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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Andreas Achenbach
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0006

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2 s. Iahrgang.

Nr. s.

Aunstchronik

t885/86. s » s5. Gktober.

Mochenschrift für Aunst und Aunstgewerbe.

Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Runstgewerbevereine

^erausgeber:

Larl v. (ützow und Arthur j)abst

wien Berlin, lV.

Lxpedition:

Leipzig: L. A. Seemann, Gartenstr. ;s. Berlin: W. ks. Uühl, Iägerstr. 7Z.

Die Runstchronik erscheint von Vktober bis Lnde Iuni wöchentlich, im Iuli, August und September nur alle ^ Tage und kostet in verbindung
mit de,n Aunstgewerbeblatt halbjährlich 6 Mark. — Inserate, ä 30 j)f. für die dreispaltige jDetitzeile, nehmen außer der verlagshandlung
die Annoncenexpeditionen von ^aasenstein L vogler in Leipzig, wien, Berlin, München u. s. w. entgegen.

gnhalt: Andreas Achenbach. — Die Lodices des Aachener Münsterschatzes. von Th. Lrimmel. — L. v. Alenze, Antike Fragmente; Mtto
Seemanns „Mythologie der Griechen und Römer". — Ausgrabungen in Lleusis. — Lhrenpreis der j)eter-wilhelm-Müllerstiftung in
Franksurt a. M. — A. Erbstein. — Das Treppenhaus des Berliner Runstgewerbemuseums; Aus München; Teppichknüpferei als Haus-

Andreas Achenbach.

Am 29. September hat Andreas Achenbach den
siebzigsten Geburtstag begangen, — in glcicher Fülle
der Krast als Künstler und als Mann, nicht wankend
unter dem Ansturm von Ehren-, Dank- und Freund-
schaftsbezeigungen, deren Gesamtbild eine Festfeier dar-
stellt, wie sie auch die anerkannten Führer im Heere
der Kunstgenossen nnr in wenigen Fällen ihren irdischen
Auszeichnungen anzureihen imstaude sind. Es kam eben
zum Ausdruck, daß hier nicht allein das Schaffen eines
großen Meisters, sondern vor allem auch die macht-
volle Persönlichkeit, die in ihrer Art einzige Erscheinung
aus dcm licbenswürdigcn Gattungsbegriff des freien
Künstlertums gefeiert werden sollte.

Am Vorabend sand im geschlossenen Kreise Les
Malkastens eine Festlichkeit so rccht im Gciste seiner
weltberühmten Traditionen statt. Der Humor kann
keinen graziöseren Flug nehmen, als wenn er von der
Kunst die Unterlast borgt; und darauf beruht der nie
versiegende Reiz jener eigentüinlich deutschen Veran-
staltungen in unseren Kunststädten, die in dcm Düssel-
dorfer Malkasten ihre Musterzucht gefunden haben.
Hauptmann a. D. Henoumont, bewährt in der kllnst-
lerisch poesievollen Gestaltung des Humors wie kein
anderer, hatte zu einer Reihe von Dekorationsbildern,
welche die charakteristischen Typen aus dem Schaffens-
kreise des Meisters vergcgenwärtigen, den verbinden-
den Text geliesert und, wenn ich ihn recht verstehe, den
Grundgedanken znm Ausdrnck gebracht, daß der dreist

der Natur zu Leibe gehende Kunstjünger schon längst
ein großer Künstler war, noch ehe er ahnte, daß ihn
die Kunst dazu berufen, einer ihrer gefeiertsten Verklinder
zu sein. Auf allen neuen Gebieten, die er betritt,
kommt sie ihm unter der Maske eines die Physio-
gnomie des Landes wesentlich mit bestimmenden mensch-
lichen oder doch lebenden Wesens entgegen — in
Norwegen ist es der Eisbär, — ohne daß er sie im
entscheidenden Moment erkennt. Die Reihe der Deko-
rationen eröffnete eine ältere Originalarbeit des ge-
seierten Meisters, ein Stück Düsseldorf darstellend.
An der außerordentlich geschickten Herstellung der übri-
gcn waren in erster Reihe Th. v. Eckenbrecher nnd
C. Schultze beteiligt. W. Beckmann stellte den „An-
dres" in den verschiedenen Lebensphasen nach dem
Urteile älterer Beobachter in der gelungsten Weise dar.
Als Satyrspiel solgtc ein Schwank von Daelen, dessen
mannigfaltige Einzelfiguren sich ani Schlusse zu einem
Gänsemarsch von der Bühne herab vereinigten, um
dem Jubilar den Lorbeer zu überreichen. Die Festrede
namens des Malkastens hielt Otto Erdmann in der
ihm eigenen, begeistert warnien Weise und verkündete
dcm Meister seine Ernennnng zum Ehrenmitgliede.

Die offizielle Feier fand am 29. um die Mittags-
stunde in dem oberen großen Ausstellungssaal der
Kunsthalle statt, von dessen Wänden Lie aus allen
Richtungen gesammelten Werke des Meisters ihm und
den Geladenen den klangvollsten Festesgruß boten.
Nachdem der einleitende Gesang (Beethovens Ehre
Gottes in der Natur) in der wundervollen Akustik des
 
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