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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Rosenberg, Adolf: Konkurrenz für ein Lutherdenkmal in Berlin
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Die Ausstellung im neuen Künstlerhause zu Salzburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0020

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Dis Ausstellung im neuen Künstlerhause zu Salzburg.

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Halbkreises stehen, dessen Scheitelhöhe die Statue
Luthers krönt.

Als Kuriosum wollen wir noch erwähnen, daß
ein Bewerber den Anlaß benutzt hat, um mit allen
für Deutschland wichtigen Renaissancemännern General-
abrechnung zu halten. Er hat nämlich den Sockel
des Reformators zum Sammelplatz für Melanchthon,
Dürer, Gutenberg, Hutten, Buggenhagen, Jonas,
Reuchlin, Kepler, Cranach, Peter Bischer, Holbein,
Hans Sachs, Sebastian Brant, Fischart, Schöffer,
Fust und — Wullenwewer gemacht. Wenn diesem
großen Willen nur eine angemessene Thatkraft ent-
spräche! Der Spruch der Jury wird uns Gelegenheit
geben, noch einmal auf die Konkurrenz zurückzu-
kommen. Adolf Nosenberg.

Die Ausstellung inr neuen Aünstlerhause zu
Salzburg.

Das an Sehenswürdigkeiten so reiche Salzburg
hat Lurch das nunmehr vollendete Künstlerhaus ein
neues Schmuckstück erhalten, ivelches berufen ist, den hier
weilenden Fremden Anregung und Genuß zu verschaffen.
Der staltliche Bau, nach den Plänen des Architekten
Michel ausgeführt, erhebt fich am südlichen Ende der
Stadt, am linken Ufer der Salzach, zwischen schattigem
Grün, umrahmt von deni herrlichen Gebirgspanorama.
Am 1. August fand die feierliche Übergabe des in allen
Teilen fertigen Hauses an die Stadtvertretung und die
Eröffnung der ersten Ausstellung durch dcn Statthalter
Grasen Thun statt. Diesclbe zählt ctwa 500 Nummcrn
mit einer Reihe von Werken unserer vorzüglichsten
österreichischen und deutschen Maler. Der Hauptaus-
stellungssaal, welcher das Centrum des Gebäudes bildet,
ist in seinen Größenverhältnissen und seiner sonstigen
Ausstattung so sehr dcm des Wiener Künstlerhauses
ähnlich, daß der Besucher, dem hier überdies vorwiegend
Bilder der Wiener Meister bcgegnen, sich in das Künstler-
heim am Wienufer versetzt wähnt. Diesen Saal um-
schließt ein geräumiger Korridor, in welchen die das
Viereck umrahmenden Nebenräume münden. Dieselben,
gegenwärtig ebensalls zur Ausstellung benutzt, bestehen
aus einem kleineren Saal und acht geräumigen Ge-
mächern; letztere sollen in der Folge Künstlern zu Ateliers
überlassen werden. Hoffentlich wird sich an dieser freund-
lichen Stätte bald eine ansehnliche Landschaftergilde zu
emsiger Werkthätigkeit ansiedeln. Motive und Modelle
zu Studien liegen rings vor den Fenstern ausgebreitet.
— Jm Souterrain des Gebäudes befinden sich geräumige
Depots, die Dienerwohnungen, Heizungen rc. Zur kllnst-
lichen Beleuchtung des Hauptsaales dient ein gewaltiger
Siemensscher Regenerativbrenner.

Jn der gegenwärtigen Ausstellung überwiegt die
Landschast. Den Reigen eröffnet Altmeister A. Zimmer-
mann mit einem genial gedachten „Bergsturz", einem
Gemälde, welches in seiner gewaltigen Linienführung an die
besten Schöpfungen des Meisters aus seiner Wiener Periode
erinnert; daran reihen sich treffliche Stimmungsland-
schasten der beiden Willroider. R. Ruß ist mit einer
schon von Wien her bekannten „Gewitterlandschaft" wür-
dig vertreten; Kameke glünzt mit einem brillant ge-
malten Hochalpmotiv. W. Schrötters „Sonnenunter-
gang ini Winter" ist ein koloristisches Meisterwerk.
Jn Kanoldts „Römischer Campagna" ist nament-
lich die sturmbewegte Luft von gewaltiger Wirkung;
Hennigs hat Lie poesievolle Stimmung einer „Mond-
nacht in Salzburg" in trefflicher Weise wiedergegeben.
Jn C- Ludwigs „Hockigebirgssee auf dem Albulapaß"
und Comptons „Nordfjord" ist die Leuchtkraft der
Farbe bewunderungswürdig; von zartester Stiipmung ist
A. Lutheroths „Vierwaldstädtersee in der Abenddämme-
rung". Reizvvlle Veduten sind von Darnaut, Btunsch,
Stoermann und Leo Littrow vorhanden. — Von
den Bildmssen nehmen Angeli's Porträts der Gräfinnen
Kinsky den verdienten Ehrenplatz ein. Die Bilder sind
niit ihrem schlichten, anspruchsloscn Vortrage von trcff-
licher Wirkung. Allerdings fordcrt nicht allein die Dar-
stcllung, sondern auch das Dargestellte die Bewunderung
des Beschauers heraus. Eine größere figurenreiche Kom-
position hat C. Spielter aus Wien ausgestellt. Das
Gemälde, „Die Anbetung dcr Hirten in der heiligen
Nacht" vergegenwärtigend, zeugt von schönem Talente.
Die Zeichnung hat Leben und Jnnigkeit, das Kolorit
Kraft und Transparenz. Der Künstler hat bei aller
Naturwahrheit in seiner Darstellung das Jdeale nicht
vergessen nnd Trivialitäten im Beiwcrk, wie sie von den
Nachahmern Gebhardts vft vorgebracht werdcn, sorg-
fältig vermiedeu. Unter den Genrebildern ragt Ernst
Hildebrandts „Bange Stuude" mit allen Borzügen
der Desreggerschen Schule hervor. Das Kind liegt krank
im Bette und sorgenvoll beobnchtct das bäuerliche Eltern-
paar dic Atcmzüge des Klciucn. Die Köpfe sind mit
feiner Empfindung gezeichnet; das Kolorit ist schlicht
und wahr. Keck erfunden ist Knabls „Floßfahrt auf
der Jsar", nur etwas gar zu trocken in der Farbe.
Eine stattliche Reihe von Gcmäldeu ist vou Karl B laas
vorhanden; darunter das schöne Motiv: „Die Schwestcrn"
nach Ebers' gleichnamigem Roman. Von Jul. Blaas
sind ungemcin lebendig koniponirte „Pserde im Freien"
zu verzeichnen; Ranzoni und Pausinger haben treff-
liche Tierstücke geliefert. Ein Kabinettbildchen feinster
Art ist Kallmorgens „Studienplatz". Eine Anzahl
Kunstjünger malt ini Freien einen vvn der Sonne be-
leuchteten Gaul. Das Bildchen besitzt koloristische
Nüancen und Beleuchtungseffekte, wie sie selten zü sehen
 
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