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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Neue photographische Aufnahmen von Alinari
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0202

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Neue photographische Aufnahmen von Alinari. - Ausgrabungen und Funde.

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Jn Padua hat Herr Alinari einen bisher noch
wenig berührtcn Boden gefunden. Seincr Ansdauer
und seiner Gewandtheit ist es zu verdanken, eine der
schwicrigsten Arbeiten, die nian sich denken kann, treff-
lich zustande gebracht zu haben, die nämlich, die be-
riihmten Bronzen von Donatello und den kostbaren
Kandelaber von Andrea Riccio bei dem üußerst mangel-
hasten Lichte in der Kirche des heil. Antonius auf-
genommen zu haben. Was ihn speziell zu dieser
Arbeit bewogen hat, ist die mit deni Verleger Ulrich
Hoepli vvn Mailand eingegangene Verpflichtung, ein
bcsonderes Donatelloalbum fllr die fllnfhundertjährige
Geburtsfeier des Florentiner Bildhauers in diesem
Jahre herauszugeben, welches kllrzlich in sehr schöner
Ausstattung erschienen und mit erläuternvem Texte von
Prof. Cavallucci aus Florenz versehen ist.

Aber auch andere Schätze der Kirche hat der
Photograph bei dieserGelegenheitberücksichtigt. Nament-
lich die beiden stattlichen Seitenkapellen (Capp. di
S. Felice und Capp. del Santo) mit ihrem kllnstleri-
schen Schmuck. Als Ersatz fllr das wenige, was er
zwar von den Fresken in der Capp. S. Felice ab-
bilden konnte, mag das viele gelten, was er in dem
benachbarten Kirchlein von San Giorgio anfgenvmmen
hat, und zwar mit sehr befriedigendem Resultat, wir
meinen die Fresken der Vervneser AltichiÄi da Zevio
und Jac. d' Avanzo. Von letzterem ist auch das be-
zeichnete Wandgemälde im Kirchlein S. Michele nicht
llbersehen worden.

Aus der Kirche degli Eremitani sind treffliche
Blättcr nach den Fresken von Mantegna und von all
seincn Mitarbeitcrn entstanden, darunter auch mehrere
nach einzelnen Köpfen des klassischen Meisters, bei
denen man sozusagen jeden Pinselstrich wahrnehmen
kann. Aus der Scuola del Santo sind zum ersten-
mal die bekannten Wandmalereien nach den Origi-
nalen kopirt, die leider heutzutage im kläglichsten Zu-
stande Vvr uns stchen. Wir bemerken darunter die nn
schönen Köpfen reiche Kompositivn, deren Urhebcrschaft
anf Bart. Montagna znrllckgeht, auf die in der zweiten
Ausgabe Les Anonymus des Morelli (S. 21) hin-
gcwiesen ist.

Schließlich sei noch der städtischen Galerie von
Padua gedacht, wo bekanntlich seit verschiedenen Jahren
das Kapitalwerk vvn Romanino ans Santa Giustina,
mit dem wundervollen Rahmen, prangt. Dieses und
andere wertvolle Bilder sind ebenfalls, nieistens schr
schön, photographirt worden, teilweise auch in größerem
Format.

Während diese Zeilen gedruckt wurden, ist uns
noch eine Reihenfolge von neucn Anfnahmen derselben
Firma zu Gesicht gekommen, die das Jnnere des
Florentiner Baptisteriums ausführlich illustriren, indem'

bei der Arbeit sowohl die Mosaiken der Decke als die
der Steinböden, die Architektur der Wände und die
Skulpturen ins Auge gefaßt wurden.

0. U.

Ausgrabungen und Funde.

