Seite gelegt und lang anf bein
Boden vder einem Tische ausgestreckt hatte. Die
Christusfigur läßt dies nvch deutlich erkennen, wie anch
das obcre flatternde Ende noch verrät, daß es an
seineni äußersten Zipfel befestigt war." Zu diesem

angel'lichc ^eonardo da Oinci in der Berliner
Gcinäldegalerie.^)

(Lchluß.)

„Der Levnardcske Charakter des BildeS ergicbt
sich allcrdings auf dcn ersten Blick, svwvhl in den
Thpen alö in der Gewandung, Färbnng nnd im land-
schafllichen Hintergrund" (Bvde). Jch kvnnte diese
allgemcine Bemerkung füglich auch mit meinen Über- I
zeugungen ziisammcnreimen, doch muß ich gcstehen, in
dcr Analvse dcS BildcS beim bcstcn Witlen auch nicht Christus sah ich in Lvndvn kürzlich eine Haiidzeichnnng

eincn Schritt weiter mit vr. W. Bvde gehen Z" i» derSammlnng Malcvlm, scin nnd ängstlich schatlin

kvnncn. „Bvn dem Steinsarg ans rvtem Vervneser Der Kvpf ist da nnr angedeutet. Anf der Brnsl si»d
Marmvr (ich ivürde viclmehr sagcn, etwa in der Farbe vie Falten anders gekniltert als anf dem Bildc F i
niiscres Lvschpapieres, — cinen Marmvr dieser Svrtc habe kaum »vtig hlnznzufügcn, daß die envähiile
kenne ich »ichl; sicher ist es nicht der Vcrvncser) ist Zclchnnng ebenfalls nnr die Hand cines schwackw»
dcr schwcre Dcckcl znr Seitc geschleudcrt", iiämlich nack, Nachahmerö des grvßen MeistcrS vcrrät Man s-l >

^ """ Bilde den Christnskvps an' Ei» s» r.7,

') Unser Mitarbeiter, Herr vr. Ad. Nosenberg, macht , Cbristnstvvns diii-sw ^

»iis dnrauf aufmerksam, daß dic vou dem Verfasser dieses > llmkrcis der ita-

Anfsatzes am tLingange desselbe» aufgestellte Behaiiptmig, die . >a ciei »ichl Iviederznfindc» sein: ei»c fgst

(5'chtheit des fraglichen Bildes sei bisher von keinem Kunst- > blvde, seclcnlvse Bhpsivgiiomie, nmrahmt vvn eliicm
beflissenen in Teutschland öffentlich bestritten ivorden, nicht sänberlich kransen Lvckenschivall. ll»d für diesc Cbriff >
ganz zutreffend sei, da er selbst in Nr. l l der Kunstchronik ^ gestalt wird in Berlin Leonardv da Vinei
dem Zweifel an der Echtheit Ausdruck gegeben habe. Jndem gemacht' Ma» ii»d-i ii„, r. , "'"wvrt-

wir dem einen Mitarbeiter gegen den andern rocht geben, ^ "ben schv»,

beinerken wir, daß ivir die Behauptung des Herrn vr. Richter i ^ Wirknng ist ebcnsosehr Fvlge

so aufgefaßt hatten, als habe er aus dcm llmfang derselben i " ^"lg"be, als Schnld des Künstlers" (Bvd-I
stillschiveigend unsere Zeitschrift ausgeschlossen. Und weiterhin: „Jn der Auserstebnna »>>> >,
 
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