Aodesfälle. — Kunsthistorisches. — Sammlungen und AusstellUngen. — Zsermischte Nachrichten.
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Todcsfälle.
D Tcr Histaricii- imd Parträtmalcr Amaimi-Duval,
einer der hervorragendstcn Schüler von Jngres, ist am
2". Dezember im siebemmdsiebzigsten Lebensjahre zu Paris
gestorben.
Aunsthistorisches.
ltz-. Dic Ausgrabnngcn in Earnuntum, dem römischen
Lager bei Deutsch-Altenburg in dsr Nähs von Wien, haben
wührend des letzten Sommers erfreuliche Resultate er-
geben. Die bauliche Anlage des Forums in Mitte des
Lagcrs wurde bloßgelegt und hat sich immer klarer als ein
mächtiger, mit Säulen- und Pfeilerhallen umstellter Raum
ergeben, an den sich an der Südseite mehrere Sanktuarien,
an der Ostseite zahlreiche Räumlichkeitsn anschlossen. Jn der
Südostecke des Forums stieß man auf einen wohlausge-
mauerten Brunnen; nach der Seite des Munizipiums hin
ward ein Turm aufgedeckt, der in guadratischer Form aus
Gußiverk errichtet noch deutlich die vollständige Armirung
des Kernes mit Holzbalken und Pfosten iin Abdruck der letz-
teren zeigt. Zahlreiche Fundstücks wurden zutage gefördert,
darunter namentlich bemerkenswert eine schwere" goldene
Spange mit Jnschrift, ein schöngeformter silberner Löffel, je
cin Kopf aus Marmor und Terrakotta, zwei Torsi von Mar-
morstatuen, dann Waffenstllcke, Gefäße von Thon und Glas,
teils ganz, tsils fragmentirt, Teile von Jnfchriftsteinen und
zahlreiche Terrasigilatascherben mit Stempeln, elf Sarkophage
und endlich ein Relief, Herkules mit dem Löwen darstellend.
Die AusgrabungSarbeiten sind inzwischen mit Eintritt der
kälteren Jahreszeit eingestellt, um im kommenden Frühling
mit frischer Krast wieder in Angrisf genommen zu werden.
5ammlungen und Ausstellungen.
I I Gracfs „Märchcn". Seit kurzem sind in einem
Saale des Gebäudes der Gartenbaugesellschaft in Wien
Graefs vielbesprochenes „Märchen", diverse Studien zu dem
Bilde, einige PorträtS und Skizzen von Kompositionen histo-
rischen Genres öffentlich ausgestellt. Die Privatspskulation
hat der Neuqierde des Publikums Rechnung getragen, nach-
dcm die Kunsthallen im Schönbrunner- und Künstlerhause
dem eorxus ätzlioti des berühmten Berliner Modellprozessss
ihre Psorten verschlossen hatten. Das Gemälde wird keinen
besonderen Platz in der Kunstgeschichte einnehmen; lediglich die
Schwurgerichtssascikeln werden seinen Ruhm den ferneren
Zeiten bewahren. Hier nur einigs Worte zur näheren
Charakterisirung des Gegenstandes und über den künstleri-
schen Wert des Bildes. Nach der Mittcilung des Kataloges
ist die Darstellung keine Allegorie odcr Personifizirung des
„Märchens" als solches, sondsrn eine Jllustration zu einem
von Graef selbst eroachten Märchen und die Schöne im
Schilf eine regelrecht verzauberte Prinzessin, welche das
ganze Jahr hindurch in einem sntlegensn Waldses als Fisch
herumschwimmt, während ihr Brüutigam, der ebenfalls ver-
wunschene Prinz, als Rabe sehnsüchtig den See umkreist.
Nur an bestimmten Tagen entäußert sich die Maid ihres
Fischüberzuges und sonnt sich als Menschsnkind am Ufer;
nach kurzer Frist aber heißt sie der Zauber wieder in ihre
Verbannung zurilckkehren. Bringt der Zufall einnial den
Raben in die Nähe der Prinzessin und weiß er das Schuppen-
kleid dem See zu entführen, so ist der Zauber gelöst und
dis Liebenden sind als Menschenkinder vereint. Das Ge-
mälde zeigt uns den Moment dieser Erlösung. Die Schöne
hat sich im stillen Schilfwinkel das Fischgewand abgestreift
und dehnt wohlig die schlanken Glieder in der Sonne, während
der Rabe sich vom Walds herabläßt und das verhängnisvolle
Kleid mit dem Schnabel erfaßt. - Grasf ist kein Makart im
Malen reizvoller Weiblichkeit; die leichte Grazie, mit welcher
der Meister dieses Genres seinen Pinsel führte, fehlt dem
„Märchen" ebenso wie die korrekte Zeichnung der Franzosen.