6. v. 11 Funramentbau des Campanile von S. Marco
zu Venedig. Die Nachgrabungen, die im vergangenen Som-
mer durch den venezianischsn Altertumsforscher Giac. Boni
vorgenommen wurden, um Aufschluß über die Fundamenti-
rung des S. Markusturmes zu erhalten — dersslbe hat sich
bekanntlich bis heute in nahezu völlig senkrechter Lage er-
halten — haben die interessantesten Resultate zutage ge-
fördert, worüber der Genannls in einsm der letztsn Hefte
des.Irellivio vsnsto (Bd. XXIX, Heft 2) ausführlich be-
richtet. Hiernach stieß man zuerst in der ungefähren Tiefe
von 2>/2 Fuß unter dem jstzigen Pflaster auf ein älteres aus
Backstein. Über Lessen Niveau zeigt der Bau fünf Stufen in
Quadermausrwerk (wovon drei über das jetzige Pflaster her-
ausragen) — daruntsr sieben Schichten von masfiven Stein-
blöcken verschiedenen Materials (Pürphyr, Trachit, istrianer
Kalkstein), deren unterste eine Stärke von fast 3 Fuß er-
reicht. Diese letztere nun ruht auf einer doppelten Schichte
von kreuzweise über einander gelegten eichenen Pfosten, welche
hinwieder auf einer Untsrlage von dicht neben einander
eingerammten Pfählen aus Pappelholz von bloß etwa 8 Zoll
Stärke liegen. Die Fläche des Holzrostes springt nur um
wenige Zolle über das Mauerrverk vor, und feine Tragfähig-
keit ist daher vorzugsweise durch die außerordentliche Dichtig-
ksit der Thonschichte bedingt, in welche die Pfähle einge-
rammt sind. Trotz eines nahe tausendjährigen Zeitraumes
hat das Holz seine Widsrstandsfähigkeit, wie auch seine ur-
sprüngliche faserige Struktur bewahrt, dank eben der Dichte
des Materials, in dem es eingebettet liegt. — Eine ganz
ähnliche Gründungsart auf Ulmenpfählsn mit darüber geleg-
ten Rotbuchenschwellen hat C. Boito auch für S. Marco nach-
gewiesen. — Boni macht darauf aufmerksam, daß an Stelle
der in den Umgebungen der Stadt wachsenden Holzarten für
den Gebrauch bei Fundamentirungen fpäter, als sich das
Territorium der Republik bis an die Alpen ausgedehnt hatte,
mit Vorliebe dorther bezogenes Lerchenholz trat; — so schon
beim Bau des Dogenpalastes im 14. Jahrhundert. Die
Fundirung des letzteren ist übrigens in wesentlichen Punkten
von jener des Markusturmes abweichend, insofern dabei
keine eingerammtsn Pfähls, sondern blotz horizontalliegende
Schwsllen in Änwendung kamen, gleichzeitig jedoch durch
Ausdehnung der Fläche der letzteren über jene des darauf-
gesetzten Mauerkörpers hinaus, die Last dieses auf eine viel
größere Basis, als die dem Grundplan des Baues ent-
sprechende, verteilt wurde.

1'x. Metope vom Parthenon. Jn einer der letzten
Sitzungen der Xeacismis cks8 iuseriptlons berichtete M. Ra-
vaisson von dem Funde eines Abgusses in Cement der Par-
thenonmetope, die das Louvre besitzt, welchen Abguß der
Vortragende in England (woselbst er früher dsr bekannten
Sammlung Malcolm angehört hatte) für das Louvre erwarb,
und der von dem Original dadurch abweicht, daß darauf
zwei Mädchenköpfe und einige kleinere Details erscheinen,
welche auf jensm nicht vorhanden sind. Der Zeitpunkt der
Herstellung des Abgusses läßt sich auf das Jahr 1785 zurück-
verfolgen, wo ihn Mr. de Choifeul, der damalige französische
Gesandte in Athen, an Ort und Stelle veranlaßt und später
nach Frankreich mitgsbracht haben foll, woher er dann nach
England kam. Daß die Marmormetops des Louvre seit jener
Zeit, ehe sie in letzteres gelangte, manchen Beschädigungen
ausgesetzt war, läßt sich voraussetzen und daher mit Recht
annehmen, der fragliche Abguß gebe ihren intakteren Zustand
wieder. Dem Einwand, daß der Abguß den Versuch einer
Restitution darstellen könnte, begegnste der Vortragende mit
dem Hinweis darauf, daß sich die Spuren einer solchen wohl
an dem oberen Teile des dritten Kopfes deutlich kennzeichnen,
die der Versertiger des Abgusses vorgenommen haben mochte,
um das fehlende kleine Stück zu ersetzen, während es ihm
nicht einfiel, den ebenfalls fehlenden g anzen Kopf der vier-
 
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