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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Voss, Georg: Die deutsche Kunst auf der Weltausstellung zu Antwerpen, [4]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0038

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Kunstlitteratur. — Nekrologe. — Kunstunterricht und Kunstpslege. — Konkurrenzen.

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hervor, durch die seine Vordergründe in der Regel zu
besonderen Genrebildern für sich werden. Am unvoll-
ständigsten sind die Berliner Landschafter erschienen.
Aus dem Kreise der in Berlin kräftig blühenden
Landschaftsmalerei bringt Hermann Eschke eine tüch-
tige Dünenlandschaft, Müller - Kurzwelly eine
Herbstlandschaft mit prächtigem Abendhimmel, Karl
Ludwig eine großartig empfnndene Felsenlandschaft
mit mythologischer Staffage: „Bergschlucht mit der
Schmiede der Cyklopen^. Damit ist aber auch von
den Berlinern alles Erwähnenswerte genannt. Unsere
übrigen Kunststädte kommen mit Landschaften über-
haupt nicht in Betracht.

Auch von den Skulpturen der elf deutschen Bild-
hauer, welche hier ausgestellt haben, läßt sich kaum
etwas Neues berichten.

Bleibt es somit immerhin schmerzlich, die deutsche
Knnst bei einer internativnalen Kunstausstellung
nicht in allen Gebieten auf ihrer vollen Höhe
zu finden, so gebührt nichtsdestoweniger der „Deut-
schen Kunstgenossenschaft", welche durch ihr thatkräfti-
ges Eingreifen die Ausstellung überhaupt noch ermög-
lichte, der ausrichtigste Dank unserer Künstler. Zudem
sind auf die deutsche Abteilung trotz ihrer lückenhaften
Vertretung eine Anzahl von ersten Preisen gefallen, die
bei dem diesjährigen Wettstreite der Völker einen ent-
schiedenen Ersolg der deutschen Kunst bedeuten. Die
Deutsche Kunstgenossenschast darf daher auf das, was
sie noch in letzter Stunde für unsere Künstler thun
kvnnte, mit voller Befriedigung zurückblicken.

Antwerpen, im August 1885.

Georg VosS.

Aunstlitteratur.

n. Dic IiU»Iioi>uasne tle l'viEizxiisiilsiil tlss IitNtiix-
iii'ls (Paris, Quantin) ist kürzlich wiedsr um einen neuen Band
vermehrt worden, der sich mit den Grundlagen der dekorntiven
Komposition befaßt: Ds. eomxosition <lsoorg.tivo, tsxts et
äossins xar Lsnri Ua^sux. Das Werk verfolgt ähnlicheZiele
wie Franz Sales Meyers „Ornamentale Formenlehre", frei-
lich nicht mit so uuifassendem Anschauungsmaterial und nicht
mit Rücksicht auf die pädagogischen Bedürfnisse der Kunst-
gewerbeschulen. Es ist eine Art praktischer Ästhetik der
flachen wie der plastischen Schmuckformen und weist in an-
schaulicher Weise die stilistischen Priuzipien nach, auf denen
die Verzierungskunst je nach Material und Gebrauchszweck
sich grllndet, nicht minder die Geschmackseigentümlichkeiten dsr
verschiedsnen Zeiten und Völker.

u. — Ein Neudruck von dem Oxllsvulllm äs wiig.bili-
bus llovas llrbis lloms.8 des Francssco Albertini erscheint
demnächst im Verlage von Gebr. Henninger in Heilbronn.
Dis Herausgabe dieser Beschreibung der Stadt Rom vom
Jahre 1508 ist von Prof. Aug. Schmarsow in Göttingen
besorgt.

Nekrologe.

X. — Gerhard Malß, der langjährige allen kunstfrsund-
lichen Besuchern Frankfurts wohlbekannte Jnspektor des
Städelschen Jnstituts. ist am 25. Oktober einem Schlaganfalle
erlegen. Er war der Sohn eines Kausmanns und wurde

1819 in Frankfurt geboren. Schon frühzeitig regte sich in
dem Knaben der künstlerische Trisb. Jm Städelschen Jnsti-
tut für die Malerei vorgebildet. reichte sein Talent gleich-
wohl nicht aus. um ihm einsn Namen als KUnstler zu
machsn. Dagegen sand er eine seinem ganzen Wesen und
seiner umfassenden Ksnntnis dsr Kunstgeschichte entsprechende
Thätigkeit, als er vor 30 Jahren zum Gehilfen des Jnspek-
tors Passavant bei Ordnung der Handzeichnungen und
Kupferstiche des Städelschen Jnstituts berufen und nach dem
Tode Passavants selbst zum Jnspektor und Konservator dieser
Kunstanstalt ernannt wurde. Seine Verdienste um Ordnung,
Sichtung und Vermehrung dieser Sammlungen, um die
Katalogisirung des ganzen Kunstschatzes, sowie bei Her-
stellung des Neubaues können nicht hoch genug angeschlagen
wsrden.