Die Studien zu dem Bilde zeigen uns den Künstler als einen
recht ängstlichen Neuling auf dissem schwierigen Terrain und
es ist gar wohl begreiflich, daß er an das Modell gebunden
war und ohne dieses mit der Figur nicht weiter karn. Sein
Werk ist ein Versuch, der als solcher zwar nicht verurteilt
zu werden verdient, aber Correggio und Tizian habsn bei
Graefs „Märchen" nicht Gevatter gestanven. Ängstlich zart,
wie die Gestalt gezeichnet ist, so seicht und slau ist auch die
Farbe. Mit Ausnahme des Kopfes, der mit seinen schönen
Augen und langen Haarflechten sich warm aus der Fläche
heraushebt, bleibt das Ganze ziemlich wirkungslos. Hätte
doch der Unglücksrabe die Holde in ihrer Fischhaut gelassen:
wie viel Unheil wäre uns erspart geblieben!
Jm Aktsaale dcr Kunstschule zn Karlsruhc waren
dieser Tage die Skizzen für den lsistorischeii Festzug ausge-
stellt, der bei dem fünfhundertjährigen Jubiläum der Uni-
versität Heidelberg im August d. I. nbgeyalten wsrden soll.
Die Malcr Hoff, Sckiurth, Borgmann und Kallmorgen
haben jens Entwürfe hergsstellt und in farbenreicher Ab-
wechselung die halbtausendjährigen Schicksale von Stadt und
Universitüt Heidelberg entworfen. Die zwölf Hauptab-
teilungen, die ihrerseits wieder in zahlreiche Gruppen sich
sondern, sind folgende: 1386 Ruprecht I., Grllndung der
Universität; 1460 Kriegszug Friedrichs des Siegreichcn;
1560 Otto Heinrich, humanistische Lehranstalt, Bauthütigkeit
(Schloß); 1584 Joh. Kasimir, kulutia suounäa, das große
Faß; 1613 Friedrich V., Einzug seiner Gemahlin Elisabeth
von England; 1618 böhmische Gesandtschaft, welche die
Königswahl anzeigt; 1618 -1648 Ttzpen aus dem dreißig-
jährigen Kriege; 1660 Karl Ludwig, Wiederhersteller der
Pfalz; 1720 Karl Philipp, Jagdzug: 1760 Karl Theodor und
sein Hof; 1804 Wiederausrichtung der Universität unter dem
Namen Ruperto - Carolina durch Karl Friedrich von Baden;
Deutsche Burschenschast.
Vermischte Nachrichten.
O Ein ncucr Kirchciibau für Wicn. Ter Wiener Vor-
ort Ottakring hat im Laufe seiner Entwickelung besonderü
in den letztsn Dezennien eine so bedeutende Zunahme der
Bevölkerung aufzuweisen, daß die Notwendigkeit des Neu-
baues einer Kirche für denselbsn immcr deutlichcr zutage
tritt. Die Gemeinde Ottakring hat. daher beschlossen, für
diesen Zweck ein Anlehen aufzunehmen und zwar ein nicht
unbedeutendes, um den neuen Bau in monumentaler Weise
herstellen zu können. Eine kllrzlich ausgeschriebene beschränkte
Konkurrenz führte zu sehr erfreulichen Resultaten. Im
Sommer deS vorigen Jahres llberreichten die Ilrchitektcn
Wielemans und Reuter dem Kirchenbauverein, dessen
Protektorat Erzherzog Rudolf übernommen hat, ein gc-
meinschaftliches umfangreiches Projekt. Richard Jordnn
und Friedrich Schachner lieferten jeder einen selbständigen,
sorgsam ausgearbeiteten Entwurf. Die Risse und Ansichten
aller Projekte waren vom 26. Dezember 1885 an Lurch
mehrere Tage im Ottakringer Gemeindehause zur öffentlichen
Besichtigung ausgsstellt und haben ebenso in Fachkreisen wie
im größereu Publikum vielen Beifall gefunden. Eins vom
Üsterreichischen Jngenieur- und Architektenverein aufgestellte
Jury hat im allgemeinen sich für das Projekt Wielemans-
Renter ausgesprochen, jedoch demselben für bis Nusführung
Vereinfachungen auferlegt, da es die präliminirten Koften
nicht unbetrüchtlich überschreitet. DerAusspruch der Jurp wurde
in sxtsuso von der „Wochenschrift des Österreichischen In-
genieur- nndArchitektenvereins" (X. Jahrg., Nr. 49) abgedruckt.
