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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Rosenberg, Adolf: Die Konkurrenz um die Berliner Rathausbilder
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Die Zulassung von Werken der dekorativen Kunst auf der Jubiläumsausstellung in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0170

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Die Zulassung von Werken der dekorativen Kunst auf der Jubiläumsausstellung zu Berlin,

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tektonischen Hintergrund dieser ganzen Figurenreihe,
welche durch die vielen schwarzeu Röcke sehr monoton
wirkt, bildet eine halbrunde Halle, die sich rechts und
liuks zu Triumphbögen vffuet,

Wenn es sich darum handelt, einem jungen, viel-
versprechenden Talente durch Übcrtraguug einer großen
Aufgabe den Weg zu bahnen, so kann man, wie gesagt,
nnr mit der Entscheidung der Jury einverstanden sein,
um so mehr, als der Magistrat ja Herr iu seiuem
cigeuen Hause ist. Aber wir wiederholen unsere Ansicht
dahin, daß die Skizzen in der vorliegenden Gestalt
nicht znr Aussiihrung geeignet sind. Es ist dem Kiinstler
weder gelungen, die allegorischen und realistischen Ele-
meute zu einer Stileinheit zu verschmelzen, noch den
Juhalt seiner Kompositionen so deutlich zu machen,
daß derselbe ohne erkläreude Unterschrifteu verständlich
ist. Uud Popularität der Darstellung scheint uns doch
eine der Hauptbedingungen der mouumentalen Kunst
zu sein, falls dieselbe ihre Wirkung auf das Volk nicht
vcrsehleu svll. Eine Umarbeitung, welche eine eiuheit-
liche Gestaltung und größere Klarheit zu erreichen hätte,
scheiut uns daher dringend geboten. Das kann dem
Künstler nicht schwer werden, da es ihm offenbar an
Reichtum der Phantasie und der Erfindung und an
einem gewissen Schwunge der Darstellung nicht gebricht.

A-olf giosenberg.

Die Zulassung von lverken der dekorativen Aunst
auf der Zubiläuinsausstellung zu Berlin.

Uä. — Der Senat der königl. Akademie der
Künste zu Berlin hat beschlossen, daß bei der Jubi-
läumsausstellung, welche im Sommer 1886 im königl.
Laudesausstellnngspalast stattfinden wird, neben den
Werken der Malerei, der Plastik und der Architektnr
auch Werke der dekorativen Kunst ihren Platz finden
svlleu, und hat eine Kommission, bestehend aus den
Herreu: Baurat Heyden, Professor Ewald, Direktor
Dvhme, Prosessor Lessiug, Kammerherr Graf Secken-
dorff, beaustragt, die angemessene Beschickung der Aus-
stellung mit Werken der letzteren Art thunlichst zu
sörderu.

Es handelt sich darum, vorzügliche Arbeitcn zu
wählen, welche ihrer Zweckbestimmung nach zu
den Gebranchsgegenständen zu rechnen wären,
die aber durch hervorragende Beteiligung der
bildenden Künste zu Kunstwerken veredelt
sind.

Derartige Werke sollen nicht etwa einen knust-
gewerblichen Anhang der Kunstausstellung bilden, sie
sollcn anch nicht als dekorative Stnckc zur Aus-
schmückung der Säle angesehen werden, sondern müssen

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durch den Grad der auf ihre Herstellung vcrwendetcn
Kunstthätigkeit als wirkliche künsllerische Schöpfungen
gleichwertig neben Gemälden und Bildwerken zu stehen
verdieueu. Da sich sür diese Art der Ausstellung dic
früher in Deutschland vorhandene Praxis verlorcu hat,
die betreffenden Gegenstände vielmehr während der
letzten Zeit als Glanzpunkte kunstgewerblicher Aus-
stellungen znr Schau zu kommen pflegten, so dürste es
nicht ganz leicht sein, sosort die Grenzen sestzustelleu,
innerhalb deren solche Stücke zu Kunstausstellungeu
heranznziehen sein werden.

Am leichtesteu loerden sich geeiguete Stücke uuter
den Arbeiteu in Edelmetall finden, Ehrengeschenke
in Silber sind in großer Zahl durch hervorragende
Künstler entworfen und modellirt worden. Jn Brvnzc
können Springbrunnen, Kandelaber, Botivtafeln nnd
Prachtgeräle iu Frage kommen; in Eisen getriebene
und tauschirte Stücke von vollendet künstlerischer Zeich-
nung; in Thon und Porzellan besouders schön her-
gestellte Aufsätze, gemalte Vasen und Figuren; in Glas
Kunstschleifereieu nach besonderen Kvmpositiouen, auch
wohl Gefäße mit künstlerisch durchgebildeter Fassung;
in Stein Prachtgeräte und Mosaiken; außcrdem die
Werke der Glyptik, Kameen und ähnliches. Bei den
Holz- und Möbelarbeiten wird die Auswahl be-
sonders schwer sein, es wird an Stücke gedacht,
Kassetten oder sonstige Schmuckmöbel mit malerischer
oder plastischer Dekoration.

Jnnerhalb der dekorativen Malerei werdcn
Diplome, serner Supraporten, Wandfüllungen, bemalte
Wandschirme, ferner Glasmalereien, vielleicht auch
Emailmalereien in Frage kommen. Selbst inner-
halb der Stickerei und Lederarbeit könneu einzelne
Stücke von ganz hervorragender Schönheit der Koni-
Position und Aussührung herangezogen werdeu.

Jn allen diesen Fällen wird aber die Höhe der
selbständigen künstlerischen Erfinduug das
Maßgebende sür die Anuahme sein. Die vor-
züglichc Ausführung darf nicht fehlen, kann aber
allein kein Recht auf Anuahme begriiuden. Der
Senat erwartet, daß durch diese ehrenvolle Form der
Ausstellung dekorativer Arbeiten die Teilnahme hervor-
ragcnder Kllnstler für derartige Aufgaben in erhöhtem
Maße gewonnen werden wird.

Um zunächst ein Berzeichnis der eutsprechendcn
Arbeiteu, welche in den letzten zwanzig Jahren her-
gestellt sind, zu erlangen, hat der Senat an Personeu,
von deren Beziehungen zum Kunstgewerbe oder sonsti-
ger Stellung eine Förderung der Sache zu erhoffen
ist, nur in beschränkter Zahl ein Rundschreiben ver-
sandt, dem obige Mitteilungen zum Teil wörtlich ent-
nommen sind. Wir haben oben die Stellen, aus
 
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