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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Die Ausstellung im neuen Künstlerhause zu Salzburg
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0021

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Korrespondenz aus Drssden.

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sind. Charlemont, der treffliche Kleinmaler, bringt
ein Momentbild aus einer Hammerschmiede nnt allen
Feuer- und Lichteffelten solcher Scenerien. Nennen
wir noch H. Dahls virtuos behandelte Marine,
Büche's effektvolle Studienköpse, SchweningerS
reizvolle „Rococogesellschnft", so dürste sreilich kauni
das Hervorragendste aus dem vielen Dargebotenen be-
rührt sein.

An die Kunstausstellung reiht sich eine ziemlich
reichhaltige Ausstellnng kunstgewerblicher Objekte
von zumeist Salzburger Firmen und eine Ausstellung
der Kunstgcwerbeschulc. Namentlich die photographische
Abteilung, welche die verschiedenen Reproduktionsver-
fahren gut repräsentirt, bietet viel Jnteressantes.

U.

Aorrespondenz.

Dresden, 8. Oktober 1885.

— Die Dresdener Blätter bringen jetzt die
offizielle Bestätigung der in letzter Zeit wiederholt auf-
getauchten Nachricht, daß der zeitherige Direktor des
königl. Miinzkabinetts vr. Albert Erbstein unter
Enthebung von diesem Amte an Stelle des in den
Ruhestand getretenen Hofrat Büttner zum Direktor
des königl. historischen Museums sowie der königl.
Porzellan- und Gefäßsammlung ernannt und die Ver-
waltung der Direktion des königl. Münzkabinetts dem
Direktor des königl. Grünen Gewvtbes vr. Jul.
Erbstein mit übertragen ist.

Überrascht hat diese Nachricht in beteiligten Kreisen
hier nicht, wohl aber hat sie schon früher Kopsschütteln
hervorgerufen und wird außerhalb Dresdens kaum auf
Verständnis rechnen dürfen.

Unsere Dresdener Sammlungen galten bis Vvr
kurzem so ziemlich als die schlechtestverwalteten der Welt.
Die völlige Stagnation in der Erweiterung konnte
man nur als ein Glück preisen in Rücksicht der wenig
fähigen Direktoren, welche bei Ankäufen wahrscheinlich
allerlei Unheil würden angerichtet haben. Einzig und
allein Hettner war ein Mann — wir sprechen hier nur
von den Kunstsammlungen, — der der Sache ge-
wachsen war, und dessen Studien und Arbeiten lagen
leider auf einem ganz anderen Gebiet. So ragt denn
auch sein Katatog der Antiken sehr weit über alle die
elenden Verzeichnisse und Fllhrer der anderen königl.
Sammlungen hinaus. Als nach Hettners und Hübners
Dode Treu und Woermaun hierher berufen wurden,
konnte man sich damit vollständig einverstanden erklären:
man hatte zwei Männer gefunden, deren Studiengang
und bisherige Thätigkeit die Gewähr für eine richtige
Leitung und sachgemäße Erweiterung der ihnen an-
vertrauten Sammlungen bot, hatte auch zur Freude

aller einsichtigen und unbefangenen Menschen, denen das
Wohl der königl. Sammlungen am Herzen liegt, mit
dem alten Systeme, möglichst nur Sachsen anzustellen,
gebrochen. Ein weiteres Zeichen dafür, daß man sich
endlich bei uns der so arg vernachlässigten Kunstschätze
annehmen wolle, war die Berufung des Herrn von
Seydlitz als Referenten für Kunstangelegenheiten; der
Ruf, der ihm vorausging, ließ eine unbefangene, sach-
gemäße Verwaltung seines Ressorts von ihm erhoffen
-— und läßt uns erhoffen, denn wir können hier gleich
ansügen, daß der neue Referent an dem Mißgriff in
der Besetzung der Direktion des Johanneums völlig
unbeteiligt ist: er fand die Sache als ein luit
nooompli schon bei seinem Amtsantritt vor!
Es soll schon bei der Ernennung der Gebrüder Erb-
stein zu Zwillingsdirektoren des Grünen Gewölbes die
Besetzung der Büttnerschen Stelle in der unglücklichen
Art, wie dies nun geschehen ist, zur Sprache gekommen
sein. Die Übertragung des Grünen Gewölbes an die
Herren Erbstein war schon ein nicht bloß hier, sondern
allerorten getadelter Fehler. Eine so wichtige, bisher
nur vernachlässigte Sammlung, deren Bearbeitung und
Nutzbarmachung gerade in unserer Zeit von der höch-
sten Wichtigkeit wäre, wird an zwei Männer über-
tragen, deren Studiengang auf ganz andere Ziele
! hingeführt hat. Genau so und nicht anders ver-
hält es sich mit dem historischen Musemn. Die
Gebrüder Erbstein sind Juristen und Historiker, vor-
treffliche Direktoren des Mllnzkabinetts, wie sie ja
bewiesen haben. Dagegen fehlt ihnen die kunsthisto-
rische Vorbildung, welche doch zum mindesten sür die
Direktion einer Kunstsammlung gefordert werden darf;
es fehlt ihnen die lebendige Anschauung und Kennt-
nis der Dcnkmäler, so daß, wenn unsere Sammlungen
endlich einmal, was wir doch hoffen und wünschen,
eine wenn auch bescheidene Erweiterung und Vcrmeh-
rung erfahren wird, die beiden Herren an ihren Stellen
kaum in der Lage sein werden, die an sie herantreten-
den Aufgaben zu lösen. Ohne Zweifel wird die
historische Kenntnis und philologische Schulung der
neuen Direktoren den ihnen unterstellten Sammlungen
nach mancher Richtung hin zu gute kommen; der neue
Katalog dcs Grünen Gewölbes hat das schon gezeigt.
Aber gerade dicser Katalog ist auch wieder der sicherste
Beweis, daß die Hcrren an das Mllnzkabinett und nur
dorthin gehören — denn nirgends sindet sich darin
die Spur sicheren Urteils in künstlerischen Dingen,
kunsthistorischer und Denkmälerkenntnis: der Katalog
ist das Resultat trockener Archivarbeit, die an sich sehr
löblich ist, aber nicht alleinige Aufgabe eines Museunis-
direktors.

Wir müssen fürchten, daß auf lange Jahre hinaus
unsere schönen Sammlungen wiederum als totcs Mate-
 
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