Die ausgestellten Plüne gewähren einen umfassenden Einblick
in die Absichten der Architekten. Wislemans und Reuter habsn
eine Kirche im Sinne, die in den gedrungenen Verhältnissen
überhaupt und in vielen Einzelheiten an Werke der sitalieni-
schen Gotik sich anschlisßt. Manche Züge sind eigenärtig und
sehr glücklich erfunden, so dis Abwechselung zwischen kurzsn
und lnngen Travves, die Behandlung der Decke u. ß u,,
Von Travses kann hier übrigens nur uneigentlich die Rede
sein, da das Mittelschiff mit spitzbogig geführter Tonnc in
Eisenkonstruktion überspannt ist. Der Grundriß des Ganzen
zeigt ein oblonges dreischiffiges Haus mit auffallend breitem
Mittelschiffe und mit polngonem Chorabschluß aus sechs
Seiten des Zwölfeckes. Die Seitenschisse messen in der
Breite nur ca. ein Fünftel der Mittelschiffsbreite. Ein Chor-
umgang steht mit dem Char selbst nur mittels zrveisr Thüren
in Verbindung. Die Aufrisse und malerischen Ansichten
(unter denen ein vortreffliches Aquarell von dcr Hand
Wielemans') zsigen an der Fassade liturgisch links einen mäch-
tigen Turrn, der bis zum Helm vierseitig aufsteigt, dann
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Todcsfälle.
D Tcr Histaricii- imd Parträtmalcr Amaimi-Duval,
einer der hervorragendstcn Schüler von Jngres, ist am
2". Dezember im siebemmdsiebzigsten Lebensjahre zu Paris
gestorben.
Aunsthistorisches.
ltz-. Dic Ausgrabnngcn in Earnuntum, dem römischen
Lager bei Deutsch-Altenburg in dsr Nähs von Wien, haben
wührend des letzten Sommers erfreuliche Resultate er-
geben. Die bauliche Anlage des Forums in Mitte des
Lagcrs wurde bloßgelegt und hat sich immer klarer als ein
mächtiger, mit Säulen- und Pfeilerhallen umstellter Raum
ergeben, an den sich an der Südseite mehrere Sanktuarien,
an der Ostseite zahlreiche Räumlichkeitsn anschlossen. Jn der
Südostecke des Forums stieß man auf einen wohlausge-
mauerten Brunnen; nach der Seite des Munizipiums hin
ward ein Turm aufgedeckt, der in guadratischer Form aus
Gußiverk errichtet noch deutlich die vollständige Armirung
des Kernes mit Holzbalken und Pfosten iin Abdruck der letz-
teren zeigt. Zahlreiche Fundstücks wurden zutage gefördert,
darunter namentlich bemerkenswert eine schwere" goldene
Spange mit Jnschrift, ein schöngeformter silberner Löffel, je
cin Kopf aus Marmor und Terrakotta, zwei Torsi von Mar-
morstatuen, dann Waffenstllcke, Gefäße von Thon und Glas,
teils ganz, tsils fragmentirt, Teile von Jnfchriftsteinen und
zahlreiche Terrasigilatascherben mit Stempeln, elf Sarkophage
und endlich ein Relief, Herkules mit dem Löwen darstellend.
Die AusgrabungSarbeiten sind inzwischen mit Eintritt der
kälteren Jahreszeit eingestellt, um im kommenden Frühling
mit frischer Krast wieder in Angrisf genommen zu werden.
