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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Opfer der römischen Stadterweiterung
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0119

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2s. Iahrgang.

Nr. p.

Aunstchronik

1885/86. > ^ 7. Ianuar.

Wochenschrift für Aunst und Runstgewerbe.

Zlnkündigungsblatt des verbandes der deutschen Runstgewerbevereine.

Herausgeber:

Larl v. Lützow und Arthur j)abst

Wie» Berlin, lV.

Lxxedition:

Leipzig: L. A. Seemann, Gartenstr. z5. Berlin: w. ks. Kühl, Iägerstr. 7Z.


gnhalt: Mpfer der römischen Stadterweiterung. — Die Menzel-Ausstellung in Berlin. — Theodor Labrouste f. — Ausgrabungsfunde in Rom;

Mittelalterliche Maler in Sizilien; Lunde auf der Akropolis zu Athen; Frauenkirche zu Lßlingen. — ). L. weffely; Alfons Rothschild.

Dresdener Runstgewerbeverein. — Die vierzehnte Sonderausftellung im kgl. Aunstgewerbemuseum zu Berlin; Neue Lrwerbungen der
Galerie des Städelschen Instituts zu Frankfurt a. M.; Schmuckausstellung in Reichenberg; Donndorfs Lranachdenkmal; Berlin: Aonkur-
renz für z)orzellanmalerei. — Reftaurationsarbeiten im Stefansdom zu wien; Menzel-Medaille; Aus Llorenz; „Die drei Grazien" von
Raffael. — Der Ratalog der Sammlung Artaria. — Neuigkeiten des Buch- und Runsthandels. — gnserate.

Opfer der rämischen 5tadterweiterung.

Vor kurzem erst ging ein Schreiben von Ferd.
Gregorovius durch die Blätter, worin der berühmte
Geschichtsschreiber Noms sein Leid um die Zerstörung
der mittelalterlichen Monumente der Stadt klagt, die
den Bedürsnissen der neueu Stadtregulirung und Er-
weiterung in wenig pietätvoller Weise hingeopfert
werden. Noch schlimmer indes als jenen ergeht es
den Schöpsungen der Renaissance, — schon aus dem
einfachen Grunde, weil deren mehr als von Denkmälern
des Mittelalters sich bis aus die jüngste Zeit herab
erhalten haben. Besonders schwer wurde durch die
erwähuten baulichen Veränderungen jener herrliche
Kranz von Villen und Gartenanlagen getroffen,
der die ewige Stadt rings umsäumte und ihren
Charakter in einziger Weise niit bestimmte. Die
moderne Spekulation hat sich diese weiten Flächen vor-
zugsweise zum gewinnbringenden Objekt ihrer Unter-
nehmungen auserkoren, und wo einst stille Lorbeerhaine,
statuengeschmückte Alleen, Vvn Wasserkünsten belebte
Parterres sich ausdehnten, schießen jetzt neue Stadt-
teile von zweifelhastester Architektur fast über Nacht
ans dem Boden.

Jn dieser Richtung wird nun alles, was während
des letzten Vierteljahrhunderts verbrochen wurde, von
dem übertroffen, was das letztverflossene Jahr geleistet
hat, wie aus den fvlgenden Daten zn ersehcn ist, die
wir einer Zusammenstellnng des bekannten römischen
Archäologen Rod. 8 anciani verdanken. Hiernach waren
von Len fraglichen Anlagen bis 1884 die folgenden
teils schon gänzlich verschwunden, teils in voller Ver-

nichtung begriffen: Villa Negroni-Massimi auf dem
Viminal nnd Esquilin von 1862—72, Billa Altieri
ebendort 1867, Villa Rondanini-Grazioli in der Nähe
des Prätorinnerlagers und Villa Torlonia bei Porta
Pia 1872; der botanische Garten (ehedem Villa Sal-
viati) auf dem Janiculus 1875, Villa Aldobrandini
aus dem Quirinal 1876, die Farnesina 1878, die der
Tiberregulirung, und Villa Mellini auf Monte Mario,
die 1880 den neuen Befestigungswerken großen-
teils zum Opfer fallen mußten; Villa Barberini und
Vigna Barberini-Spithöver auf dem Quirinal 1882,
die farnesischen Gärten am Palatin und Villa Corsini
aus dem Janiculus 1883, endlich Villa Casali aus
Monte Celio, Villa Giustiniani-Massimi beim Lateran
und Villa Bonaparte in der Nähe von Porta Sala-
ria 1884.

Aüein im Laufe des vergangenen Jahres fielen
der Stadterweiterung zum Opfer: vor allem die herr-
liche Villa Ludovisi auf Monte Pincio, Billa Patrizi
und Lucernari an der Bia Nomentana, Villa Chigi
au Via Salaria, Villa Massimi an den Sallustiani-
schen Gärten, Villa Sciarra am Janiculus, welche, die
nördlichste Stelle der einstigen Gärten Cäsars einneh-
mend, von der Aurelianischen Stadtmauer quer durch-
zogen wird. Der Verkauf und die Parzellirung der
Villa Borghese vor der Porta del Popolo wurde durch
richterliches Urteil vorläufig verhindert; allein wer
biirgt dasür, daß der Besitzer mit seiner Absicht auch
in den höheren Jnstanzen abgewiesen werden wird? —
Bon hervorragenveu Baudenkmälern, über die ein
gleiches Schicksal schon verhängt und deren Nieder-
legung in nächster Zeit bevorstehend ist, nennen wir
 
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