Aunstunterricht und Aunstpflege.

K. Kunstpflcge in Bayern. Endlich scheint fllr die
staatlichen Kunstsammlungen Bayerns eine bessere Zeit kom-
men zu wollen. Nachdem bishsr im Budget sür Ergänzung
dsr Gemäldegalerie der neuen Pinakothek auch mcht der
kleinste Betrag eingesetzt war und Neuanschaffungen von
Werken neusrer Meister nur im engsten Rahmen möglich
waren, weil die Summen dafür einzig und allein dem jähr-
lich 42000 Mk. betragenden Fonds für Förderung und
Pflege der Kunst mit ausdrücklicher Beschränkuug auf Arbeiten
bayerischer Künstler entnommen werdsn durften, enthält das
Budget für 1886—87 ein Postulat mit 20 000 Mk. zur Er-
gänzung der Kunstsammlungen des Staates und ist zur
Motivirung desselben Nachstehendes bemerkt: „Die Kunst-
sammlungen dss Landes, insbesondere die alte Pinakothek
und die in der neuen Pinakothek untergebrachte Staatssamm-
lung von Gemälden neuerer und neuester Meister weisen
grotze Lücken auf. Zu einer Ergänzung der alten Pinako-
thek existiren keine Mittel, so datz seit vielen Jahren trotz
mancher Gelegenheit nichts für dieselbe angekauft wurde.
Für die Sammlung der Werke neuer Meister kann nur ein
kleiner. ganz ungenügender Tsil der Fonds sür Förderung
und Pflege der Kunst, welche von allen Seiten in Anspruch
genommen werden, zur Verwendung kommen und zwar ganz
ausschließlich für Werks einheimischer Meister. Es bedarf
keiner weitläustgen Erörterung, daß selbst Sammlungen von
der Größe und dem Werte der alten Pinakothek, wenn für
ihre Fortführung geraums Zeit hindurch gar nichts geschieht,
von anderen Sammlungen, deren Ergänzung stetig betrieben
wird, überflügelt werden können. Die Gewährung von
fortlaufsnden Mitteln zur geeigneten Benutzung sich immer
wisder ergebsnder Erwerbsgelegenhsiten ist daher dringsnd
geboten."

Aonkurrenzen.

— Ein neues Preisausschreiben für Malereien a»f Por-
zellan und Majolika. Die Verlagshandlung von Schorers
Familienblatt, angeregt durch den Erfolg, den sie mit ihrer
Porzellanmalereikonkurrenz von 1883 errang, fordert aber-
mals auf zu einer Konkurrenz für Malereien auf Porzellan,
Majolika und ähnliche glasirte Jrdenware. Die Konkurrenz
hat den Zweck, künstlerische Kräfte, sowohl Fachleute als
Dilettanten, zur Vsrwendung ihrer Geschicklichkeit für die
dekorative Kunst anzuregsn und durch Zusammenstellung
und Vergleichung der verschiedenartigen Leistungen aus ganz
Deutschland und den benachbarten Ländern deutscher Zunge
die Kunstfertigkeit zu fördern. Vor allem hofft die Verlags-
handlung den Frauen durch Beförderung der Liebhaberei
auf diesem Gebiet in Deutschland einen neuen Erwerbs-
zweig eröffnen zu können. Weder die Wahl des Gerätes,
noch der Technik, noch der Darstellung soll beschränkt wer-
den; gefordert wird nur, daß die Malereien wirklich ein-
gebrannt sind. Das Gewicht wird bei der Beurteilung nicht
auf etwaige plastische Ausbildung des Gerätss, auf elegante
Fassung oder ähnliches Zubehör gelegt werden, sondern
lediglich auf die wirkliche Malerei; es empfiehlt sich daher
dis Wahl einfacher Formen, wie Teller, Näpfe. glatte Vasen.
Auf Wunsch der Verlagshandlung haben das Amt der
 
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