5ammlungen und Ausstellungen.
I I Gracfs „Märchcn". Seit kurzem sind in einem
Saale des Gebäudes der Gartenbaugesellschaft in Wien
Graefs vielbesprochenes „Märchen", diverse Studien zu dem
Bilde, einige PorträtS und Skizzen von Kompositionen histo-
rischen Genres öffentlich ausgestellt. Die Privatspskulation
hat der Neuqierde des Publikums Rechnung getragen, nach-
dcm die Kunsthallen im Schönbrunner- und Künstlerhause
dem eorxus ätzlioti des berühmten Berliner Modellprozessss
ihre Psorten verschlossen hatten. Das Gemälde wird keinen
besonderen Platz in der Kunstgeschichte einnehmen; lediglich die
Schwurgerichtssascikeln werden seinen Ruhm den ferneren
Zeiten bewahren. Hier nur einigs Worte zur näheren
Charakterisirung des Gegenstandes und über den künstleri-
schen Wert des Bildes. Nach der Mittcilung des Kataloges
ist die Darstellung keine Allegorie odcr Personifizirung des
„Märchens" als solches, sondsrn eine Jllustration zu einem
von Graef selbst eroachten Märchen und die Schöne im
Schilf eine regelrecht verzauberte Prinzessin, welche das
ganze Jahr hindurch in einem sntlegensn Waldses als Fisch
herumschwimmt, während ihr Brüutigam, der ebenfalls ver-
wunschene Prinz, als Rabe sehnsüchtig den See umkreist.
Nur an bestimmten Tagen entäußert sich die Maid ihres
Fischüberzuges und sonnt sich als Menschsnkind am Ufer;
nach kurzer Frist aber heißt sie der Zauber wieder in ihre
Verbannung zurilckkehren. Bringt der Zufall einnial den
Raben in die Nähe der Prinzessin und weiß er das Schuppen-
kleid dem See zu entführen, so ist der Zauber gelöst und
dis Liebenden sind als Menschenkinder vereint. Das Ge-
mälde zeigt uns den Moment dieser Erlösung. Die Schöne
hat sich im stillen Schilfwinkel das Fischgewand abgestreift
und dehnt wohlig die schlanken Glieder in der Sonne, während
der Rabe sich vom Walds herabläßt und das verhängnisvolle
Kleid mit dem Schnabel erfaßt. - Grasf ist kein Makart im
Malen reizvoller Weiblichkeit; die leichte Grazie, mit welcher
der Meister dieses Genres seinen Pinsel führte, fehlt dem
„Märchen" ebenso wie die korrekte Zeichnung der Franzosen.
Die Studien zu dem Bilde zeigen uns den Künstler als einen
recht ängstlichen Neuling auf dissem schwierigen Terrain und
es ist gar wohl begreiflich, daß er an das Modell gebunden
war und ohne dieses mit der Figur nicht weiter karn. Sein
Werk ist ein Versuch, der als solcher zwar nicht verurteilt
zu werden verdient, aber Correggio und Tizian habsn bei
Graefs „Märchen" nicht Gevatter gestanven. Ängstlich zart,
wie die Gestalt gezeichnet ist, so seicht und slau ist auch die
Farbe. Mit Ausnahme des Kopfes, der mit seinen schönen
Augen und langen Haarflechten sich warm aus der Fläche
heraushebt, bleibt das Ganze ziemlich wirkungslos. Hätte
doch der Unglücksrabe die Holde in ihrer Fischhaut gelassen:
wie viel Unheil wäre uns erspart geblieben!
Jm Aktsaale dcr Kunstschule zn Karlsruhc waren
dieser Tage die Skizzen für den lsistorischeii Festzug ausge-
stellt, der bei dem fünfhundertjährigen Jubiläum der Uni-
versität Heidelberg im August d. I. nbgeyalten wsrden soll.
Die Malcr Hoff, Sckiurth, Borgmann und Kallmorgen
haben jens Entwürfe hergsstellt und in farbenreicher Ab-
wechselung die halbtausendjährigen Schicksale von Stadt und
Universitüt Heidelberg entworfen. Die zwölf Hauptab-
teilungen, die ihrerseits wieder in zahlreiche Gruppen sich
sondern, sind folgende: 1386 Ruprecht I., Grllndung der
Universität; 1460 Kriegszug Friedrichs des Siegreichcn;
1560 Otto Heinrich, humanistische Lehranstalt, Bauthütigkeit
(Schloß); 1584 Joh. Kasimir, kulutia suounäa, das große
Faß; 1613 Friedrich V., Einzug seiner Gemahlin Elisabeth
von England; 1618 böhmische Gesandtschaft, welche die
Königswahl anzeigt; 1618 -1648 Ttzpen aus dem dreißig-
jährigen Kriege; 1660 Karl Ludwig, Wiederhersteller der
Pfalz; 1720 Karl Philipp, Jagdzug: 1760 Karl Theodor und
sein Hof; 1804 Wiederausrichtung der Universität unter dem
Namen Ruperto - Carolina durch Karl Friedrich von Baden;
Deutsche Burschenschast.
Vermischte Nachrichten.
O Ein ncucr Kirchciibau für Wicn. Ter Wiener Vor-
ort Ottakring hat im Laufe seiner Entwickelung besonderü
in den letztsn Dezennien eine so bedeutende Zunahme der
Bevölkerung aufzuweisen, daß die Notwendigkeit des Neu-
baues einer Kirche für denselbsn immcr deutlichcr zutage
tritt. Die Gemeinde Ottakring hat. daher beschlossen, für
diesen Zweck ein Anlehen aufzunehmen und zwar ein nicht
unbedeutendes, um den neuen Bau in monumentaler Weise
herstellen zu können. Eine kllrzlich ausgeschriebene beschränkte
Konkurrenz führte zu sehr erfreulichen Resultaten. Im
Sommer deS vorigen Jahres llberreichten die Ilrchitektcn
Wielemans und Reuter dem Kirchenbauverein, dessen
Protektorat Erzherzog Rudolf übernommen hat, ein gc-
meinschaftliches umfangreiches Projekt. Richard Jordnn
und Friedrich Schachner lieferten jeder einen selbständigen,
sorgsam ausgearbeiteten Entwurf. Die Risse und Ansichten
aller Projekte waren vom 26. Dezember 1885 an Lurch
mehrere Tage im Ottakringer Gemeindehause zur öffentlichen
Besichtigung ausgsstellt und haben ebenso in Fachkreisen wie
im größereu Publikum vielen Beifall gefunden. Eins vom
Üsterreichischen Jngenieur- und Architektenverein aufgestellte
Jury hat im allgemeinen sich für das Projekt Wielemans-
Renter ausgesprochen, jedoch demselben für bis Nusführung
Vereinfachungen auferlegt, da es die präliminirten Koften
nicht unbetrüchtlich überschreitet. DerAusspruch der Jurp wurde
in sxtsuso von der „Wochenschrift des Österreichischen In-
genieur- nndArchitektenvereins" (X. Jahrg., Nr. 49) abgedruckt.
Die ausgestellten Plüne gewähren einen umfassenden Einblick
in die Absichten der Architekten. Wislemans und Reuter habsn
eine Kirche im Sinne, die in den gedrungenen Verhältnissen
überhaupt und in vielen Einzelheiten an Werke der sitalieni-
schen Gotik sich anschlisßt. Manche Züge sind eigenärtig und
sehr glücklich erfunden, so dis Abwechselung zwischen kurzsn
und lnngen Travves, die Behandlung der Decke u. ß u,,
Von Travses kann hier übrigens nur uneigentlich die Rede
sein, da das Mittelschiff mit spitzbogig geführter Tonnc in
Eisenkonstruktion überspannt ist. Der Grundriß des Ganzen
zeigt ein oblonges dreischiffiges Haus mit auffallend breitem
Mittelschiffe und mit polngonem Chorabschluß aus sechs
Seiten des Zwölfeckes. Die Seitenschisse messen in der
Breite nur ca. ein Fünftel der Mittelschiffsbreite. Ein Chor-
umgang steht mit dem Char selbst nur mittels zrveisr Thüren
in Verbindung. Die Aufrisse und malerischen Ansichten
(unter denen ein vortreffliches Aquarell von dcr Hand
Wielemans') zsigen an der Fassade liturgisch links einen mäch-
tigen Turrn, der bis zum Helm vierseitig aufsteigt, dann